Erste Anlaufstelle Internet

von | 3. Juli 2014

Die Abschlussarbeit naht und die erste Anlaufstelle für Recherchen ist oft das Internet. Doch wo gibt es zuverlässige Quellen, die bei der wissenschaftlichen Arbeit helfen können? Wir befragten Professoren und […]

Die Abschlussarbeit naht und die erste Anlaufstelle für Recherchen ist oft das Internet. Doch wo gibt es zuverlässige Quellen, die bei der wissenschaftlichen Arbeit helfen können? Wir befragten Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter nach ihren Tipps zur richtigen Recherche und geben euch eine Übersicht einzelner Suchmaschinen und Archive, die helfen können, wissenschaftliches Material zu finden.

Susanne Günther, Akademische Assistentin für „Kommunikation“ an der Hochschule Mittweida, empfiehlt, grundsätzlich auf wissenschaftlich geprüfte Datenbanken zurückzugreifen. Für eher wissenschaftliche Quellen sollte auf Suchmaschinen wie das Primo Portal zurückgegriffen werden, da zum Beispiel die Google-Suche, ihrer Aussage nach, nicht alle wissenschaftlichen Quellen abgreife. Der Nachteil an Suchmaschinen wie DBIS und Primo besteht allerdings darin, dass diese nicht so interaktiv und intuitiv zu bedienen sind, wie die im Folgenden aufgeführten Suchmaschinen und Archive. Bei Google Scholar & Co. gibt es jedoch den Nachteil, dass die Quellen immer auf Seriosität geprüft werden müssen, so Susanne Günther. Sie schlägt vor, für wissenschaftliche Arbeiten auch englische (Original-)Quellen zu nutzen, insbesondere weil die meisten aktuellen Forschungsarbeiten aus dem englischen Raum stammen. Grundsätzlich ist sie der Ansicht, dass Online-Recherche immer eine gute Basis ist, zusätzlich sollte jedoch auf Bibliotheken zurückgegriffen werden.

Übersicht einiger Suchmaschinen

Primo
Primo ist ein Bibliothekssystem, das viele Hochschulen anbieten. Nutzer können dort auf Bücher, E-Books, wissenschaftliche Artikel oder Multimedia-Inhalte mit einer einzigen Suchanfrage zugreifen. Es kann nach Phrasen und bestimmten Wörtern gesucht oder solche auch ausgeschlossen werden. Außerdem speichert Primo alle Suchanfragen der aktuellen Sitzung nach Wunsch auf dem eigenen Konto, um jederzeit wieder auf diese zugreifen zu können. Verschiedene Filter wie Sprache oder Erscheinungsjahr können als Kriterien vorab eingestellt werden.

Datenbank-Infosystem (DBIS)
Auch das DBIS ist eine Software, die viele Bibliotheken anbieten. Mithilfe des DBIS kann auf verschiedenste Datenbanken, sortiert nach verschiedenen Fächern, zugegriffen werden. Es besteht die Möglichkeit, nach bestimmten Inhalten zu suchen, zum Beispiel für Statistiken. Dem Suchenden werden daraufhin Informationen zum Inhalt der Datenbank angezeigt sowie ein Direktlink darauf zur Verfügung gestellt. Mit der erweiterten Suche kann außerdem nach dem geographischen Bezug gesucht werden.

Google Scholar
Bei Google Scholar kann verschiedene Literatur durchsucht werden: Seminararbeiten, Magister-, Diplom- sowie Doktorarbeiten, Bücher, Zusammenfassungen und Artikel aus unterschiedlichen Quellen wie akademischen Verlagen, Universitäten, Berufsverbänden und vielen mehr. Dazu gibt man in der Suchmaske, wie bereits durch die normale Google-Suchmaschine bekannt, lediglich einen oder mehrere Suchbegriffe ein. Für ein genaueres Ergebnis empfiehlt es sich, die erweiterten Suchoptionen zu nutzen. Dort kann spezifisch eingestellt werden, welche Wörter in der Literatur enthalten sein sollen, welche absolut nicht, von welchem Autor in welchem Zeitraum Beiträge angezeigt werden sollen und auch der Veröffentlichungsort kann ausgewählt werden. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, Artikel bzw. Beiträge, die hilfreich sind, in einer eigenen Bibliothek abzulegen, um schneller darauf zugreifen zu können. Das Einrichten eines E-Mail-Alarms, bei dem eine Mail verschickt wird, wenn ein neuer Beitrag zu einem vorher festgelegten Thema verfügbar ist, sorgt für einen aktuellen Stand.

