Ob mobil oder zu Hause, ob im sozialen Netzwerk oder auf Spieleseiten – die Nutzung des Internets nimmt immer mehr zu. Doch oft sind sich weder Kinder noch Eltern der Risiken bewusst. Der Safer Internet Day soll darauf aufmerksam machen und ein Stück Aufklärung leisten.
An meinen ersten Schultag kann ich mich noch gut erinnern. Ich hatte einen nagelneuen Schulranzen und war aufgeregt und stolz, dass es endlich los ging. Mein Vater hat mich in die Schule gebracht – nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß. Er hat mir den Weg gezeigt und mich auf mögliche Gefahren und schwierige Kreuzungen aufmerksam gemacht. Schließlich musste ich den Weg irgendwann allein gehen können.
Doch nicht nur der Schulweg ist eine neue Erfahrung für Kinder. Sie wollen sich ausprobieren und entdecken heute vor allem das Internet. „Kinder müssen wie im Straßenverkehr auch hier von Eltern und Erwachsenen an die Hand genommen werden“, weiß Gudrun Melzer, Referentin der EU-Initiative klicksafe, die den Safer Internet Day am 5. Februar 2013 in Deutschland umsetzt. Sie wüssten noch nicht, wie sie mit dem Medium Internet umgehen sollen und wie sie auf Probleme reagieren können. Cyber-Grooming, Gewaltverherrlichung, Cyber-Mobbing, Abofallen, Pornografie: die Liste der Sicherheitsprobleme im Internet ist lang.
Facebook ist nicht der Teufel
Für Eltern und Lehrer ist es oft schwierig, den Problemen zu begegnen, denn sie sind selbst oft unsicher im Umgang mit dem Internet. Doch Gudrun Melzer erklärt: „Es ist wichtig, dass Eltern erkennen, dass Medien heutzutage ein wichtiger Aspekt im kindlichen und jugendlichen Alltag sind. Wenn sie das akzeptieren und sich der Aufgabe annehmen, ihre Kinder bei der sichereren Internetnutzung zu unterstützen, dann sind sie auf einem guten Weg.“ Auch Thomas Pfeiffer, Diplom-Pädagoge und Programmierer betont: „Wichtig für Eltern ist, Verständnis für den Nachwuchs zu haben und Facebook nicht von Grund auf zu verteufeln.“ Schließlich könne Facebook auch so genutzt werden, dass kein Schaden entsteht, wenn die Voreinstellungen der Plattform geändert werden. In seinem Buch „Mein Kind ist auf Facebook“ gibt er Tipps für Eltern.
Es hilft nur Aufklärung
Um die Kinder bei ihren ersten Schritten zu begleiten, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Melzer empfiehlt beispielsweise das Einrichten von Kinderstartseiten wie „Meine Startseite“ oder der Suchmaschine „Blinde Kuh“. Mit diesen medienpädagogischen Angeboten oder Lesezeichenlisten im Browser könnten Eltern den Nachwuchs gezielt auf spezielle Angebote für Kinder lenken.
Um Seiten mit jugendgefährdendem Inhalt zu umgehen, macht es Sinn technische Filter zu installieren. Doch es gibt eine Fülle solcher Seiten, die Filter stoßen an ihre Grenzen. Spätestens wenn der Nachwuchs sich zu alt für Kinderseiten fühlt und bewusst Content für Erwachsenen sucht, haben Eltern nur noch die Möglichkeit der Aufklärung. Pfeiffer erklärt: „Um Kinder immun gegen Angreifer zu machen, die ihr Vertrauen erschleichen und sich mit ihnen treffen wollen, hilft wohl nur Aufklärung und ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Kind und Elternteil.“ Kinder müssten eine gesunde Art von Misstrauen erlernen und sich im Falle des Falles ihren Eltern anvertrauen können.
Um die Medienkompetenz im Umgang mit neuen Medien zu fördern gibt es beispielsweise „klicksafe“, die Sensibilisierungskampagne der Europäischen Kommission. Der internationale „Safer Internet Day“, der nun schon zum zehnten Mal in Folge stattfindet, koordiniert die Aktivitäten zum Thema „Sicherheit im Netz“. In diesem Jahr steht er unter dem konkreten Motto „Online Rights and Responsibilities“. Es sollen möglichst viele Akteure und Institutionen gefunden werden, die sich in eigener Regie beteiligen. Alle eingetragenen Aktionen und Veranstaltungen können im Internet eingesehen werden.
Text: Elisabeth Stiehler. Bild: Elisabeth Stiehler, Bearbeitung: Christian Kandels.