Phänomen Teletext – überholt und überflüssig?

von | 3. März 2014

Jeder kennt ihn, jeder hat ihn schon einmal genutzt: den Teletext. Doch Smartphones und Tablets haben in den Wohnzimmern Einzug gehalten und die Vielzahl von Apps rund ums Fernsehen wirft […]

Jeder kennt ihn, jeder hat ihn schon einmal genutzt: den Teletext. Doch Smartphones und Tablets haben in den Wohnzimmern Einzug gehalten und die Vielzahl von Apps rund ums Fernsehen wirft die Frage auf, wofür der „alte“ Teletext überhaupt noch Verwendung findet.

Es ist Sonntagabend. Ein erlebnisreiches Wochenende liegt hinter mir. Im Moment möchte ich mich einfach nur zurücklehnen und entspannen. Also setze ich mich gemütlich auf mein Sofa im Wohnzimmer und schalte den Fernseher ein. Ich „zappe“ die Programme durch und frage mich, ob denn heute Abend irgendetwas Gutes im Fernsehen läuft.

Ein Relikt der Vergangenheit?

Ich greife zum meinem Smartphone und starte die Fernsehprogramm-App „TV-Programm“, eine der unzähligen Apps, die das TV-Programm übersichtlich anzeigen sollen. Sofort sehe ich, auf welchem Sender zu welcher Zeit ein Programm, das ich interessant finde, läuft. Ich kann mir sogar Erinnerungen für die einzelnen Sendungen auf meinem Smartphone einstellen. Ja, was würde ich nur ohne mein Handy machen? Ich würde wahrscheinlich zur Fernbedienung greifen und den Teletext nach dem TV-Programm durchwühlen. Aber wer braucht in der Zeit von „Social Networks“ und selbstständigen Mobiltelefonen überhaupt noch Teletext?

Also begebe ich mich auf die Straße und frage Passanten nach ihren Gewohnheiten mit dem Teletext. Tom, 27 Jahre meint: „Ja, hin und wieder nutze ich den Teletext um Sportergebnisse zu erfahren, wie Fußball. Ansonsten nutze ich ihn eigentlich nicht.“ Jennifer, 24 Jahre sagt: „Denn Teletext benutze ich nicht. Ich nutze mein Smartphone um News, Informationen und Wissenswertes über Sendungen zu erhalten.“ Gabi, 47 Jahre sagte mir: „Ja, hin und wieder schau ich in den Teletext, um weiter Information zur laufenden Sendung zu bekommen, wie zum Beispiel das Jahr, in der sie produziert wurde.“ Diese und weiter Antworten haben mir gezeigt, dass jede Person wohl ihr eigenes „Teletextverhalten“ besitzt.

Programm-Apps vs. Teletext

Doch die Statistiken der ARD zur Teletextnutzung belegen erstaunliches: Allein „Das Erste“ verbuchte im vergangenen Jahr 44 Millionen Teletext-Zuschauer. Das ARD-Angebot hat außerdem mit 18,1 Prozent der Zeit, die die Zuschauer auf Teletextseiten verbrachten, die Position des Marktführers inne, gefolgt vom ZDF-Angebot mit 15,7 Prozent.

Dennoch ging es für die meisten Sender, im Vergleich zum Jahr 2012, bergab. 2012 hatte „Das Erste“ noch 19,2 Prozent des Marktes in seiner Hand, RTL verlor 2,5 Prozent und Sat.1 auch 0,8 Prozent. Das Angebot des ZDF legte hingegen dazu, 2012 waren es noch 14,8 Prozent, das ist ein Zuwachs von 0,9 Prozent im Jahr 2013. Weitere Zahlen und Statistiken dazu findet ihr hier:

Informationsquelle in Pixeln

Wenn ich mir die Zahlen so ansehe, muss ich gestehen, dass ich den Teletext unterschätzt habe. Für mich stellt sich nur die Frage: Warum nutzen ihn so viele? 2012 und 2013 gab es sogar ein Festival rund um das Thema Teletext, das „International Teletext Art Festival“. Hauptgrund für das Aufrufen der Videotext-Seiten scheinen in erster Linie Nachrichten zu sein – jedenfalls ist das so beim „Ersten“. Nach Eigenangaben des Senders riefen die Zuschauer vor allem die Nachrichten-Angebote der „Tagesschau“ sowie Sportberichte und Informationen zum Fernsehprogramm auf. Täglich habe man mehr als vier Millionen Menschen via Teletext erreicht. „Zu Spitzenzeiten, wie am Abend der Bundestagswahl, waren es mehr als sieben Millionen Nutzer“, so „Das Erste“.

Zuschauer der Privatsender ticken da ähnlich. So interessierten sich „RTL“-Zuschauer im vergangenen Jahr vor allem für Sport und Informationen zum TV-Programm. „Auch die News- sowie Star-News-Rubrik erreichten starke Werte“, so „RTL“. Dabei spielt die Aktualität des Teletextes eine große Rolle, denn die Nachrichten können parallel zu dem TV-Programm auf Teletext-Sendung veröffentlicht werden. Außerdem können Zuschauer frei entscheiden, wann sie sich informieren möchten – sogar während die persönliche Lieblingssendung läuft. Wie kam es eigentlich zum Teletext? Hier steht ihr die Geschichte des Teletextes im Schnelldurchlauf:

Insgesamt 60 Millionen Nutzer machten im Jahr 2013 in Deutschland vom Teletext Gebrauch. Die doch schon 33 Jahre alten Pixel-Seiten sind also alles andere als abgeschrieben. Trotz des technischen Fortschritts stellen sie für die Sender und Zuschauer immer noch einen bedeutenden Informations-Kanal dar.

Text: Tobias Patzschke; Grafik: wikipedia, Quelle der grafischen Historie: SevenOneMedia (Bearbeitung: Tobias Patzschke), grafische Umsetzung der ARD-Statistiken zur Teletextnutzung: Tobias Patzschke.

<h3>Tobias Patzschke</h3>

Tobias Patzschke

Redakteur