Mit „Move On“ versucht die „Telekom“ als Werbe-Aktion Nutzer in den Schaffungsprozess eines Filmes einzubeziehen. Kritiker sind skeptisch: Crowdsourcing sei hier wenig zielführend.
Die „Deutsche Telekom“ startet mit dem Spielfilm „Move On“ den Versuch, Zuschauer aktiv in den Entwicklungsprozess eines Filmes einzubeziehen. Die Handlung des Roadmovies ist schnell erklärt: „Ein geheimnisvoller silberner Koffer muss quer durch Europa transportiert und dabei gut behütet werden“, wie es auf der Internetseite heißt. „Kunstproduktion ist nicht mit Mitmach-Kultur zu verwechseln“, kritisiert Dr. Jürgen Kasten das Konzept. Er ist Geschäftsführer des „Bundesverbandes der Film- und Fernsehregisseure“.
Wenig Möglichkeiten zur echten Partizipation
Dabei fallen die Mitbestimmungsmöglichkeiten gering aus. Die User können über die Drehorte abstimmen, Songs für den Soundtrack beisteuern oder eine Gastrolle im Film ergattern. Auch die Möglichkeiten, das eigene Haustier auftreten zu lassen, die Titelseite einer Zeitung zu entwerfen oder einen ausgefallenen Straßennamen beizusteuern, haben nur wenig Auswirkung auf das eigentliche Geschehen des Werkes.
„Ein Film benötigt eine genaue ästhetische wie logistische Planung“, erklärt Dr. Kasten. „Das ist der Grund, warum das Drehbuch erfunden wurde und bis heute benutzt wird. Unabgestimmtes Drehbuchschreiben in Form von Crowdsourcing halten wir für wenig zielführend“, so der promovierte Filmwissenschaftler.
Zuerst „Million Voices“, dann „Million Moments“, nun „Move On“
Das Filmprojekt ist eine Art Weiterentwicklung bereits durchgeführter „Telekom“-Kampagnen. „Nach ‚Million Voices‘ und ‚Million Moments‘ wollten wir jetzt wissen, ob man so ein Projekt auch in Spielfilmlänge hinbekommen kann“, erklärt Christian Fischer, Bereich Medien der „Telekom“. Das Unternehmen sieht sich mit seinem neuen Projekt in einer Vorreiterrolle für Mitmach-Filme. „Wir tasten uns Stück für Stück an die Grenzen des Machbaren heran, um Erfahrung zu sammeln. Ich bin mir sicher, dass diese Erfahrung auch von anderen genutzt wird, die dann wahrscheinlich noch radikaler an das Thema herangehen können und werden“, schätzt Fischer.
Doch nicht jeder sieht die Entwicklung des „Crowdsourcing-Films“ so positiv. „Es sind die zentralen ästhetischen Visionen der Urheber, die mit ihren erzählerischen und visuellen Visionen das Werk in der jeweiligen Weltsicht prägen, stilistisch vereinheitlichen, kausal wie emotional verfügbar machen. Es gibt bisher nur wenige Beispiele für eine funktionierende Kollektiv-Kunst“, erläutert Dr. Kasten seine Sicht. „Von daher dürfte Crowdsourcing ebenso wie Crowdfunding nur ein Seitenweg professioneller Filmproduktionen sein und kaum wesentlichen Einfluss auf die Mehrzahl so entstandener Werke ausüben“, beurteilt er weiter.
Unterstützung aus Hollywood
Seit zwei Wochen laufen online die Vorbereitungen des Filmes. Im Juli beginnen die Dreharbeiten. Die Hauptrolle in dem „Telekom“-Film übernimmt Mads Mikkelsen, bekannt aus „Casino Royal“ oder dem dänischen Film „Adams Äpfel“. Regie wird der noch relativ unbekannte Asger Leth führen.
Text: Florian Klos