Medienstudenten haben tagtäglich mit Sprache zu tun, gewissermaßen als „Verkehrsmittel“. Die Tatsache, dass der Journalismus eine wichtige Rolle bei der Verbreitung und Pflege der Sprache spielt, scheint offensichtlich. Doch am morgigen Tag soll jedem Einzelnen der Wert und die Bedeutung seiner Muttersprache ins Bewusstsein gerufen werden.
Der von der UNESCO ernannte Internationale Tag der Muttersprache wird seit 2002 jährlich am 21. Februar begangen. Hauptaugenmerk liegt auf der Sprache als ein Ausdruck von kultureller Identität. Daher dreht sich dieser Tag vor allem um die Minderheitensprachen mit weniger als 10.000 Sprechern. Nahezu die Hälfte aller international gesprochenen Sprachen ist vom Aussterben bedroht, einige Sprachen sind noch nicht einmal registriert. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Zum einen fehlt häufig das Interesse der jungen Generation an der Sprache ihrer Vorfahren, zum anderen versäumen Eltern und Großeltern teilweise die Weitergabe alter Muttersprachen und Traditionen. Außerdem führt besonders der Einfluss anderer Sprachräume zu einem ständigen Wandel der Muttersprache. Englisch als Sprache zur weltweiten Verständigung ist fast überall zu finden und setzt damit neue Maßstäbe.
Nebeneinander von Muttersprache und Lingua Franca
„Bisher gab es keine Sprache, die so viele Menschen sprechen konnten“, sagt Prof. Karin Eichhoff-Cyrus, Geschäftsführerin der „Gesellschaft für deutsche Sprache“. Trotzdem müsse es ein Nebeneinander von Muttersprache und einheitlicher Verkehrssprache, einer Lingua Franca auf internationaler Ebene geben, betont sie und macht deutlich, dass ein weiteres Ziel des morgigen Gedenktages die Pflege und das Einsetzen für Mehrsprachigkeit als ein Mittel der weltweiten Kommunikation und Völkerverständigung sei.
Wie steht es nun um die deutsche Sprache? Häufig ist die Rede von einem Sprachverfall. Dr. Ruth Geier, Vorsitzende der GfdS und Leiterin des Projektes „Sprachberatung im Internet“ glaubt, dass oft mangelnde Orthografie-Kenntnisse ein Grund dafür seien, dass gerade der Einfluss englischer Begriffe zunimmt. „Wenn man seine eigene Sprache beherrscht, ist die Gefahr einer Vernachlässigung viel kleiner“, sagt sie. Prof. Eichhoff-Cyrus ist der Meinung, dass die große deutsche Sprachgemeinschaft sich der Bedeutung ihrer Muttersprache bewusst ist. Jedoch könne jeder die Sprache zu einem Teil verändern, zum Positiven wie auch zum Negativen. Sprachgesetze wie in anderen europäischen Ländern lehne sie ab.
Verhaltene Resonanz?
Erstaunlich scheint, dass sich nicht allzu viel Vereine und Verbände mit Aktionen am Internationalen Tag der Muttersprache beteiligen. Dr. Geier meint, dass es auch nicht ausreichen würde, nur an einem Tag die Sprache zu würdigen.
Auch das Witaj-Sprachzentrum der Sorben in Bautzen nutzt laut Dr. Beate Brězan den Tag nicht für besondere Präsentationen oder Aktionen. Vielmehr möchte man in der Region das gesamte Jahr über die sorbische Sprache pflegen und weitergeben. Die Sorben haben eigene Institutionen und Programme entwickelt, die versuchen, bereits in Kindertagesstätten und Schulen die junge Generation für ihre Traditionen und die Sprache zu begeistern.