Frische, interessante Gesichter für Film und Fernsehen zu finden, das ist die Aufgabe eines Talentscouts. Auf den Straßen Berlins arbeitet Sara Kamolz neben Ihrem Studium daran, neue Schauspieltalente zu finden und zu betreuen.
Ellen Pompeo spielt die Rolle der Meredith Grey in der TV-Erfolgsserie „Greys Anatomy“ auf ProSieben. 1996 arbeitete die damals 27-Jährige als Barkeeperin in New York. Dort wurde sie von einem Agenten angesprochen, ob sie nicht Werbeaufnahmen machen wolle. So spielte sie in weiteren Werbespots mit und ist heute eine gefragte US-Schauspielerin.
In Deutschland gibt es viele, unterschiedliche Castingagenturen. Grundsätzlich konzentrieren sie sich auf die Suche, Vermittlung und das Management ihrer Talente. Gebraucht werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene als Schauspieler oder Moderatoren für Film, Fernsehen oder die Werbung. Sara Kamolz arbeitet für eine von ihnen – „Talent-Scout Schauspielmanagement“. Sie studiert im 4. Semester Medienmanagement an der Fakultät Medien der Hochschule Mittweida und arbeitet neben dem Studium in der Agentur. Dort wurden unter anderem Talente wie Jeremias Meyer entdeckt. Dieser stand schon für den Kinofilm „Die Vampirschwestern“ in der Rolle von „Jacob Barton“ vor der Kamera.
Wie Talente gefunden werden
Ein Talentscout für Schauspieler sucht neue, interessante Gesichter. „Dazu gehe ich in Berlin auf die Straße und beobachte, wer gut in die Agentur passen würde“, erklärt Sara zur gängigsten Methode – dem sogenannten „Streetcasting“. Was sie vor allem schätze sei die Nähe zu neuen Talenten: „Man hat viel Menschenkontakt“, das bedeute dann teilweise drei Stunden auf der Straße unterwegs zu sein und nach Leuten Ausschau zu halten. Die Menschen, die sie dann herauspickt, sollten in verschiedene Rollen passen und Lust, Talent sowie Spaß am Schauspielern haben. Derzeit seien besonders kleine Kinder gefragt. „Dafür spricht man die Eltern an und bietet ihrem Kind ein Schauspieltraining im Rahmen einer Schnupperstunde an.“
Neben dem „Streetcasting“ gibt es bei Saras Agentur einmal im Monat die Möglichkeit auf ein kostenloses Agenturcasting. Hierbei können sich die Bewerber persönlich vorstellen. „Es findet eine Stunde lang Schauspieltraining statt, wobei den Kindern spielerisch das Schauspiel beigebracht wird.“ Dabei ließe sich relativ schnell feststellen, ob die Kinder überhaupt die Lust und das Talent dazu hätten, erklärt Sara.
Gelistet für die Zukunft
Nach dem Schauspieltraining werden die Bewerber bei erkennbarer Weiterentwicklung in die Agentur aufgenommen. Die Kriterien sind dabei recht unterschiedlich. „Bei den Castings geht es nicht immer um das Aussehen. Im Endeffekt braucht man immer Charaktertypen“, verrät Kamolz.
Die Aufnahme in die Karte ist generell kostenlos. Ihrer Meinung nach ist die Aufnahme insofern positiv, da es viele verschiedene Filmproduktionen gibt, die sich die Karteien der Agenturen anschauen. „Wenn diese Rollen zu besetzen haben, schauen sie öfters mal rein, wen es da gibt und wer da reinpassen würde“, fügt sie bei.
Mehr als nur Castings
Außer den Castings übernimmt Sara auch die Betreuung der neuen Talente in der Agentur. „Ich kümmere mich beispielsweise um die Profilerstellungen auf der Website.“ Gerade für Castingdirektoren sei das wichtig, um einen ersten Eindruck von den potentiellen Darstellern zu bekommen. Außerdem trage sie dafür Sorge, dass stets neue Bilder zum Profil dazukämen und neue „Showreels“ aufgenommen würden. „Die Vermittlung selbst übernimmt meine Chefin“, erklärt Sara.
Castingagenturen oder TV-Shows?
Wie der Ablauf eines Schauspielcastings funktioniert, wurde auch bereits im Fernsehen gezeigt. Til Schweiger suchte 2009 mit der Castingshow „Mission Hollywood“ eine Nachwuchs-Schauspielerin. Auch Bully wagte 2008 mit seiner Show „Bully sucht die starken Männer“ Ähnliches. Für Sara liege der Unterschied der Castingsshows zu den Agenturen darin, dass es bei Fernsehshows hauptsächlich um Einschaltquoten und Unterhaltung gehe. Richtige Talente brauchen also keine Castingshows, die gibt es mit geschultem Blick auch durchaus auf den Straßen zu finden, oder eben auch als Barkeeperin hinter einer New Yorker Theke.
Text: Sandra Winnik. Bild: Nancy Matschke. Bearbeitung: Hanna Frantz