Harald Schmidt musste sich wegen schlechter Quoten von „Sat.1“ verabschieden, Radio-Comedy scheint immer banaler, neue Talente haben es schwer. Ein Podium des „Medientreffpunkt Mitteldeutschland“, der vom 7. bis 9. Mai in Leipzig stattfand, stellte sich diese Frage: Gibt es ein „Spaßdefizit im Programm?“
Gleich zu Beginn der Diskussion stellte Jan Böhmermann, Moderator und Satiriker bei „ZDFkultur“, klar: „Ich kann kein Defizit feststellen.“ Er habe „Spaß an vielen öffentlich-rechtlichen Spaß- und Nichtspaßsendungen“. Denn viele ernst gemeinte Sendungen seien oft unfreiwillig komisch. Auch die anderen Diskussionsteilnehmer konnten kein wirkliches Spaßdefizit feststellen. Nur Reinhard Bärenz, Programmchef beim Radiosender „MDR Sputnik“, bemängelte: „ Mir ist alles zu brav. Die Anarchie fehlt mir.“ Er bedauerte, dass Comedy nie so weit gehe, dass der Rundfunkrat sich beschweren könne.
„ARD“ vergraulte junges Humortalent
Über die Frage, woher die Talente kommen, „sollte man sich nicht so viele akademische Gedanken machen“, ist Programmchef Bärenz überzeugt. Auch Christian Sieh vom Satire-Magazin „extra3“ meint: „Es gibt genug Klassenclowns, die sich vor der Kamera zeigen wollen.“ Trotzdem ist das Thema brisant. Böhmermann ist zum „ZDF“ gewechselt, weil es die „ARD“ jungen Redakteuren schwer mache, erfolgreich zu werden. Mehrmals mahnte er die Haltung der „ARD“ zur Komik im Programm und zur Nachwuchsförderung an. „Nichts ist fremder in ihrer Struktur als Humor“, bemängelt Böhmermann die starren Hierarchien innerhalb des „Ersten“.