Derzeit wird der teuerste „Tatort“ aller Zeiten gedreht. Grund dafür ist die Starbesetzung Til Schweiger als Kommissar. Ob die Extra-Wünsche des Schauspielers die Mehrkosten verursachen oder ob die Gagen für Familienmitglieder so hoch sind, kommentiert Lisa Limbach.
„Spinner!“ Das würde wohl jeder Filmproduzent sagen, wenn der Schauspieler entscheidet, dass die ursprünglich eingeplanten Produktionskosten um circa 70 Prozent steigen. Doch der NDR lässt sich das ohne Weiteres gefallen. Stattdessen erklärte der Sender Schauspieler Til Schweiger anscheinend zum alleinigen Chef. Warum sollte er für den Hamburger „Tatort“ sonst einfach mal 800.000 Euro mehr einplanen dürfen?
Dass die ARD in den vergangenen Jahren mehr als 4000 Stellen aus Kostengründen abbauen musste, scheint plötzlich keinen mehr zu interessieren. Alles muss „Schweiger-like“ sein – größer, besser und pompöser. Til ist der verwöhnte Bengel im Filmgeschäft und das genießt er in vollen Zügen.
Schweiger kritisiert sinnlose Kleinigkeiten
Nicht nur das Budget der „Tatort“-Folge war ihm zu knapp bemessen, Schweiger konnte sich auch nicht einmal mit seinem Kommissar-Namen zufrieden geben. Aus dem Rollennamen „Tschauder“ wird nun in Zukunft „Tschiller“. Als ob solch eine Belanglosigkeit wirklich Einfluss auf den Film hätte. Aber der 48-Jährige musste einfach mal wieder deutlich machen, wer hier wirklich der Boss ist. Til sollte allerdings dringend dieses Hierarchiedenken ablegen. Ansonsten werden es sich deutsche Produktionsfirmen künftig zweimal überlegen, ob sie mit einer solchen Diva zusammenarbeiten wollen.
Wenn ihm Deutschlands größte Serienproduktion nicht reicht und er Redaktion, Autoren und Regisseur wohl für unfähig hält, warum bleibt er nicht bei eigenen oder Hollywood-Produktionen? Offenbar hat Schweiger sein Riesen-Ego nicht unter Kontrolle. Er sollte wieder selbst den Posten des Produzenten, Regisseurs und Schauspielers gleichzeitig übernehmen – dann sind auch keine Laien am Werk.
Mit Vitamin B zum Filmstar
Auch die Auswahl der Darsteller übernimmt der Playboy selbst. Schauspielerische Leistung ist für ihn allerdings nur zweitrangig. Das wird schon bei der Besetzung seiner Tochter Luna klar, die beim „Tatort“ nun wieder an seiner Seite vor der Kamera steht. Sie trat bereits in vielen Schweiger-Filmen auf und glänzte als untalentierte Akteurin.
Im neuen Streifen „Schutzengel“ überzeugt sie den Zuschauer mit ihrer emotionslosen Sprache und nervösem Lippenbeißen. Eine ganz neue Form von Schauspielkunst. Vielleicht sind solche Vitamin B-Besetzungen im „Tatort“ auch ein Grund, warum erfolgreiche Schauspielerinnen wie Nina Kunzendorf ihren alten Arbeitsplatz verlassen.
20.000 Schauspieler können von ihrem Beruf nicht leben. Doch Schweiger schmeißt lieber seiner fünfzehnjährigen untalentierten Tochter das Geld hinterher. Bei so einer Vetternwirtschaft hegt sich in mir nur ein Wunsch: Til Schweiger, adoptier mich bitte! Trotz mangelender schauspielerischer Begabung zur Gewinnerin des Nachwuchspreises des „Audi Generation Awards“. Dieser wird an junge Talente verliehen, die „bereits bewiesen haben, dass ihnen noch eine steile Karriere bevorsteht“.
Keine Kritik erwünscht
Mit dieser unbelehrbaren und beschränkten Einstellung kann sich der Alleskönner Til allerdings nicht weiterentwickeln. Er lässt auch generell keine kritischen Auseinandersetzungen seiner Filme durch Pressevorführungen zu. Kein Wunder, dass alle Schweiger-Filme gleich sind. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser „Tatort“ nicht auch zu einer Weiberhelden-Verfilmung verkommt.
Text: Lisa Limbach. Bild: sxc.hu, Wikipedia, Fotograf: t9t, Lizenz: BY-NC , Bearbeitung: Nathalie Gersch.