Obwohl die neuen Social-Media-Berufe noch in der Entwicklung sind, ist die Nachfrage vor allem nach Social-Media-Managern groß. Wie peinlich es für ein Unternehmen werden kann ohne Spezialisten im Web 2.0 zu agieren, musste nun auch die „Essener Verkehrs AG“ (EVAG) lernen. Nachdem das Unternehmen den Twitter-Nutzern den Hashtag „#evag“ verbieten wollte, reagierten die Nutzer des Netzwerks mit einem „Shitstorm“. Damit erreichte die „EVAG“ ungewollt sogar Platz 1 der deutschen „Trending Topics“ bei Twitter.
Unternehmen brauchen Social-Media-Kompetenzen
„Nach einer aktuellen Umfrage des Branchenverbandes ‚Bitkom‚ verfügen rund zehn Prozent aller Unternehmen in Deutschland über einen Social-Media-Manager – Tendenz steigend“, berichtet Paul Ebsen, Pressesprecher der „Bundesagentur für Arbeit“. Dörte Giebel, Studienleiterin für den Lehrgang „Social Media Manager“ des Institut für Lernsysteme (ILS), kann das bestätigen: „Das ‚Web 2.0‘ revolutioniert derzeit die öffentlichen Meinungsbildungsprozesse und stellt neue Herausforderungen an die Unternehmenskommunikation und das Marketing. Die Konsequenzen sind bereits offensichtlich: Immer mehr Organisationen wollen wissen, wie sie die öffentlichen Dialoge, die in sozialen Netzwerken stattfinden, für sich nutzbar machen können.“ Es würden immer mehr Stellen ausgeschrieben, die explizit dem Thema Social Media gewidmet sind, betont sie.
Social-Media-Manager müssen Strategien entwickeln, die zu dem jeweiligen Unternehmen passen. „Mögliche Ziele können sein, den Verkauf von Produkten anzukurbeln, neue Mitarbeiter zu finden oder für das Unternehmen ein bestimmtes Image aufzubauen“, verdeutlicht der Social-Media-Manager Daniel Wagner. Neben Strategie und Content-Generierung ist auch das Social-Media-Monitoring ein wesentlicher Teil des Tagesgeschäfts. „Hierzu zählt das regelmäßige Scannen des Social-Web nach Kommentaren, Diskussionen und generellen ‚Hot Topics‘, die das Unternehmen betreffen und die einer eventuellen Reaktion bedürfen“, erklärt er.
Regelmäßiges Engagement im Netz ist Voraussetzung
Einen vorgeschriebenen Werdegang gibt es für diesen Beruf bisher allerdings nicht. Häufig wird ein abgeschlossenes Studium verlangt, dies ist aber nicht zwingend. Daniel Wagner selbst hat Ethnologie studiert: „Redakteure, Betriebswirte, Marken- und Produktentwickler, Juristen – sie alle haben durch ihre Qualifikationen die Möglichkeit, in diesem Beruf Fuß zu fassen, weil die Arbeit mit Social-Media all diese Bereiche und noch viele weitere berührt“, erklärt er. Einen Tipp gibt der 31-Jährige dennoch: Es sei wichtig, „sich auf bestimmte Bereiche der Social-Media-Arbeit zu spezialisieren, anstatt alles selbst machen zu wollen.“
„Es braucht flexible Typen, die gerne kommunizieren, mit Menschen umgehen und offen für Neues sind. Kreativität und der Spaß an Vernetzung sind natürlich ebenfalls nicht hinderlich“, ergänzt Torsten Panzer, Geschäftsführer der „Social Media Akademie“. Eine weitere Voraussetzung ist eine möglichst lange aktive Teilhabe am digitalen Leben. „Je mehr man die Chancen, aber auch die Herausforderungen des Social-Web fundiert beurteilen und abwägen kann, desto höher ist die Chance, sinnvolle und hilfreiche Managemententscheidungen zu treffen“, fügt Paul Ebsen, Pressesprecher der „Bundesagentur für Arbeit“, hinzu.
Verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten
Mittlerweile können auch an Hochschulen und Universitäten Kurse zum gefragten Social-Media-Berufsbild belegt werden. Ein solches Angebot ist das kostenlose Angebot „Local Manager 2.0“, das im Wintersemester an der Hochschule Mittweida gestartet ist.
Die Inhalte solcher Lehrgänge sind komplex und vielseitig, auch kostenpflichtige Angebote gibt es zahlreiche. „Der ‚ILS‘-Fernlehrgang ‚Social Media Manager‘ bildet innerhalb von zwölf Monaten umfassend zu den wichtigsten strategischen, inhaltlichen und technischen Aspekten der professionellen Social-Media-Kommunikation im beruflichen Kontext aus“, beschreibt Dörte Giebel, Studienleiterin des Lehrgangs, das kostenpflichtige Angebot. Die Teilnehmer bezahlen 149 Euro im Monat, insgesamt also 1.788 Euro. Dazu kommen Seminarkosten von 290 Euro.
Der Lehrgang der konkurrierenden „Social Media Akademie“ setzt auf hohen Praxisbezug. „Die Vorlesungen behandeln den Aufbau einer eigenen Präsenz in sozialen Netzwerken, den Dialog mit den Kunden und Marke inklusive Monitoring und Zielgruppenausrichtung“, so Torsten Panzer. Der Lehrgang dauert fünf bis sieben Monate und kostet 494 Euro im Monat.
Gehälter variieren stark
Die Höhe des Gehalts eines Social-Media-Managers hängt meist von der genauen Position im Unternehmen ab. „Oftmals wird der Social-Media-Manager der Marketingleitung unterstellt. Entsprechend orientieren sich die Gehälter an denen vergleichbarer Positionen in Marketing-Abteilungen. Erste Erfahrungswerte zeigen, dass mit Einstiegsgehältern um die 30.000 Euro im Jahr zu rechnen ist – wenn die Position auf Führungsebene besetzt wird, auch bis zu 60.000 Euro“, erklärt Dörte Giebel. „Andere Medienberichte sprechen gar von 50.000 bis 75.000 Euro“, ergänzt Torsten Panzer, Geschäftsführer der „Social Media Akademie“.