Die Erweiterung des Fernsehprogramms über Smartphone, Tablet und Laptop liegt voll im Trend. Der sogenannte „Second Screen“ hat dabei die beidseitige Interaktion und intensive Bindung zwischen Sender und Zuschauer zum Ziel.
Während Zuschauer ihre Meinung über das Fernsehprogramm früher mittels Beifall, „Buh“-Rufen oder einem Leserbrief signalisieren konnten, ist der Rezipient von heute weitaus intensiver ins aktuelle Geschehen involviert. „Wir können morgens eine Frage in den sozialen Netzwerken stellen, haben mittags dazu einen passenden Interviewpartner oder zusätzliche Infos, können ihn nachmittags interviewen und haben ihn am Abend in der Sendung wie den Tagesthemen“, erklärt Andreas Cichowicz, Chefredakteur des NDR.
Die Meinung zählt
Die Gründe für den Griff zum Smartphone oder Notebook sieht Felix Wesseler, Pressesprecher von „filmpool“, einerseits in der zunehmend globalisierten Welt: „Heute kann ich mich mit Leuten austauschen, die ganz woanders sind als ich es bin.“ Früher habe man noch gemeinsam im Dorf gewohnt. In der heutigen Zeit hingegen sei eine Verabredung zum gemeinsam Fernsehen eher unüblich. Anderseits gehe es seiner Meinung nach nicht immer nur um Austausch, sondern auch darum, seine Meinung kundzutun.
Derzeit konzentriert sich der Interaktionsfluss noch von Zuschauern zum Sender, und nicht umgekehrt. Das Feedback der Rezipienten via sozialer Netzwerke oder Apps wird dabei häufig nicht in das aktuelle Programm eingebunden. Dirk Kauer, Director Product Development bei ProSiebenSat.1, begründet diesen Umstand mit dem geringen Anteil an Live-Programm: „95 Prozent unseres Programms ist vorproduziert, da fällt die Interaktion mit dem Nutzer natürlich relativ schwer.“ Einen neuen Lösungsansatz hat der Sender in sogenannten Live-Bauchbinden gefunden. Dabei werden bei der Ausstrahlung von vorproduzierten Inhalten Reaktionen der Community direkt während der Sendung abgebildet. „Dadurch versuchen wir, das ‚real-time-feeling‘ auch in vorproduzierte Sendungen zu bekommen“, schließt Kauer ab.
Text: Annika Hauke.