Bei Fernsehen, Zeitschriften, Büchern, ja selbst bei der Auswahl des richtigen Spielzeugs sind Eltern darauf bedacht, diese pädagogisch sinnvoll oder wenigstens so einzusetzen, dass für ihre Kinder keine negativen Folgen entstehen. Doch wie können Jugendliche vor den Gefahren im Internet geschützt werden?
In einem vorangegangenen Artikel zur Generation Online wurde bereits festgestellt: Die Jugend ist online, und zwar dauerhaft und mobil. Sie ist also gewissermaßen fast immer umgeben vom Internet. Gleichzeitig kann man feststellen, dass die negativen Aspekte genauso vielseitig sind wie die positiven. Im Folgenden soll auf die Gefahren und Risiken des Internets eingegangen werden, die sich aus dieser ständigen Nutzung für Kinder und Jugendliche ergeben.
Gefahren im Netz
Es gibt eine Vielzahl ungeeigneter Inhalte für Minderjährige. Pornografische, gewalttätige und radikale Inhalte müssen von Kindern ferngehalten werden. So auch im Internet.
Die Begriffe Datenschutz und Privatsphäre spielen auch online eine wichtige Rolle. Die Kindheit soll unbeschwert sein. Diese Unbeschwertheit kann im Netz aber unter Umständen unangenehme Folgen haben. Oftmals wird in sozialen Netzwerken eine Vielzahl an persönlichen Informationen preisgegeben. Dies trifft ebenso für Foren und Gewinnspiele zu.
Auch das Urheberrecht gilt im Internet. Die Versuchung, geschützte Daten herunterzuladen, ist groß. Das können beispielsweise Filme, Musik und Spiele sein. Folge dessen sind oft rechtliche Konsequenzen. Eine Verletzung dieses Rechts kann aber auch weitaus beiläufiger geschehen. Wird ein urheberrechtlich geschütztes Bild in einem sozialen Netzwerk oder auf einem Blog gepostet, macht man sich strafbar. Dies kann auch für Links gelten, die in sozialen Netzwerken geteilt werden. Auf „Facebook” wird bei dem Teilen eines Links standardmäßig eine Vorschau erstellt. Ist hier nun ein solches Bild zu sehen, kann man rechtlich belangt werden.
Das Geschäft mit Kindern ist auch im Internet lukrativ. Dabei geht es nicht nur um offensichtliche Abzocke, bei der Kinder ganz bewusst mit versteckten Kosten betrogen werden. Auch so genannte Freemium oder free-to-play-Spiele auf dem Handy können große Kosten verursachen. Will der Spieler den Spielfluss nicht unterbrechen und in dem anfänglich kostenlosen Spiel weiterkommen, müssen gewisse Beträge bezahlt werden. Auch auf Seiten, die bei den Hausaufgaben helfen sollen, ist Vorsicht geboten. Oftmals ist ein Abschluss eines kostenpflichtigen Abonnements notwendig, um an die gewünschten Inhalte zu kommen.
Hinzu kommen weitere Gefahren wie sexuelle Belästigung, beispielsweise in Chats, Internetsucht oder Cyber-Mobbing. Aber auch scheinbar weniger riskante Gefahren, wie das Auffinden von falschen Informationen, sollten bedacht werden. Kinder können nicht immer richtig einschätzen, welche Quellen verlässlich sind und welche nicht. Die Bedeutsamkeit dieser falschen Fakten zeigt sich spätestens, wenn diese von dem Kind zum Beispiel in ein Referat eingebaut werden.
Hier hilft nur eines: Ein aufklärendes Gespräch
Doch müssen Kinder deshalb vor dem Internet bewahrt werden? Thomas Feibel, führender Journalist auf diesem Themengebiet, meint:
„Im Internet findet nichts statt, was es nicht auch in echt gibt. Es ist ein Abbild unserer Gesellschaft.”
