Von der Hochschulbank direkt ins Arbeitsleben: Trainee-Programme gelten als ideales Karrieresprungbrett. Jedoch definieren Unternehmen unter dem Stichwort „Trainee“ unterschiedlichste Beschäftigungsarten. Sind „Trainees“ also nur bessere Praktikanten?
Da ich nun das dritte Semester meines Studiums beendet habe und mich langsam aber sicher dem Ende meines Studiums nähere, stellt sich mir immer wieder die Frage: Was mache ich nach meinem Studium? Sollte ich meinem Bachelor-Abschluss gleich den Master anschließen oder gleich ins Berufsleben einsteigen?
Also wälze ich stundenlang Jobbörsen, um zu sehen, ob und wo mein Traumjob angeboten wird. Dabei sticht mir immer wieder ins Auge: „Gesucht: Trainee“. Da ich aber mal gehört habe, dass Trainee-Programme im Grunde nur längere Praktika seien, scrolle ich zunächst einfach drüber. Doch irgendwann packt es mich und ich will wissen, was es nun überhaupt damit auf sich hat.
Was sind Trainee-Programme?
Ein Trainee ist ein Hochschulabsolvent, der in einem Unternehmen durch ein Trainee-Programm mit aufeinander abgestimmten Einsätzen in verschiedenen Abteilungen, Seminaren und Netzwerkveranstaltungen als vielfältig einsetzbare Nachwuchskraft aufgebaut wird. Diese „Aufbauzeit“ dauert in der Regel 12 bis 24 Monate. Oftmals sind Trainees, die diese Programme durchlaufen, Kandidaten für zukünftige Führungspositionen oder künftige Spezialisten. In dieser Einführungsphase sollen sie wichtige Firmenbereiche und zukünftige Mitarbeiter in einem kurzen Zeitraum kennenlernen und selbst im Unternehmen bekannt gemacht werden. Die Fähigkeiten und das Wissen des Trainees werden dabei während des Programms den Erfordernissen des Unternehmens angepasst.
In Branchen, wie etwa dem Bank- und Versicherungswesen, stellt der Berufseinstieg von Hochschulabsolventen über ein Traineeprogramm den Regelfall dar. Wohingegen in anderen Branchen der Einstieg über ein Trainee-Programme erst jetzt Bedeutung erlangt.
Karrierechancen vs. Ausbeutung
Lukas große Klönne, Redaktionsleiter der „Absolventa“ − die Jobbörse für junge Akademiker − erklärte mir in einem Interview: „Man lernt während der Trainee-Ausbildung gleich mehrere Abteilungen und Standorte des Unternehmens kennen. Das kann bei internationalen Unternehmen sogar eine Reise ins Ausland bedeuten.“ Außerdem, so Klönne, bekämen „Trainees“ häufig einen Mentor zur Seite gestellt, der seinem Schützling als kompetenter Ansprechpartner zu Verfügung stehen soll.
Doch wo ist der Haken? „Ein Nachteil ist das im Vergleich zu einem gleich qualifizierten Direkteinsteiger oft geringere Gehalt während der Trainee-Ausbildung. Das wird aber durch die sehr gute Ausbildung, die guten Karriereperspektiven und bessere Gehaltsentwicklung locker wieder wett gemacht“, erklärt Lukas große Klönne. Aber gibt es denn ein Risiko ausgenutzt zu werden, ähnlich wie es oftmals bei Praktikanten der Fall ist? Dazu meint der Redaktionsleiter: „Die Gefahr besteht durchaus. Schließlich versteht jedes Unternehmen etwas anderes unter dem Begriff ‚Trainee-Programm‘. Man muss vorher genau hinschauen und nachfragen, was das Unternehmen für ein Trainee-Programm anbietet.“
Ausgezeichnete Trainee-Programme
Ein Verbund aus „Absolventa“, „Süddeutsche Zeitung“ und Prof. Dr. Ingo Weller der „Ludwig-Maximilian-Universität München“ hat 2011 die Auszeichnung für „Karrierefördernde & faire Trainee-Programme“ ins Leben gerufen. Hier ist eine Übersicht einiger ausgezeichneter Medienunternehmen:
Unternehmen, die ihre Trainee-Programme entsprechend fair gestaltet haben, bekommen diese Auszeichnung verliehen. Lukas große Klönne fügt an: „Wenn ein Unternehmen diese Auszeichnung erhalten hat, dann können die Bewerber sicher sein, dass sich dahinter ein hochwertiges Trainee-Programm verbirgt und sie damit den Grundstein für eine erfolgreiche Karriere legen.“
Nachfragen ist Pflicht!
Trainee-Programme sind also nicht nur „bessere Praktika“. Sie ermöglichen den Berufseinstieg in ein Unternehmen mit aufeinander abgestimmten Aufgabenfeldern in verschiedenen Abteilungen. In Seminaren und Netzwerkveranstaltungen sollen Hochschulabsolventen als vielfältig einsetzbare Nachwuchskräfte aufgebaut werden. Jedoch sollten sich die Bewerber über die Trainee-Programme der Unternehmen genauestens informieren und lieber etwas hartnäckiger nachfragen, bevor die eigenen Erwartungen enttäuscht werden.
Text & Grafik: Tobias Patzschke.