Neue Hoffnung für Nachrichtenportale

von | 10. Oktober 2011

10.10.11 08:00 Uhr | Das Nachrichtenportal "Stern.de" hat die Zusammenarbeit mit "LaterPay" angekündigt. Das Ziel: Leser sollen journalistische Inhalte endlich auch im Internet bezahlen. Doch noch hat sich nichts verändert. Ob das Konzept Erfolg überhaupt haben könnte, kann niemand sagen, denn noch sprechen die Verantwortlichen nicht über ihren Plan.

„Es ist noch zu früh, um über Details zur Art und Gestaltung der Ergebnisse zu sprechen“, erklärt Christian Hasselbring, der Geschäftsführer von „Stern.de“ gegenüber medienMITTWEIDA. Am 29. September 2011 gaben „Stern.de“ und „LaterPay“ ihre Kooperation bekannt. Letztgenannter ist ein Payment-Enabler. Seine Aufgabe ist also, die Nutzung von Bezahlinhalten zu vereinfachen. Das Anfang 2010 gegründete Unternehmen ermöglicht es, Bezahlsysteme für einzelne Inhalte einzurichten.

Erste Ergebnisse der Kooperation mit „Stern.de“ soll es im nächsten Jahr geben. Noch ist es also zu früh, in der Zusammenarbeit beider Firmen die Rettung des Onlinejournalismus zu sehen. Das Problem liegt im Nutzerverhalten. Niemand will für Online-Inhalte bezahlen, die er bei einem Mitbewerber kostenlos lesen kann. Dies ist seit Jahren bekannt. Stefan Niggemeier hat im Mai 2011 festgestellt, dass der Großteil der Nachrichten auf „Stern.de“ Agenturmeldungen sind, die für den Nachrichtenticker redigiert werden. Niggemeier fand dafür eine einfache Erklärung: „Beim ‚Stern‘ ist man überzeugt, dass das das Schlimmste wäre, das man tun könnte: Dinge mit Wert für den Nutzer kostenlos abgeben. Deshalb finden sich praktisch keine Inhalte aus der Zeitschrift auf Stern.de.“ Das neue Zusammenarbeit könnte somit auch dieser Kritik entgegenwirken.

Konzepte brauchen Zeit

Bis jetzt finanzieren sich Nachrichtenportale größtenteils aus Werbeeinnahmen. Die Erlöse reichen zur Refinanzierung aber nicht. „Es fand eine Querfinanzierung von Print zu Digital statt“, so Peter Klotzki, Geschäftsführer Kommunikation beim „Verband Deutscher Zeitschriftenverleger“ (VDZ) gegenüber medienMITTWEIDA. Er denkt, die Ertragsseite der Onlinemodelle sei bisher vernachlässigt worden, um Reichweite zu gewinnen. Dies könne sich in Zukunft aber ändern. „Es ist eine immer noch anzutreffende Fehleinschätzung, dass Verlage mit journalistischen Inhalten kein Geld verdienen“, sagt Klotzki. Nach einer „VDZ“-Umfragesind immerhin Tablet-Nutzer bereit, für Inhalte zu zahlen.

„Stern.de“ und „LaterPay“ arbeiten nun an einem geeigneten Bezahlsystem für verschiedene Endgeräte. Ein Patentkonzept habe bisher jedoch noch niemand: „Eine vernünftige Lösung ist meist nicht das Ergebnis der ersten singulären Ansätze, sondern braucht Versuche und erste Erfahrungen, bis Lösungen möglich werden“, gibt Hasselbring zu bedenken. Laut einer Pressemitteilung soll „die sensible Situation der Nutzer in Bezug auf journalistische Inhalte“ beachtet werden. Hasselbring: „Die Lesesituation der Nutzer ist empfindlich, was Bezahlsysteme betrifft, weil die User an kostenlosen Konsum gewohnt sind. Eine simple Bezahlschranke für alle Inhalte würde dieser Situation nicht gerecht werden.“

<h3>Jörg Lehmann</h3>

Jörg Lehmann