Die Kindheit soll auf das spätere Leben in der Gesellschaft vorbereiten. Darum sei es notwendig, „alle positiven Seiten des Internets zu nutzen und zu lernen, mit den schlechten umzugehen.” Die genannten Risiken gibt es alle auch in der echten Welt. Die Ansatzmöglichkeiten unterscheiden sich daher bei Problemen, die mit dem Internet zusammenhängen, nicht von denen im echten Leben. „Und hier hilft nur eines: Ein aufgeklärtes Gespräch. Ein Gespräch im Vertrauen ist die wichtigste Einsatzmöglichkeit in der Erziehung. Um dieses Gespräch zu führen, muss man auf Augenhöhe mit dem Jugendlichen sprechen und nicht von oben herab”, so Feibel weiter. Von technischen Lösungen halte er nichts. Zum einen ist das der falsche Ansatz, zum anderen „wussten die Kinder früher schon bei den Filtern, die es in manchen Fernsehern gab, wie man sie umgeht”. Das wäre heute mit den Netzfiltern nicht anders. Altersabfragen und Abfragen der E-Mail-Adresse der Eltern auf manchen Startseiten wirken daher schon fast wie ein Scherz.
Es geht also eigentlich vielmehr um grundsätzliche Werte. Werte, die Eltern ihren Kindern beibringen sollten und welche nicht Netz-spezifisch sind. Beispielsweise, dass man niemanden beleidigen soll. Cyber-Mobbing fällt hier darunter. Dass man sich selbst nicht lächerlich machen und öffentlich nicht zu viel von sich preisgeben soll. Dies kann man auf den Datenschutz im Netz übertragen. Auch eine grundlegende Skepsis sollte jedem Kind beigebracht werden. Sie sollte dazu führen, zu hinterfragen und dass man sich im Zweifelsfall das Impressum anschaut. Oder: Du sollst nicht stehlen. Also keine Filme oder Musik illegal herunterladen. Die scheinbare Anonymität ist in Wahrheit keine, durch Zurückverfolgung über die IP-Adressen kann jeder Download eingesehen werden. Spätestens seit der NSA-Affäre ist das auch jedem Kind bewusst. Kam es auf Grund einer Urheberrechtsverletzung zur berühmten Post vom Anwalt, ist die Verbraucherzentrale ein guter erster Anlaufpunkt. Diese ist als erste Reaktion einem Besuch eines Anwalts in den meisten Fällen vorzuziehen, so Feibel.
Wichtig sind aber auch Vereine wie der FSM, der freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V., der sich für die Verbesserung des Kinder- und Jugendschutzes im Internet einsetzt. Martin Drechsler, stellvertretender Geschäftsführer des FSM, beschreibt die Arbeit folgendermaßen: „Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern setzen wir alles daran, illegale Internetinhalte zu entfernen oder Anbietern Hinweise zu geben, wie sie ihre Website rechtskonform gestalten können.” Auf diese Weise können illegale Inhalte oftmals schon vor der Veröffentlichung unterbunden werden. Die rechtlichen Grundlagen seien für die Herausforderungen der heutigen Medienrealität aber nicht ausreichend. „Es fehlen praktikable, flexible und international anschlussfähige Möglichkeiten, um Medieninhalte, die für Kinder und Jugendliche ungeeignet oder sogar schädlich sind, effektiv abzusichern und dabei gleichzeitig das Informationsinteresse erwachsener Mediennutzer zu berücksichtigen”, stellt Drechsler fest. Besonders bei aus dem Ausland angebotenen Inhalten sei das Vorgehen schwierig. Abgesehen „von extremen Ausnahmefällen” könne man „in der Regel nichts unternehmen”, setze dann „auf Aufklärung und Information”. So könne man die Hilfe über verschiedene Jugendschutzprogramme anbieten. „Jeder, der sich an die FSM-Beschwerdestelle wendet”, so Drechsler weiter, erhält zudem „eine individuelle Antwort, die, wenn erforderlich, auch Hinweise für private Schutzvorkehrungen enthält.” Womit man wieder bei dem Ansatz von Thomas Feibel angekommen wäre: Dem aufgeklärenden Gespräch und einer vernünftigen Erziehung.
Text: Philipp Körner. Karikatur: Nadine Dietrich.