Mit der Maus hinters Lenkrad

von | 22. Januar 2010

Die Durchführung der theoretischen Fahrschulprüfung ist mit Beginn des Jahres 2010 nur noch am PC möglich. Was sich verändert, verrät Thomas Riedel im Interview.

Thomas Riedel, Fachabteilungsleiter für Fahrschulwesen der DEKRA Niederlassung Chemnitz, erläutert gegenüber medien-mittweida.de was angehende Autofahrer in ihrer Theorieprüfung erwartet.

Was sind die Vorteile einer Theorieprüfung am PC?

Der PC ist das Medium, das junge Leute nutzen, in dieser Hinsicht ist die Umstellung sehr sinnvoll. Der Prüfling wird künftig mehr gefordert sein, denn ein striktes Auswendiglernen der Prüfungsfragen ist nicht mehr möglich. Jeder Führerscheinanwärter im Prüfungsraum hat einen eigenen Laptop oder Tablet-PC mit dazugehöriger Maus oder Stift. Ein Blick auf den Bildschirm des Nachbars ist nicht hilfreich, da alle Prüflinge eine andere Reihenfolge der Fragen haben und der Fragenkatalog mit weit über 1.000 Aufgaben, beispielsweise in der Fahrzeugklasse B, genügend Auswahl bietet. Eine verstärkte Auseinandersetzung mit den Inhalten der Theorie ist damit beabsichtigt. Mehr Wissen zu den Regeln im Straßenverkehr erhöht die Sicherheit, gerade bei Fahranfängern ist das wichtig.

Die Prüfung selbst wird nun in kleineren Gruppen von zirka zehn Leuten durchgeführt. Die ersten Prüflinge die mit der neuen Technik geprüft wurden, bestätigten ihre überaus positiven Erfahrungen mit dem System. Die entspannte Atmosphäre und der Fakt, dass nur eine Frage auf dem Display zu sehen ist, wird besonders gut angenommen. Gute und neue Möglichkeiten bietet die Prüfung für Menschen mit einer Leseschwäche oder Menschen die kein Deutsch sprechen. Eine audiounterstütze Prüfung mit Kopfhörern ist nun ohne vorherige Anmeldung möglich und in elf Fremdsprachen an allen Prüfstandorten möglich. Die deckende Änderung aller Prüfungsbögen, etwa wegen Gesetzesänderungen, ist künftig per Knopfdruck möglich. Im Klartext: Fragen können leichter angepasst und klarer formuliert werden – das erspart eine Menge Geld. Das Zurückziehen der alten Prüfungsbögen oder deren Beseitigung entfällt damit.

Was ist neu an der theoretische Fahrprüfung am PC?

Ab Januar 2010 ist die theoretische Führerscheinprüfung in Deutschland am Computer gesetzlich vorgeschrieben. Sachsen setzte dies bereits im März 2009 flächendeckend um. Bisher bestand die Theorieprüfung in Deutschland aus Multiple-Choice-Fragen mit fester Antwortreihenfolge, die dem Prüfling auf Papierbögen vorgelegt wurden. „Die neue Computertechnik, erlaubt eine ganz neue Qualität der Fragestellung. So ist in Zukunft auch die Einbindung von Videosequenzen im Gespräch um die Prüfung noch interaktiver zu gestalten. Auch der zunehmende Ausbau der Fremdsprachenunterstützung ist geplant. Der Prüfling muss kein Computerprofi sein, lediglich den Umgang mit einer „Maus“ muss er beherrschen. Je nach Prüfstelle und Prüforganisation, kann es auch ein Tablet-PC mit einem berührungsempfindlichen Bildschirm sein.

Ebenfalls neu ist, dass die Software den Prüfling an eventuell vergessene Fragen erinnert. Nach der Prüfung erhält jeder ein individuelles Fehlerprotokoll. Fehler aus dem jeweiligen Themengebiet sind darauf genannt und erlauben bei einem Nichtbestehen eine bessere Vorbereitung auf die nächste Prüfung. Allerdings muss der Prüfling nach der Umstellung tiefer in die Tasche greifen. So kostete eine Theorieprüfung der Klasse B (Pkw) vor dem 1. März 2009 – 11,07 Euro, so werden nun 20,83 Euro fällig. Der Preis setzt sich aus 9,30 Euro reiner Prüfungsgebühr, 8,20 Euro PC-Gebühr und 3,33 Euro Mehrwertsteuer zusammen.

Wie bereitet sich ein Prüfling in Zukunft vor und was passiert wenn die neue Technik in der Prüfung aussetzt?

Die Prüfungsvorbereitung ist ebenfalls auf digitaler Ebene möglich, verschiedene Lehrmittelanbieter bieten die Materialien inzwischen auch als Software an. Erhältlich sind diese Übungsbögen, welche die gleichen Fragen wie die späteren Prüfungsfragen enthalten, im Internet oder im Fachhandel in Form eines Datenträgers. Die Computer der Prüflinge sind über ein Netzwerk mit dem Prüfer-PC verbunden. Ein direkter Absturz des Systems während der Prüfung ist mir nicht bekannt. Allerdings gab es mal einen Fall, in dem der Akku versagte. Doch solange der Prüfer PC aktiv bleibt sind die Ergebnisse nicht verloren. Der Prüfling bekam einen anderen Laptop und konnte an der gleichen Stelle seine Prüfung fortsetzen. In Deutschland existiert ein einheitliches Prüfungsprogramm, welches bisher noch keine Probleme machte.

Wir bedanken uns für das Gespräch.

<h3>Robert Sensfuß</h3>

Robert Sensfuß