„Schlag den Raab“, „Quiz-Boxen“, „Wok WM“ – Kaum jemand kombiniert bewährte Programmformate zu packenden Samstagabend-Shows so gekonnt wie Stefan Raab. Der TV Total-Moderator ist Meister in der Produktion dieser sogenannten Hybridformate und beschert seinem Heimatsender ProSieben dadurch mitunter traumhafte Quoten.
Der Kampf um die Quote ist bei Weitem nicht mehr so einfach wie früher und selbst einstige Erfolgsgaranten wie „Deutschland sucht den Superstar“ geraten immer öfter ins Wanken. Viele Sender gehen daher einen neuen Weg. Sie versuchen mit Spartenkanälen ein zielgruppengenaues Programmangebot zu schaffen. Welches Programmmodell sich in Zukunft durchsetzt, wurde in der Diskussion „Sparte gegen Hybrid – Wie schaut der Deutsche in Zukunft Fernsehen?“ erörtert.
Kein Ende der Hybridformate in Sicht
„Hybridformate funktionieren noch und wir werden uns in den nächsten fünf Jahren nicht davon verabschieden“, ist sich „Spiegel TV infotainment“-Geschäftsführer Frank-Thomas Sippel sicher. Als aktuelles Beispiel nannte er die Castingshow „The Voice of Germany“, die zuletzt sehr erfolgreich in die zweite Staffel gestartet ist. „’Deutschland sucht den Superstar‘ ist tot und diese Sendung zeigt wie Hybridformate funktionieren können“, erklärte Sippel.
„Spartenkanäle haben in letzter Zeit kontinuierlich Marktanteile dazugewonnen“, berichtete Karin Hollerbach-Zenz, Director Committees Representation bei „SevenOne Media“. „In den meisten Fällen geschah dies aber aufgrund der Digitalisierung, die das Senderportfolio verdoppelt hat“, erklärte Hollerbach-Zenz, die sich als stellvertretende AGF-Vorstandsvorsitzende intensiv mit der Reichweitenermittlung der TV-Sender beschäftigt.
Zukunftsfaktor Programmmarke
Der stellvertretende Programmchef vom SWR-Programm „DASDING“, Jan-Philippe Schlüter, sieht die Zukunft des Fernsehens weniger im Kampf Sparte gegen Hybrid. „In den jungen Zielgruppen werden nicht Fernsehformate, sondern Sendungen genutzt“, erklärte er
Laut Sippel ist es daher viel wichtiger Programmmarken zu etablieren: „Zukünftig wird es Apps für einzelne Sendungen geben und nicht für das gesamte Programm. Dann ist es egal, ob es sich bei dem Anbieter um RTL, ARD oder Yahoo handelt.“ Bei „The Voice of Germany“ sei beispielsweise eine senderübergreifende Etablierung der Marke bereits gelungen.
Die Frage nach der Quote
Die größten Herausforderungen für Spartenkanäle bestehen für alle Diskussionsteilnehmer in der Verbreitung und dem Marketing. „Wenn es keiner kennt, schaut es niemand“, bringt es Frank-Thomas Sippel auf den Punkt. Deshalb hält sich die Experimentierfreude privater Sender oftmals eher in Grenzen. Auch die öffentlich-rechtlichen Spartensender wie ZDFneo und ZDFkultur sieht Moderatorin Johanna Maria Knothe eher als Teststrecke. „Die trauen sich nicht viel bei der Programmgestaltung“, erzählte sie.
„Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen und das Programm muss sich tragen“, erläuterte Karin Hollerbach-Zenz. Es gäbe immer wieder neue Ansätze für Formate, aber eins hätten sie alle gemeinsam: „Die Quote muss stimmen.“
„Wir sehen Spartenkanäle als Chance“, berichtete Jan-Philippe Schlüter und verwies auf den Spartensender EinsPlus, der vom Südwestrundfunk verantwortet wird. Dort erhalte der Sender die einmalige Chance frische Formate und Moderationen auszuprobieren, um damit möglicherweise neue Zuschauer zu gewinnen. „Die Erschließung junger Zielgruppen wurde von den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten bisher leider versäumt“, gestand er.
Text: Ole Reiss. Bild: Medienforum, Bearbeitung: Medienforum.