Was willst du werden, wenn du mal groß bist? Was ist, wenn die Antwort darauf „Fashionblogger“ ist? Ein neuer Traumberuf, nicht etabliert, nicht geschützt, nicht anerkannt. Und trotzdem verändert er gerade die Modewelt. Die Meinungen sind gespalten, ob sich die Berufung überhaupt „Beruf“ nennen darf oder was es überhaupt mit dem Bloggen auf sich hat.
Das Bild in der Öffentlichkeit steht für Glamour, Spaß, eine unsichere Zukunft und wird durch die Medien geprägt. Dort werden Fashionblogger als stumpfsinnige Modefanatiker dargestellt, die in Fashionshows sitzen, mit Designeroutfits überhäuft werden und auf Partys Champagner schlürfen.
Jeder könnte einen Fashionblog haben
Kein Wunder, dass Modeblogger oft einen schlechten Stand im Journalismus haben. Jeder kann nahezu ohne jegliches Fachwissen oder Ausbildung einen kostenlosen Blog verfassen und veröffentlichen. Die Artikel der Blogger werden deshalb oft als laienhaft und als zu naiv dargestellt, weshalb Designer am Anfang keine Einladungen an Fashionblogger versenden wollten. Langsam verändet sich das Image von Modeblogs jedoch und man entdeckt zwischen den Großen der Modebranche, wie US-Vogue Chefredakteurin Anna Wintour, nun auch Fashionblogger in den ersten Reihen der Modenschauen. Doch für den Blogger ist der Weg bis dahin lang und schwer im Vergleich zum eher einfachen Erstellen eines Blogs.
Stress statt Strass
Statt den ganzen Tag Geschenke auszupacken und neue Outfits auszuprobieren, sieht der Alltag kein Luxusleben vor, sondern Stress und Arbeit. Denn nur wenige Blogger können mit ihrer Passion viel Geld verdienen. Oft ist es ein Zusammenspiel aus jahrelangem Posten von Artikeln und dem Aufbau eines Netzwerkes, bis Modelabels und Co. auf dem Weblog Werbung schalten wollen und man seinen Blog als interessante Werbefläche verkaufen kann. Finanzieller Erfolg bedeutet jahrelanges Posten und Aufbauen von Netzwerken in der Modebranche. Erst dann interessieren sich beispielsweise Modelabels eventuell für den Blog als potenzielle Werbefläche. Was in anderen Ländern leicht funktioniert, ist in Deutschland noch immer schwierig. Das erste Geld kommt erst ab mehreren 100 Klicks täglich und Qualität in Blogposts ist Voraussetzung, um Follower und Fans bei Social Networks zu bekommen.
PR um jeden Preis?
Um Anfragen für Kooperationen mit Unternehmen zu bekommen, müssen sich Blogger promoten. Manche tun alles für den Erfolg. Sie nehmen selbst Schockmomente und Lügen in Kauf, zum Beispiel in Form anstößiger Fotos oder exklusiver Lifestyles, die sich als Provinzfantasie herausstellen. Der Blog wird so um einige Besucher reicher. Derjenige, der die Wahrheit jedoch erkennt, besucht die Website zum letzten Mal. Erfreulicherweise setzen sich aber viele Blogger Grenzen, die bestimmen, wie weit sie für mehr Aufmerksamkeit gehen wollen. Die Geschwister des schwedischen Modeblogs TheSeoulsisters stellen klar, dass sie niemals etwas Verrücktes, Nacktes, zu Persönliches oder Unansehnliches für Aufmerksamkeit tun würden. Auch die bekannte deutsche Fashionbloggerin Yulie Kendra hat einige PR-Aktionen von deutschen Bloggern mitbekommen und meint, erfundene Krankheiten oder Schicksale sind unterste Gürtellinie“. Durch solche Aktionen kann man sich die Zukunft und seinen späteren Werdegang im Fashionbusiness ruinieren.
Vitamin B im Fashionbusiness
Kontakte, die man durch den Fashionblog knüpfen kann, sind oft sehr hilfreich für eine Zukunft im Modesektor. Die Geschwister von TheSeoulsisters sind sehr dankbar für ihre Kontakte, die sie auf Fashionshows und Events kennengelernt haben. Eine der Schwestern, Jenny, hat einen Job bei dem Modemagazin ELLE Korea bekommen und ihre Schwester Linda arbeitet als Eventbookerin in Stockholm. Ohne die Kenntnisse durch ihren Blog wäre das kaum möglich gewesen. Heute führen sie ihren Blog neben der Arbeit, was ihnen manchmal wie ein „zweiter Fulltime-Job“ vorkommt, denn nach ihrer Arbeit bloggen sie am Abend und an den Wochenenden, da bleibt kaum Zeit für Privates, wie die Schwestern berichten. Doch ihren Blog aufzugeben, kommt für die beiden trotzdem nicht in Frage.
Spaß als Must-Have
Am Anfang ging es den Schwestern nur um Spaß und die Begeisterung ist geblieben. Wenn man Fashionblogs besucht, bei denen man schon auf den ersten Blick sieht, dass es nicht mehr um Mode und die Freude daran geht, sondern nur noch um langweilige Produkttests, wird die Seite schnell wieder weggeklickt, erklärt die deutsche Bloggerin Larissa Schenten. Die Leser wollen keine reinen Werbeartikel lesen, sondern am modischen Leben und dem Spaß des Bloggers teilhaben. Nur so baut man sich eine Zahl von Stammlesern und Fans auf. Das verrät auch Yulie Kendra: „Nur wenn man sich selbst zu 100 Prozent treu ist und Spaß beim Bloggen hat, bekommt man seinen eigenen Platz in der Blogosphäre.“
Text: Chris Hanisch. Grafik: Sarah Krause.