Kommentar: Das letzte Tabu

von | 19. Februar 2010

Frauen spielen Fußball, Ausländer werden ohne Probleme integriert, langsam wird auch das Thema Depression offen angesprochen. Doch ein letztes Tabu gibt es im Profifußball immer noch: Homosexualität.

Früher wurden Ehen vorbestimmt. Vor allen in Königshäusern wurde schon bei der Geburt festgelegt, wen das Kind zu heiraten hat. In manchen Ländern ist das heute noch so Brauch. In Deutschland hingegen wird diese „veraltete“ Ansicht nur belächelt. Es soll doch jeder lieben und heiraten können, wen er will. Diese Meinung ist eigentlich in der ganzen Bundesrepublik anerkannt. Aber denken wirklich alle so? Darf jeder lieben, wen er will? Warum dürfen dann männliche Fußballprofis keine Männer lieben? Warum traut sich bis heute kein Spieler der Fußball-Bundesliga sich zu outen?

Laut Studien sind etwa fünf bis zehn Prozent der Deutschen homosexuell, wobei dies ein Durchschnittswert ist, denn die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen decken sich nicht. So spricht Danneker (2000) von 1,5 bis 4 Prozent, Köllen (2007) hingegen von 6,75 Prozent. In der Ersten und Zweiten Bundesliga spielen etwa 900 Profis. Das heißt, es müssten statistisch mindestens 45 von ihnen schwul sein. Warum müssen die sich verstecken? Warum dürfen sie nicht zeigen, was sie fühlen und wen sie lieben?

DFB für „Coming-out“

Oft wird versucht, dieses Thema mal wieder ins Gespräch zu bringen, wie zum Beispiel 2004 mit dem Film „Lattenknaller – Männer wie wir“. Nun macht sich auch der DFB dafür stark. Präsident Theo Zwanziger trat auf dem Neujahrsempfang des Völklinger Kreises – Bundesverband schwuler Führungskräfte (VK) in Berlin für das „Coming-out“ von Fußballprofis ein: „Der DFB tritt entschieden jedweder Diskriminierung entgegen. Mädchen und Jungs sollen Fußball spielen, ganz gleich wie sie sexuell orientiert sind. […] Der DFB signalisiert, dass er das Coming-out eines Profispielers hilfreich unterstützen wird.“ Das sind Worte, die jeder Homosexuelle und jeder, der diese Orientierung respektiert, gern hört. Doch ist dieser Respekt und die Toleranz gegenüber Homosexualität noch nicht weit genug verbreitet. Laut dem Grundgesetz sind alle Menschen gleich und frei. Gilt das für Profifußballer nicht?

Bei den Web-Usern von welt.de gehen die Meinungen über die Haltung des DFB sehr auseinander. Einige unterstützen diese Kampagne, andere wollen nichts davon wissen. Man solle ihnen die Illusion nicht nehmen, dass Fußball ein Männersport ist; dass dort noch „echte Kerle“ auf dem Platz stehen. Andere sagen, dass sich das Interesse am Fußball bei Schwulen nur auf den Trikot-Tausch und das anschließende Duschen konzentriert.

Fußballkunst entscheidet

Mal ganz im Ernst: Was soll dieser Unsinn? Was hat es mit „echten Kerlen“ zu tun, ob man homo- oder heterosexuell ist? Und vor allem: Was hat das mit Fußball zu tun? Wichtig für den Fußball ist doch nur das Können des Spielers und nicht die sexuelle Neigung – zumindest sollte das so sein. Was die Spieler außerhalb des Platzes machen, ist doch unbedeutend, solange sie auf dem Feld ihre Leistung bringen.

Was den Trikot-Tauch angeht: Es ist unwahrscheinlich, dass es irgendjemand zu genügend fußballerischen Können bringt, um in einer höheren Liga zu spielen, wenn er nicht das Spiel, sondern nur den Trikot-Tausch liebt. Denn um wirklich guten Fußball spielen zu können, sollte man den Sport lieben und alles für den Sieg tun. Der Ball sollte dein bester Freund sein – und der Ball ist männlich. Es sollte keinem vorgeschrieben werden, wen er zu lieben hat und wie er sein Leben leben soll. Ob homo- oder heterosexuell: Entscheidend sollte beim Fußball immer die Qualität des Spielers sein.

<h3>Therese Galetzka</h3>

Therese Galetzka