Yvonne Malak ist Inhaberin von „my radio“, ein Unternehmen für Programmberatung und Coaching im Radiobereich. Beim Medienforum Mittweida leitet sie den Workshop „Morningshow Basics – Grundlagen für mehr Erfolg am Morgen“. Die Teilnehmer lernen hier wie wichtig eine interessante Persönlichkeit, Entertainment und die richtigen Themen für eine bindende Morningshow sind.
Die Radio-Expertin spricht im Interview über ihr Spezialgebiet Morningshows, die positiven Aspekte des Formatradios und warum es in Deutschland kein Talkradio gibt. Außerdem verrät sie, was sie sich von ihrem Workshop zum Medienforum erhofft.
Was ist für Sie das Besondere am Funken?
Das Medium ist schnell und man kann in kurzer Zeit neue Ideen umsetzen, beziehungsweise einen ganzen Sender komplett umstrukturieren. Ich liebe es, wenn ich ein neues Produkt mitgestalten darf, das dann auch zum Teil meine Handschrift trägt.
Es macht mich stolz, wenn ich einen Moderator oder eine Morningshow über einen bestimmten Zeitraum begleite und ich im Radio deutliche Fortschritte höre. Es ist toll zu wissen, dass man diesem oder jenem jungen Menschen auf den Steigbügel geholfen oder einen erfahrenen Kollegen bereichert und weiter gebracht hat.
Gerade für Anfänger sind Morningshows eine Herausforderung. Woran liegt das?
Ich liebe Morningshows. Ich liebe es, sie zu launchen, zu coachen und bei der Themenfindung zu helfen. Deswegen ist es für mich persönlich nicht schwierig, täglich die passenden Themen zielgruppengerecht umzusetzen. In meiner Arbeit als Beraterin und Coach merke ich aber, dass sich junge Menschen oft schwer tun, immer die passende Ansprechhaltung zu finden, die Themen zu erkennen und diese locker und authentisch umzusetzen.
In Deutschland gibt es keine Talkradio-Sendung wie in den USA. Trauen sich die Programmmacher zu wenig zu?
Nein – am Mut der Radiomacher liegt es nicht. Es gab ja Versuche in den 90ern mit dem Sender „NewsTalk“ in Berlin. Getraut hat man sich das. Wir haben aber eine komplett andere Entertainment-Kultur als beispielsweise die Amerikaner.
Um die Frage kurz zu beantworten: wir haben kaum Moderatoren, die das können. Außerdem ist der typisch deutsche Hörer anders gestrickt und gibt als Call-In-Partner deutlich weniger Persönliches von sich preis, als zum Beispiel die Anrufer bei Talkradio-Shows in den USA. Und der Deutsche klingt auch nicht so cool, locker und unterhaltend.
Was halten Sie von der strengen Formatierung im Radio?
Format wird oft falsch verstanden. Format heißt nichts anderes als Verlässlichkeit. „Coca Cola“ schmeckt auch 24 Stunden am Tag auf der ganzen Welt gleich. Und von meinem Lieblingssender erwarte ich, dass ich ihn 24 Stunden am Tag wiedererkenne.
Zweimal im Jahr wird die Media-Analyse Radio veröffentlicht. Ist in diesem Zeitraum bei Ihnen die Anspannung groß?
Als Programmdirektorin waren es die schlimmsten Tage des Jahres. Um es flapsig auszudrücken: ich bin damit umgegangen, indem ich am Vorabend vor der Veröffentlichung ein gutes Glas Rotwein getrunken habe.
Heute als Berater gehe ich lockerer damit um. Und im Laufe der Jahre lernt man auch, dass zu einer guten MA auch eine gehörige Portion Glück gehört. Wenn einem das Glück nicht hold ist, ist es das spätestens bei der übernächsten MA wieder.
Die Studenten der Fakultät Medien lernen bei „99drei Radio Mittweida“ praxisnah den Radioalltag kennen. Was erwarten Sie also von den Teilnehmern Ihres Workshops?
Fragen, Fragen, Fragen. Nutzen Sie die Gelegenheit! Fragen Sie mir ein Loch in den Bauch. Für mich gibt es nichts Inspirierenderes als junge, neugierige Menschen. Es macht mir Freude, diese mit meiner Erfahrung zu bereichern. Also erwarte ich, dass Sie mir einen schönen Tag bereiten.
Das Interview führte: Kevin Funk. Bild: Medienforum Mittweida, Bearbeitung: Nicole Schaum