Videospiele und deren Geschichten werden immer beliebter. Daher ist es nachvollziehbar, dass die Filmindustrie die Plots rund um Action- und Abenteuerhelden adaptiert.
Ob „Hitman“, „Prince of Persia“ oder „Tomb Raider“ – viele Helden der Videospielgeschichte haben es bereits auf die Kinoleinwand geschafft. Eine der ersten Realverfilmungen eines Computerspiels war 1993 „Super Mario Bros.“ mit Bob Hoskins und Dennis Hopper in den Hauptrollen. Dieser Film über die beiden italienischen Nintendo-Klempner war jedoch ein finanzieller Misserfolg. Ein Grund dafür ist, dass die Geschichte des Films stark von der originalen Vorlage abwich. Das konnten auch die bekannten Darsteller nicht kompensieren. Die Fehlinterpretation der Videospielvorlage war auch in den darauffolgenden Jahren mehrfach der Grund für das Scheitern von Verfilmungen.
In den Achtzigern und Neunzigern genügten noch kleine Pixelhäufchen, um Spielern die Augen leuchten zu lassen. Heute sind moderne Videospiele im Bereich Sound und Grafik so weit ausgereift, dass selbst das Spiel allein schon filmreif ist. Storylines, Charaktere und Schauplätze sind in modernen Spielen teilweise so durchdacht und komplex, dass sich die Filmindustrie eigentlich nur noch bedienen muss um Material für einen großartigen Film zu generieren. Warum sich die Filmindustrie dabei mittlerweile an den oft belächelten Videospielthemen bedient, erklärt Kai Schmidt vom Spielemagazin „GamePro“ mit finanziellen Gründen: „Wenn Millionen von Spielern bereit sind knapp 50 Euro für ein Videospiel auszugeben, kann man sie sicher auch für 10 Euro nochmal ins Kino locken.“
Uwe Boll als Indiz für mittelmäßige Verfilmungen
Als besonders „gerissenen Geschäftemacher“ bezeichnet Schmidt den Regisseur Uwe Boll. Schmidt begründet dies damit, dass Boll sich regelmäßig Verwertungsrechte sichert, die für vergleichsweise wenig Geld zu haben sind. „Boll kauft die Verfilmungsrechte von erfolgreichen Spielen und kurbelt diese Filme dann für möglichst wenig Geld runter, um über den Heimkinomarkt einen guten Gewinn zu erzielen.“ Als Beispiel nennt der Game-Experte die seiner Meinung nach „billig heruntergekurbelte Videopremiere“ von „Schwerter des Königs 2“, dem zweiten Teil der „Dungeon Siege“-Verfilmungen. In den einschlägigen Internetforen fällt der Name Uwe Boll oftmals, wenn eher mittelmäßige Verfilmungen zum Thema werden. „House of the Dead“, „Far Cry“ oder „Blood Rayne“ sind nur einige Spielfilme, die mit eher mäßigen Wertungen beurteilt werden.
Dennoch sollten nicht alle Videospielverfilmungen vorverurteilt werden. Als gutes Beispiel nennt „GamePro“-Redakteur Schmidt „Silent Hill“: „Regisseur Christophe Gans schafft es mit Bravour, die Grundelemente, die Spannung und den Look der Vorlage nahezu 1:1 auf das Medium Film zu übertragen.“ Eine adäquate Adaption ist für den Erfolg von Videospiel-Verfilmungen immens wichtig. „Oberstes Gebot ist es natürlich, die grundlegenden Elemente, die für den Erfolg des Spiels verantwortlich waren, auch im Film unterzubringen“, sagt Schmidt. Als weiteren Erfolgsfaktor nennt er die Wertschätzung des Ursprungsmaterials: „Wenn Produzenten, Drehbuchautoren und Regisseure mit der Einstellung an die Arbeit gehen, dass Videospiele minderwertige Kinderunterhaltung sind, wie können sie dann ernsthaft erwarten, dass die Fans Geld für den Kinobesuch ausgeben?“ Regisseure und Produzenten müssten die Kundschaft daher ernst nehmen und ihnen einen gewissen Grad an Intelligenz zugestehen. „Es ist im Grunde wie bei Comicverfilmungen: Respektiert man das Material, kann Großes dabei herauskommen. Tut man das nicht, reicht es bloß zur Gurke“, so Schmidt.
Text: Christina Mothes, Bild: flickr.com, Bearbeitung: Marcus Kaufmann.