Kulturelle Schatzkammer

von | 20. Januar 2010

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden feiern in diesem Jahr ihre 450-jährige Geschichte. medien-mittweida.de sprach mit dem Generaldirektor Prof. Dr. Martin Roth über künstlerische Entwicklungen und internationale Herausforderungen.

In elf einzigartigen Museen bewahren die Staatlichen Kunstsammlungen Kostbarkeiten von unschätzbarem Wert. Der Sammlungsursprung ist auf die Kunstleidenschaft sächsischer Kurfürsten und polnischer Könige seit dem 16. Jahrhundert zurückzuführen. Bilder weltberühmter Maler, viele Skulpturen und das Grüne Gewölbe sind einige der Schätze, durch die die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu den bedeutendsten Museen der Welt gehören.

Über die Grenzen hinaus

Der erste Satz aus dem Kulturleitbild der sächsischen Landeshauptstadt lautet: „Kultur steht im Zentrum der Identifikation mit Dresden“. Neben den zahlreichen Kultureinrichtungen Dresdens, sind es unter anderem die Staatlichen Kunstsammlungen, die durch ihren internationalen Ruf zum einen die ganze Welt auf Dresden blicken lassen, andererseits selbst zu einem beliebten, internationalen Kooperationspartner werden. Beispielsweise beteiligen sie sich in diesem Jahr an der Ausstellung „Die Kunst der Aufklärung“ zur Eröffnung des National Museum of China in Peking und an der EXPO 2010 in Shanghai. Gegenüber medien-mittweida.de sprach Prof. Dr. Martin Roth, der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden über das Jubiläumsjahr, die Veränderungen im kommenden Jahrzehnt und Synergieeffekte nationaler sowie internationaler Museen.

Prof. Dr. Roth, die bedeutendsten Kunstschätze der Welt zu bewahren ist ein verantwortungsvolles Amt. Welche Rolle spielt insbesondere das Jubiläumsjahr 2010 dabei?

Das Jubiläumsjahr ist ein ganz besonderer Höhepunkt, den wir gebührend – wenn auch in aller Bescheidenheit – feiern wollen. Das Jahr 2010 bringt den Kunstsammlungen vor allem eine Reihe von Neueröffnungen. Am 7. März werden sich erstmals die Türen zur Türckischen Cammer – der bedeutendsten Sammlung osmanischer Kunst außerhalb der Türkei – öffnen. Im Juni öffnet dann endlich auch das Albertinum wieder: Als Haus für die Kunst von der Romantik bis zur Gegenwart. Darauf haben nicht nur die Dresdnerinnen und Dresdner lange gewartet.

In 450 Jahren Sammlungsgeschichte hat sich der Kunstbegriff immer wieder neu definiert. Welche künstlerische Weiterentwicklung ist bei den Staatlichen Kunstsammlungen für das kommende Jahrzehnt geplant?

Pauschal ist das schwer zu sagen. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben sich zu Deutschlands zweitgrößtem Museumsverbund entwickelt. Wir haben meines Erachtens drei wesentliche Aufgaben in den vor uns liegenden Jahren: Zum einen die Provenienzforschung, das heißt wir müssen die Herkunft aller unserer Kunstwerke eindeutig klären um ausschließen zu können, dass sich Kunstwerke unrechtmäßig in unserem Besitz befinden. Zum zweiten: Eine stärkere Ausrichtung auf zeitgenössisches Kunstschaffen. Das ist meines Erachtens in den vergangenen Jahrzehnten etwas zu kurz gekommen, was vor allem auch dem Fehlen entsprechender Ausstellungsmöglichkeiten geschuldet war und ist. Und drittens: eine noch stärkeres Engagement in den Bereichen Bildung und Forschung.

Welchen internationalen Herausforderungen werden sich Dresdens altehrwürdige Kunstsammlungen in der Zukunft stellen müssen?

Die größte Herausforderung der Zukunft ist mit Sicherheit die Finanzausstattung. Hier kann meines Erachtens nicht weiter gespart werden ohne Substanz und Qualität der Sammlungen ernsthaft zu schädigen. Es reicht aber nicht aus mit dem Finger auf die Landesverwaltung zu zeigen und in Zeiten allgemeiner Finanzkrise nach mehr Geld zu rufen. Mein Plädoyer ist: Die Museen national wie international sollten enger zusammenrücken und gemeinsam mögliche Synergien oder Kooperationen prüfen, das heißt prüfen, wie sie sich gegenseitig und vor allem der Größere und Berühmtere dem Kleineren oder Unbekannten helfen kann.

International werden sich die Kunstsammlungen auch in diesem Jahr weiter engagieren. Als besonderes Highlight möchte ich hier die für September geplante Ausstellung zur Kunst der Aufklärung in Peking hervorheben. Die Kunstsammlungen Dresden, München und Berlin werden sich damit gemeinsam im dann neu eröffneten Nationalmuseum in Peking präsentieren. Wir sind damit die ersten internationalen Gäste in diesem Haus. Das ist ein großartiger Erfolg.

Die Jubiläumsausstellung „Zukunft seit 1560. Die Ausstellung“ zeichnet Dresdens Kontinuität des Kunstsammelns nach. Welches Exponat der Staatlichen Kunstsammlungen ist Ihr persönliches Lieblingsstück und warum ist es so besonders?

Diese Frage kann ich nicht beantworten. Das ist so, als würden sie einen Vater fragen, welches seiner Kinder er am liebsten hat.

Wir bedanken uns für das Gespräch.

<h3>Cindy Singer</h3>

Cindy Singer