Die Digitalisierung verändert Denk- und Verhaltensweisen – auch in der Politik. Sprecher des Forums Netzpolitik der Berliner SPD, Yannick Haan, erklärt im Interview mit medienMITTWEIDA seinen &bdquoKampf für digitale Bürgerrechte“ und seine Ziele in der Netzpolitik.
Yannick Haan, Bachelor-Absolvent der Hochschule Mittweida, engagiert sich bereits mehrere Jahre politisch im Bereich Netzpolitik. Neben seiner Position als Sprecher des Forums Netzpolitik der Berliner SPD ist er zudem auch kommunalpolitisch aktiv. Vor allem der jungen Generation möchte er Politik wieder näher bringen und die moderne Gesellschaft im Zuge der Digitalisierung politisch stärken: Open Data, Open Access oder die Modernisierung des Urheberrechts sind nur einige der Ansätze seiner politischen Arbeit.
Yannick, wenn man sich dein XING-Profil so anschaut, bemerkt man, dass du eine erstaunliche Anzahl unterschiedlicher Praktika durchlaufen hast. Vom „Berliner vorwärts Verlag“, über die „Hanns-Seidel-Stiftung“ bis hin zur „Gastrokult GmbH“, um nur einige zu nennen. Welche Erfahrung konntest du in dieser Orientierungsphase für dich sammeln?
Diese Orientierungsphase war sehr wichtig für mich. Als ich meinen Bachelor absolviert habe, wusste ich noch nicht wirklich, in welchem Bereich ich später arbeiten möchte. Die einzelnen Stationen haben mir jeweils gezeigt, wie die Branche wirklich funktioniert, wo meine wirklichen Interessen liegen und wo ich auch am besten die eigenen Stärken einbringen kann.
Warum der Positionswechsel von der CSU-nahen „Hanns-Seidel-Stiftung“ zur SPD?
Ehrlich gesagt war es reiner Zufall, dass ich dort gelandet bin. Ich habe damals ein Praktikum in den USA im politischen Bereich gesucht und kannte jemanden bei der Hanns-Seidel-Stiftung. So einfach kam das. Ehrlich gesagt stand ich schon damals der CSU nicht sehr nahe. Aber in Auslandsbüros der Stiftungen beschäftigt man sich glücklicherweise auch mehr mit der Politik des jeweiligen Landes als mit der heimischen. Zudem hat mich die Erfahrung in meiner bereits vorhandenen politischen Einstellung nur bestärkt.
Wie viel „Neuland“ herrscht noch immer in der Regierung über Themen, die das Internet und die Digitalisierung der Gesellschaft betreffen? Welche Herausforderungen gibt es in Zukunft für die Politik, um Netzneutralität und -autonomie zu gewährleisten?
Es ist traurig, wie wenig Ahnung diese Regierung, aber leider auch allgemein die Politik über die Funktionsweisen des Internets hat. Den Wenigsten ist bewusst, welch tiefgreifende Veränderungen das Internet innerhalb der Gesellschaft mit sich bringt. Es handelt sich ja nicht nur einfach um ein neues Medium, sondern es verändert, wie wir denken und wie wir arbeiten wollen.
Die Netzneutralität könnte man, wie das auch andere europäische Länder tun, einfach per Gesetz sichern. Leider gibt es dafür aber momentan in Deutschland keine politische Mehrheit.
Was sind aktuell deine konkreten Aufgaben als Sprecher des Forums „Netzpolitik“ der SPD in Berlin?
Einer meiner wichtigsten Aufgaben momentan ist es, Übersetzungsarbeit zwischen Politik und einer jüngeren, sehr internetaffinen Generation zu leisten. Wir haben es mit einer Generation zu tun, die zwar sehr politisch denkt, sich aber in den Strukturen der Politik nicht mehr wiederfindet. Das versuche ich langsam, aber sicher zu ändern.
Welche Ziele möchtest du persönlich mit deiner politischen Arbeit erreichen?
Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich der Kampf für die digitalen Bürgerrechte und gegen die totale Überwachung. Die Enthüllungen von Edward Snowden haben noch einmal gezeigt, wie wichtig dieser Kampf mittlerweile ist und wie schnell der Rechtsstatt für eine nur scheinbare Sicherheit geopfert wird.
Was soll dein Buch „Gesellschaft im digitalen Wandel“ hierfür bezwecken? Etwa ein Lehrbuch für Politiker der „Generation offline“?
Wir wollten ein Buch schreiben, das man Politikerinnen und Politikern, aber auch Menschen in Unternehmen oder Verwaltungen in die Hand drücken kann, indem wir aufzeigen, wie die Digitalisierung auch klassische Politikfelder grundlegend verändert. Exemplarisch haben wir dann für jedes Politikfeld auch noch Menschen vorgestellt, die diesen Wandel auf sehr unterschiedliche Weisen voran bringen. Es ist ein Versuch, das Verständnis innerhalb der Politik für das, was vor sich geht, zu erhöhen.
Dein Bachelor-Studium hast du in Mittweida absolviert. Warum gerade hier und warum wolltest du innerhalb der „Call for Papers“-Aktion zurückkommen?
Ich habe nach dem Abitur nach einem passenden Studium gesucht und bin dann auf die Hochschule in Mittweida gestoßen. Am Ende habe ich mich dann vor allem für Mittweida entschieden, weil es eine enge Verbindung zwischen Theorie und Praxis gab.
Als ich auf der Konferenz re:publica gesehen habe, dass es einen „Call for Papers“ für das Medienforum gibt – das ich ja bereits aus Studienzeiten kannte – wollte ich mich unbedingt mit einem Thema melden.
Einen Tag offline zu sein, bedeutet für mich …
… auch einen Tag ohne Kommunikation und ohne Nachrichten von Freunden. In sehr seltenen Fällen tut das aber auch ganz gut.
Mehr von Yannick Haan?
Haben wir! Auf dem diesjährigen Medienforum am 11. und 12. November in Mittweida, gibt es die Chance, neben weiteren spannenden Gästen auch Yannick Haan zu treffen und mehr über seine netzpolitischen Ansätze zu erfahren. In seinem Vortrag „Der urbane Raum –wie das Digitale den Kampf um die Stadt verändert“ erklärt Haan vor allem, wie sich die Politik im Zuge der Digitalisierung für eine moderne Gesellschaft zukünftig ändern muss. Alle Infos gibt es zeitnah bei uns und auf der Webseite des Medienforums. Seien Sie „im Puls der Zeit“ und seien Sie dabei!