17 Jahre nach „Super RTL” startet die „RTL Group” einen neuen Free TV-Sender. medienMITTWEIDA hat das Programm von „RTL Nitro” genauer betrachtet.
Der zunächst nur via Satellit empfangbare Digitalsender „RTL Nitro“ startet am 1. April 2012. Der Slogan des Senders macht gleich klar, wohin es gehen soll: „Fernsehen für Helden”. Und das heißt bei der Kölner Senderfamilie, Fernsehen für Männer zwischen 20 und 59 Jahren.
Gleich zum Sendebeginn stellt sich „RTL Nitro” dabei mit einigen exklusiven Serien auf: „Modern Family” mit dem als Al Bundy bekannt gewordenen Ed O’Neill, die Jerry Bruckheimer-Serie „Chase” und die schwarzhumorige Krankenhaus-Comedy „Nurse Jackie”.
Die Highlights des Programms
Zumindest zwei dieser Serien versprechen einige Zuschauer an die Bildschirme zu ziehen. „Modern Family“ hat 2010 drei „Emmys“ gewonnen und 2011 sogar einen „Golden Globe“. Im Zeitraum 2010/2011 war die Serie der Produzenten von „20th Century Fox“ in in den USA die beliebteste Sitcom nach „The Big Bang Theory” und „Two and a Half Man”. Ganz „modern” und zeitgemäß ist auch der Stil der Serie: Mockumentary heißt der Genre-Mix und bedeutet so viel wie fiktionelle Dokumentation. Vergleichbar ist diese Form mit der deutschen Serie „Stromberg”.
Auch die Krankenhausserie „Nurse Jackie” konnte das US-amerikanische Publikum begeistern. Derzeit wird die vierte Staffel der Serie produziert. Die Darstellerin der Krankenschwester Edie Falco, bekannt aus der Serie „Die Sopranos“, gewann einen Emmy. Die als „Dramedy” bezeichnete Serie selbst wurde mehrfach für den Golden Globe nominiert.
Auffällig unauffällig ist die dritte Exklusiv-Serie „Chase” von Produzent Jerry Bruckheimer, der auch das „CSI”-Franchise zu seiner heutigen Größe brachte. Die erste Staffel wurde jedoch vom amerikanischen Sender „NBC“ bereits vor der letzten Folge abgesetzt. Das beliebte Format des „Police Procedural” kann dafür nicht der Grund gewesen sein. Auch Crime-Serien wie „Law and Order” folgen dessen Schema.
Kein reiner Serien-Sender
Ergänzt wird das Serienportfolio von „RTL Nitro” durch Eigenproduktionen des Muttersenders wie etwa „Alarm für Cobra 11”, Kultserien wie „24” und Klassiker wie „Hör mal, wer da hämmert”. Die amerikanische Version von „The Office”, Vorlage zum bereits erwähnten „Stromberg”, runden das Serienangebot ab.
Aber das Programm von „RTL Nitro” bietet nicht nur Serien. An zwei Abenden pro Woche werden US-Spielfilme zu sehen sein. Bereits für die erste Woche hat man den Superhelden-Genremix „Liga der außergewöhnlichen Gentlemen” angekündigt. Der Donnerstag ist reserviert für „Factual Entertainment”, also gescriptete Dokusoaps.
Ein günstiger Zeitpunkt für den Sendestart
Der Start des neuen Free-TV-Senders der RTL-Group zum 1. April ist kein Zufall. Zum 30. April 2012 werden alle analogen Satellitenkanäle abgeschaltet. Alle Nutzer der digitalen Übertragung müssen somit am 1. Mai einen neuen Sendersuchlauf an ihren Geräten starten. Cordelia Wagner vom „RTL”-eigenen Werbevermarkter „IP Deutschland” sieht das als Chance für den jungen Sender, schneller von den Nutzern entdeckt zu werden. Damit verbinden die Verantwortlichen die Hoffnung, dass der neue Männersender gleich eine Spitzenposition auf der Fernbedienung einnimmt.
Bisher noch kein Sendermanager ernannt
Bei aller konzeptuellen Klarheit steht jedoch bisher nach Informationen des Medienmagazins „Werben und Verkaufen” kein Sendermanager fest. Auch soll der Sender am 1. April zunächst nur via Satellit und einen Video on Demand-Dienst empfangbar sein. Nutzer terrestrischer Empfänger und Kabelkunden bleiben vorerst ohne Helden-Fernsehen. Nach und nach sollen aber auch diese Zuschauer „RTL Nitro” empfangen können.
Text: Marcus Jänecke, Bild: RTL, Bearbeitung: Robert Burghoff