Jagdzeit

von | 19. Januar 2010

Anfang des Jahres kam es zu einem Unfall zwischen einem japanischen Walfänger und einem Boot der Tierschutzorganisation "Sea Shepherd". Grund genug einen etwas genaueren Blick auf das Thema Walfang zu werfen.

Am 5. Januar 2010 rammte ein japanisches Walfangboot ein Schiff der Walschutzorganisation „Sea Shepherd“. Alle ihre Mitglieder seien unverletzt heißt es auf der Internetseite der Walretter. Das wesentlich kleinere Boot der Tierschützer sank zwei Tage später aufgrund der schweren Beschädigungen. Der vordere Bug wurde komplett abgerissen, das ist deutlich auf Videos der Aktivisten zu erkennen. Die Schuldfrage ist trotz der Videodokumente bislang ungeklärt. „Sea Shepherd“ bezichtigt den japanischen Walfänger, ihr Boot ohne Provokation bewusst gerammt zu haben. Die Japaner dagegen werfen den Tierschützern vor, durch gefährliche Manöver eine Kollision provoziert zu haben – das berichtet tagesschau.de. Egal wer letztlich für diesen Vorfall verantwortlich ist, eines wurde damit erreicht: Das Thema Walfang ist wieder in den Medien.

Laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion sind ein Viertel der 80 Walarten, zu denen auch die Delphine gehören, als „gefährdet“, „stark gefährdet“, oder „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Der Chinesische Flussdelfin „Baiji“ gilt seit 2006 gar als ausgestorben. „Tatsächlich könnte die Situation aber noch schlimmer sein, da für mehr als die Hälfte aller Arten nicht genügend wissenschaftliche Daten vorliegen“, sagte James Brückner, Fachreferent für Arten- und Naturschutz vom deutschen Tierschutzbund gegenüber medien-mittweida.de. Eine Liste des „World Wild Fund for Nature“ (WWF) mit den Populationen der 13 sogenannten „Großwalen“, unter ihnen der Blau-, Finn- und Seiwal, zeigt, dass vom Atlantischen Nordkapper nur noch weniger als 350 Tiere existieren.

66.000

Wale sind schon immer ein beliebtes Jagdziel der Menschen. Im Jahr 1925 standen fast alle großen Walarten aufgrund des Walfangs kurz vor dem Aussterben, und trotzdem wurden in einer Fangsaison Anfang der Sechziger 66.000 Wale getötet, das geht aus einem Informationsblatt des WWF hervor. Das entspricht den gegenwärtigen, geschätzten Populationen von Blau-, Grönland-, Buckel-, und Grauwal zusammen. Auch die „Internationale Walfangkommission“ (IWC), welche bereits 1948 gegründet wurde, schlug Alarm. Sie ist für die Festlegung von Fangquoten, Fangmethoden und der Schutzgebieten zuständig. Da es nicht möglich wa,r genaue, wissenschaftlich fundierte Aussagen über die einzelnen Walbestände zu machen, verhängte die IWC 1982 ein Moratorium für den kommerziellen Walfang.

Dieses Moratorium gilt jedoch ausschließlich für die 13 Großwale. Der traditionelle Walfang von Ureinwohnern etwa in Grönland oder in Alaska bleibt von dem Verbot ebenso unberührt. Aber auch ganze Länder führen ihren Walfang fort: Norwegen, Japan und seit 2003 auch Island töten weiterhin Wale.

Die drei Walfangnationen

Japan hält sich zwar offiziell an das kommerzielle Walfangverbot, tötet aber seitdem zu „wissenschaftlichen Zwecken“ jährlich mehrere hundert Tiere, auch geschützte Minkwale. Das geht aus einem Artikel auf faz.net hervor. Formal gesehen ist das legal, selbst dass das Fleisch dieser Wale später zum Verkauf in den Nahrungsmittelläden zu finden ist. „Artikel 2 des Abkommens bestimmt […], dass die gefangenen Wale nach Möglichkeit zu verarbeiten und zu verwerten sind“, verteidigt sich die japanische Botschaft auf ihrer Internetpräsenz. Japan sieht in den unzureichenden wissenschaftlichen Daten zum Bestand der Tiere keinen Grund gegen, sondern für den Walfang – es ist schließlich nicht bewiesen, dass die Bestände gefährdet sind.

Norwegen hat schon bei der Abstimmung zum Moratorium sein Veto eingelegt, und ist somit nicht daran gebunden. Seitdem fängt es Wale auf Grundlage von selbstfestgelegten Fangquoten. Die wurden in den letzten Jahren immer weiter, auf bis zu 1052 Tiere, angehoben. Das geht aus einer von Greenpeace veröffentlichten Statistik über die norwegischen Walfänge hervor. Entgegen dem ist die Zahl der tatsächlich getöteten Tiere weitaus geringer. „In 2008 und 2009 wurden 535 beziehungsweise 484 Wale von Norwegen gefangen“, teilte Kirsti Hallgren Opsahl von der Norwegische Botschaft auf Anfragen von medien-mittweida.de mit. Für Norwegen ist das Fangen von Walen Kulturgut und „Bestandteil traditioneller Ernährungsweisen“, so zu lesen auf norwegen.no.

Auch Island fängt seit 2003 wieder Wale. Zunächst ebenfalls aus „wissenschaftlichen Gründen“, drei Jahre später aber wieder offen kommerziell, da Island einen „Vorbehalt gegen das Moratorium“ geäußert hat. Im Jahr 2009 wurden „81 Minkwale von einer Quote von 200 und 125 Finnwale von einer Quote von 150 gefangen“, so Dr. Birte Bernau von der isländischen Botschaft gegenüber medien-mittweida.de. Der Finnwal wird als „stark gefährdet“ eingestuft und ist theoretisch durch das Moratorium für kommerziellen Walfang geschützt.

Auf der Suche nach Entspannung in der IWC

Unterdessen wird in der IWC über die Einführung einer neuen Walfangkategorie nachgedacht. Sie soll Japan erlauben, vor seinen Küsten wieder kommerziell zu jagen, dafür würde Japan freiwillig den „wissenschaftlichen Fang“ reduzieren. Damit wollen die Mitgliedsstaaten, unter ihnen auch Deutschland, den seit lange schwelenden Konflikt mit Japan auflösen, das berichtet tagesspiegel.de. James Brückner vom deutschen Tierschutzbund meint dazu gegenüber medien-mittweida.de: „Dies bedeutet letztlich keinen Kompromiss, denn weder wäre das Land an irgendwelche Zusagen gebunden, noch könnte die IWC Japan dafür kritisieren, wenn es dafür zum Beispiel die wissenschaftliche Jagd im Nordpazifik ausweitet oder nach wenigen Jahren doch wieder mehr Wale in antarktischen Gewässern fängt.“ Zudem würde die Freigabe des Küstenwalfangs für Japan auch andere Länder auf den Plan rufen, die dieses Zugeständnis auch für sich in Anspruch nehmen wollen. Südkorea kündigte entsprechende Schritte bereits an.

Inzwischen machen, neben der Jagd, aber auch andere Einflüsse den Walen zu schaffen. Unterwasserlärm, die Verschmutzung der Meere, der Klimawandel und militärische Sonare tragen nicht gerade zur Erholung der Bestände bei. Delphine landen oft auch als ungewollter Beifang in Fischernetzen.

<h3>Jakob Ihde</h3>

Jakob Ihde