Biodiversität – ein Wort, das nicht einmal jedes Computerrechtschreibprogramm kennt und dessen Bedeutung so manch einem nicht ganz geläufig scheint. Dabei handelt es sich um etwas ganz einfaches: um biologische Vielfalt der Flora und Fauna.
Internationale Beachtung
Die Vereinten Nationen haben 2010 zum Jahr der Artenvielfalt erkoren – mit gutem Grund: Die Rate des globalen Artensterbens übersteigt die angenommene natürliche Aussterberate um das 100- bis 1.000-fache. Laut Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) sei jede achte Vogelart, jedes vierte Säugetier und jede vierte Nadelbaumart vom Aussterben bedroht. Allein in Deutschland seien 72,5 Prozent der Lebensräume gefährdet. Es wird allmählich Zeit, dass sich das Wort Biodiversität in den Köpfen einprägt.
Die Bundesrepublik hat die Präsidentschaft der Biodiversität-Konvention bis zur Zehnten Vertragsstaatenkonferenz inne. Im Oktober treffen sich die Vertragspartner des seit 1992 bestehenden „Übereinkommens über die biologische Vielfalt“ (CBS) in Japan, um über den Bestand des internationalen Umwelt-Vertragswerkes und die weitere Vorgehensweise im Kampf gegen das Artensterben zu beraten. Und diesmal soll mehr herauskommen als leere Versprechen.
Deutschland in der Verantwortung
Erst im Jahr 2007 beschloss die Bundesregierung die unter der Federführung des Bundesumweltministeriums erarbeitete „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“; reichlich spät, aber hoffentlich nicht zu spät. Bundeskanzlerin Merkel erklärte im Januar zur Eröffnung des Internationalen Jahres der Biodiversität, dass der Schutz der biologischen Vielfalt dieselbe Dimension habe wie die Frage des Klimaschutzes. Jedoch kritisieren Umweltorganisationen, dass bisher nur einzelne Ziele erreicht werden konnten. Ein positives Zeichen sei mit der LifeWeb-Initiative gesetzt worden, die mit Bereitstellung von Koordinierungsstrukturen und Internetpräsenz zur Verbesserung der Finanzierung von Schutzgebieten beitragen soll. Laut World Wide Fund For Nature Deutschland (WWF) würden aber weiterhin weltweit Jahr für Jahr 670 Milliarden Euro an Staatshilfen in Branchen wie die Landwirtschaft oder die Fischerei fließen, die zum wesentlichen Anteil die Natur beeinträchtigen.
Das Internationale Jahr der Biodiversität soll einmal mehr die Aufmerksamkeit jedes Einzelnen auf die Umgebung richten, denn jeder Mensch hat gegenüber seiner Umwelt eine Verantwortung. Auch ein zoologischer Garten leistet auf seine Art einen nicht unerheblichen Teil zum Artenerhalt, beispielsweise durch Artenschutzprojekte oder Umweltbildung. „Weltweit werden derzeit 850 Tierarten und -unterarten in 1.440 koordinierten Zuchtprogrammen erfasst. Der Zoo Leipzig beteiligt sich mit 56 Arten und Unterarten an Europäischen Zuchtbüchern und Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen“, so Frank Oberwemmer, Artenschutzreferent des Leipziger Zoos.
Engagement gefragt
Einigkeit herrscht darüber, dass das Thema noch mehr in der Öffentlichkeit präsent sein sollte. In diesem Jahr finden zahlreiche Veranstaltungen statt. So wird im Leipziger Zoo eine Ausstellung zur Biodiversität zu besichtigen sein und es ist ein thematischer Wettbewerb an den Schulen in Planung. Der NABU setzt verstärkt auf Öffentlichkeitsarbeit und möchte mit einer „Artenschutzuhr“ darauf aufmerksam machen, dass die Zeit abläuft und vor allem die Politiker verstärkt aktiv werden müssen, so NABU-Pressereferentin Britta Hennigs.
In die Ökologie investieren – das bedeutet nicht nur, Tiere und Pflanzen zu schützen, sondern auch Naturkatastrophen vorzubeugen und eine gesicherte Wasser- und Nahrungsmittelversorgung. Neben wirtschaftlichen Interessen geht es vor allem um das Überleben vieler Menschen in aller Vielfalt – biodivers eben.