Vor zwei Jahren ist mit dem vierten Teil der John Wick Filme der vermeintlich letzte Teil der Actionreihe erschienen. Zuvor wurde den Zuschauern im dritten Teil der John Wick-Reihe die Ballerinen der Verbrecherorganisation Ruska Roma vorgestellt. Nun bekommt eine von ihnen ihre eigene Geschichte.
Die Handlung spielt zwischen dem dritten und vierten Teil der Hauptreihe und dreht sich um Eve Maccaro (gespielt von Ana de Armas). Sie will sich an dem ominösen Oberhaupt (Gabriel Byrne) einer Sekte aus Attentätern für den Tod ihres Vaters rächen. Dafür tritt sie der Verbrecherorganisation Ruska Roma bei, welche ihr das Töten beibringen. Dabei trifft sie im Laufe der Handlung auf alte und neue Gesichter der Reihe und steht am Ende vor einer Wahl, die ihr ganzes Leben für immer verändern wird. Mehr muss man über die sehr kurzweilige und austauschbare Handlung nicht wissen. Die kriminelle Unterwelt mit ihren Regeln und den Continental Hotels, welche in den vorangegangenen Filmen eingeführt wurde, wird leider auch nicht weiter ausgebaut.
Der offizielle Trailer zum Film passend unterlegt mit Elton John. Video: YouTube/LIONSGATE
Altes bewährt sich
Die Handlung ist aber auch bei den Filmen der Reihe, aufgrund der ausgiebigen Action, oft zweitrangig gewesen. In Ballerina nimmt diese wieder im Handlungsverlauf immer mehr Fahrt auf und wird vom Regisseur Len Wiseman großartig in Szene gesetzt. Die Kamera hält ohne hektische Zwischenschnitte auf die Actionszenen und stellt die kreativen und brutalen Tode der Bösewichte brutal zur Schau. Was die Vorgänger so einzigartig machte, ist die Interaktion der Charaktere mit der Szenerie. Da in einer Küche üblicherweise keine Schusswaffen zu finden sind, greifen die Figuren zu Tellern und Küchenmessern, um sich gegenseitig umzubringen.
Ballerina bietet, ohne zu viel zu verraten, komplett neue Szenarien, welche die Charaktere vor neue Herausforderungen stellt. Unter anderem eine Szene mit vielen Handgranaten ist sehr unterhaltsam inszeniert. Auch das von Keanu Reeves in Matrix erfundene und anschließend mit John Wick perfektionierte Gun-Fu – also der akrobatische und fast schon tänzelnde Umgang mit Waffen – kommt bei der Action wieder zum Einsatz. Mit dem Unterschied, dass statt Keanu Reeves nun Ana de Armas diese Kunststücke vollführt.
Stylisches Neonlicht und starke Kontraste, welche man in fast jeder Szene sieht, sorgen wieder für den typischen Look des Franchise. Dadurch entsteht eine oft sehr ästhetische Optik, die sich in Kombination mit den Kämpfen problemlos mit der Hauptreihe messen kann. Leider merkt man vor allem gegen Ende, dass das Budget mit knapp 90 Millionen US-Dollar nicht so hoch ist wie bei den Filmen der Hauptreihe. Besonders bei manchen Effekten im Hintergrund erkennt man, dass diese virtuell aus dem Computer stammen. Trotzdem mindert das nicht die schlagkräftigen Kampfchoreografien, die im Vordergrund stattfinden.

Eve (Ana de Armas) in Aktion. Foto: LIONSGATE
Alte und neue Charaktere
Mit Eve wird ein neuer Charakter eingeführt, während gleichzeitig auch bekannte Figuren des Franchise zurückkehren – entweder in kurzen Cameo-Auftritten oder als Teil der Handlung. Über den gesamten Film machen die Schauspieler eine gute Performance, auch weil die Handlung meistens ohne viele Dialoge und Charakterentwicklungen auskommt. Unter den bekannten Charakteren befinden sich Winston (Ian McShane) und die Direktorin (Anjelica Houston). Beide spielen als Cameos nur einen winzigen Teil in der Handlung.
Des Weiteren können Fans wahrscheinlich zum letzten Mal den Hotelier Charon auf der großen Leinwand sehen. Leider ist Lance Reddick, welcher Charon verkörperte, 2023 nach kurzer Krankheit mit 60 Jahren verstorben. Der neu eingeführte Auftragskiller Daniel Pine (Norman Reedus) spielt nur für einen kurzen Teil eine wichtige Rolle in der Handlung, obwohl er zuvor groß angekündigt wurde.

Eve (Ana de Armas) und John Wick (Keanu Reeves) stehen sich gegenüber. Foto: LIONSGATE
Zu guter Letzt ist da noch John Wick (Keanu Reeves). Dieser hat vor allem gegen Ende einen wichtigen Teil in der Handlung. Obwohl Keanu Reeves erstaunlicherweise mit Anfang 60 wieder in seiner ikonischen Rolle Stunts vollführt, ist seine Rolle im Film nicht unbedingt nötig. Hier hätte man stattdessen Platz für neue Figuren machen können. Wenn aber jemand aus dem Cast besonders heraussticht, ist es Ana de Armas. Mit ihrem wortkargen Schauspiel und der Menge an Stunts, die sie für den Film selbst ausgeführt hat, könnte sie definitiv eine eigene Filmreihe innerhalb dieses Universums bekommen.

Ana de Armas und Regissuer Len Wiseman beim Dreh. Foto: LIONSGATE
Action pur im John-Wick-Style
Wer über eine austauschbare und vorhersehbare Handlung hinwegsehen kann, und stattdessen großartige Kampfchoreografien und feurige Action sehen will, wird von Ballerina nicht enttäuscht. Der Film ist eine gute Ergänzung der Hauptreihe und sehenswert für alle Fans des John Wick-Universums und für jeden Actionfan