„Mehr Wiederholungen senden“

von | 17. Dezember 2010

Der MDR-Rundfunkrat ist als oberstes Gremium der Senderfamilie auch für die Programmkontrolle zuständig. Im Interview mit medienMITTWEIDA erklärt dessen Vorsitzender Johannes Jenichen die Auswirkungen der jüngst beschlossenen Etatkürzungen und kritisiert abermals die Programmreform bei "Das Erste".

Der MDR-Rundfunkrat ist als oberstes Gremium der Senderfamilie auch für die Programmkontrolle zuständig. Im Interview mit medienMITTWEIDA erklärt dessen Vorsitzender Johannes Jenichen die Auswirkungen der jüngst beschlossenen Etatkürzungen und kritisiert abermals die Programmreform bei „Das Erste“.

Herr Jenichen, vor einigen Tagen hat der Rundfunkrat des MDR den gekürzten Etat für das Jahr 2011 beschlossen. Wie wird sich dies auf die Programmgestaltung auswirken?

Als erste Auswirkung wird zu spüren sein, dass Wiederholungen häufiger gesendet werden. Eine andere Sache, die auffallen wird, ist, dass im nächsten Jahr ein Tatort weniger gedreht wird. Wenn man so viele Millionen einsparen muss und diese einfach nicht hat, dann hat das eben auch Folgen für das Programm.

Ab 2013 verspricht die Neuregelung der Rundfunkgebühren in Form einer Haushaltsabgabe dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk deutliche Mehreinnahmen. Werden sich die Veränderungen dadurch wieder umkehren?

Das weiß man noch nicht. Die Experten sagen, dass 2013 beziehungsweise 2014 noch Auswirkungen zu spüren sein werden. 2016 könnte es dann vielleicht schon eine Konsolidierung geben, sodass die Einnahmen so sein könnten, wie sie es 2009 waren.

Vor reichlich einem Jahr kündigte Intendant Udo Reiter das Ende der Ostalgie beim MDR an. Wie sieht die Entwicklung in diesem Bereich aus?

Es wird nicht mehr so viele Sendungen geben, welche die DDR-Zeit betreffen. Das Ende der Ostalgie heißt dann einfach, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem wir nicht mehr in Ost und West einteilen, sondern nach vorn blicken. Dennoch wird es weiterhin Beiträge aus dieser Zeit geben, die der MDR zum Teil auch kommentieren wird.

Sie haben die Programmpläne für „Das Erste“ kritisiert. Welche Veränderungen bedauern Sie persönlich am stärksten?

Zuerst muss ich sagen, dass wir es begrüßt haben, dass die Tagesthemen einen einheitlichen Sendeplatz bekommen. Wir haben kritisiert, dass sehr viele Talk-Sendungen kommen werden und dass der Dokumentarfilm in Richtung Mitternacht verschoben wird. Das haben wir als richtig negativ befunden.

Das duale Rundfunksystem steht oft in der Kritik. Oft von Seiten der Privaten aufgrund der Finanzierungswege, im letzten Jahr speziell auf Grund der Expansion der digitalen Senderangebote. Welche bisherigen Punkte müssen Ihrer Meinung nach beibehalten werden, wenn es irgendwann zum Umbruch des Systems kommen sollte?

Wir sind uns sicher, dass es zum Umbruch kommen wird. Dies wird sich aber hinziehen. Auf jeden Fall muss eine Vielfalt im System gewährleistet sein. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk sollte auch immer dort dabei sein, wo das politische Geschehen und das Tagesgeschehen stattfinden. Dies muss auf jeden Fall beibehalten werden.

<h3>Martin Kisza</h3>

Martin Kisza