Ein ehemaliger Mittweidaer Medienstudent bei Axel Springer in Berlin – Oliver Schmidt absolviert derzeit eine journalistische Ausbildung an der Axel Springer Akademie. Im Interview spricht er über seine Bewerbung, seine Erfahrungen und seine Zukunftspläne.
Die Axel Springer Akademie in Berlin ist eine der renommiertesten und fortschrittlichsten Journalistenschulen in Deutschland. Jedes Jahr bekommen dort 40 Teilnehmer die Möglichkeit einer zweijährigen Ausbildung zum Redakteur. Für sie ist dies die Chance, ihren Traum vom Vollzeit-Journalisten zu verwirklichen. Der frühere Medienmanagement-Student Oliver Schmidt hat es geschafft, einer von ihnen zu sein. Dass Journalismus kein „Nine-to-Five-Job“ ist, war ihm durchaus vorher schon bewusst, trotzdem hielt seine Ausbildung in Berlin viele Herausforderungen und neue Erfahrungen bereit. Welche genau, verrät er medienMITTWEIDA im Interview.
Oliver, du hast vorher Medienmanagement an der Medienfakultät der Hochschule Mittweida studiert. Was hat dich dazu veranlasst, noch eine Ausbildung zu beginnen?
In Mittweida habe ich meinen Bachelor gemacht und damit quasi die „Allgemeine Grundausbildung“ im Medienbereich erhalten. Das war wichtig und hat mir gezeigt, wohin ich später gehen will. Dort bin ich jetzt angekommen und beginne, meine Kenntnisse zu vertiefen. Axel Springer ist dafür eine der absoluten Top-Adressen in Deutschland. Außerdem werden wir uns sowieso frei machen müssen von dem Konzept, einmal und bis zu einem gewissen Alter zu lernen um dann nur das Gelernte anzuwenden. Gerade in den Medien werden wir lebenslang lernen müssen.
Warum hast du für dich die Axel Springer Akademie ausgewählt?
Axel Springer hatte fünf Frauen, das hat mir einfach imponiert… Nein, Quatsch! Ich bin ein großer Freund der sogenannten neuen Medien und der Verknüpfung zwischen Print, Digital, TV und besonders Mobile Media. Das alles zusammen muss ein Rund-um-Glücklich-Medienerlebnis anbieten, das alle Nutzer erreicht. Und da ist Springer schon sehr nah dran. Außerdem hat Springer ja bei Kennern der Medienbranche nicht gerade den schlechtesten Ruf.
Welche besonderen Bedingungen musstest du für die Bewerbung erfüllen?
Vorbedingung war natürlich, dass man schon journalistische Erfahrungen gemacht hat. Klar, man muss kein festangestellter BILD-Redakteur gewesen sein, aber die journalistischen Darstellungsformen sollte man schon beherrschen. Meine Zeit bei der NOVUM hat mich da schon verdammt gut darauf vorbereitet. Die Praxiserfahrung ist unbezahlbar. Außerdem ist es ganz wichtig, dass man sich mit dem Job des Journalisten sinnvoll auseinandergesetzt hat. Über die Frage, warum man Journalist werden wolle, sollte man sich schon Gedanken gemacht haben. Dazu ist es sinnvoll, Autoren zu haben, die man regelmäßig verfolgt. Sowie das aktuelle Zeitgeschehen außerhalb der RTL II News zu verfolgen. Aber alles in allem: Die Chemie muss stimmen. Bei der Akademie werden keine Übermenschen gefordert, die wollen schließlich auch noch Raum zum Ausbilden haben.
Wie hast du denn das Auswahlverfahren empfunden? War es so hart wie erwartet?
Das Auswahlverfahren ist mehrstufig. Der, wie ich finde, schwierigste Part war es, innerhalb von ein paar Stunden vor Ort eine selbst recherchierte Reportage zu schreiben. Das Thema wurde vorgegeben, sodass man sich nicht vorbereiten konnte. Dazu muss man rausgehen, Leute ansprechen, die Geschichte suchen. Ich glaube, nur vor meiner Führerscheinprüfung war ich aufgeregter. Aber zum Glück hat es geklappt.
Was denkt du, wo liegen die Besonderheiten bei der Ausbildung an der Axel Springer Akademie?
Wir haben den Vorteil, dass viele renommierte Leute nur ein paar Sekunden im Fahrstuhl entfernt sind. Da kommt schon mal Henryk M. Broder zum Interviewtraining oder Claus Strunz für die TV-Woche. Dazu konzentriert sich Springer insgesamt und die Akademie im Besonderen darauf, crossmedial zu arbeiten. Wir lernen also nicht zwei Jahre lang nur die Schreibe von A bis Z, sondern werden von Anfang an darauf getrimmt, in allen Ausspielwegen zu denken.
Kommen wir zur letzten Frage: Hast du einen persönlichen Fünf-Jahres-Plan?
Ich selbst habe für mich den Bereich Corporate Publishing entdeckt. Hier ist es möglich, hochwertige und große Geschichten aus vielen Bereichen zu produzieren. Außerdem kann ich hier mehr als nur schreiben. Ich kann Apps entwickeln oder Website-Konzepte erdenken. Außerdem muss ich immer wieder neu anfangen, Projekte kreativ zu entwickeln. Das ist stressig, aber wird auf keinen Fall langweilig. Wobei diese Gefahr im Journalismus generell selten vorkommt.
Das Interview führte: Simon Walther. Bild: Oliver Schmidt. Bearbeitung: Hanna Frantz.