Prof. Dr. Peter Will, Vorsitzender des Prüfungsausschuss der HSMW, empfiehlt ebenfalls, mit Online-Katalogen von Hochschulbibliotheken zu arbeiten. Quellen auf ihre Richtigkeit zu überprüfen, ist unabdingbar. Als Alternative für das Recherchieren im Internet rät Will zu Fachbüchern und Fachzeitschriften von Verlagen mit hoher wissenschaftlicher Reputation.

Studienberater und Fakultätsverwalter der Fakultät Medien der HSMW, Philipp Neumayer, weist darauf hin, Quellen immer kritisch zu hinterfragen, insbesondere bei Statistiken. Also herauszufinden, ob der Urheber einer Statistik Interesse daran hat, etwas in einem bestimmten Licht erscheinen zu lassen. Darüber hinaus sollte man auch bei Wiki- und Blogeinträgen, bei denen jeder seine Meinung äußern beziehungsweise mitschreiben kann, immer vorsichtig sein, da dort häufig nur Halbwissen oder gar falsche Informationen zu finden sind. Er sagt, es sei wichtig darauf zu achten, wie transparent der Weg zum Ergebnis ist, wie die getroffenen Aussagen zustande kommen, ob die Quelle noch aktuell ist und ob es sich um Primär- oder Sekundärquellen handelt. Als Vorteil von Onlinequellen sieht Neumayer die freie Verfügbarkeit und die Schnelligkeit der Onlinequellen, nachteilig findet er allerdings das häufig fehlende Lektorat.

Archive, die hilfreich sein können

British Pathé
British Pathé ist eines  der ältesten Medienunternehmen der Welt. Die Website umfasst ein umfangreiches Archiv, bestehend aus Bildergalerien und Videoclips, unter anderem mit Originalaufnahmen aus beiden Weltkriegen, Filmaufnahmen zur Tragödie der Hindenburg, aber auch historischen Fußballspielen. Diese Clips werden jedoch nur als „Vorschau-Videos“ zur Verfügung gestellt. Wer die ganze Aufnahme sehen möchte, muss diese kaufen. Seit Februar 2009 findet man das komplette Archiv von British Pathé auch auf deren YouTube-Kanal. Dort sind Ausschnitte der Videos zu finden, die kompletten Clips können dann, wie oben beschrieben, kostenpflichtig auf der Website erworben werden. Der YouTube-Kanal umfasst längere Videos als auf der Website von British Pathé, womit ein tieferer Einblick in die Thematik gewährt wird. Aktuell gibt es auf dem YouTube-Kanal über 81.600 Videos, da sollte also für jeden etwas zu finden sein.

SPIEGEL ONLINE-Archiv
Im Archiv von SPIEGEL ONLINE kann auf Artikel, die seit 1947 veröffentlicht worden sind, zugegriffen werden. Dieser Service ist kostenlos, wobei Veröffentlichungen der vorherigen vier Wochen noch nicht zur freien Verfügung stehen. Ähnlich wie bei Google Scholar sind auch hier verschiedene Kriterien bei der Suche einstellbar. Es kann ausgewählt werden, welches Spiegel-Medium durchsucht werden soll, beispielsweise SPIEGEL ONLINE, DER SPIEGEL oder das manager-magazin.de. Des Weiteren wird wahlweise entschieden, wo im Text der eingegebene Suchbegriff vorkommen soll. Zudem können alle Artikel eines bestimmten Autoren angezeigt werden. Als weiteres Suchkriterium besteht die Möglichkeit, zu wählen, in welchem Zeitraum der/ die gesuchten Artikel veröffentlicht wurden. Für Interessierte und Neulinge hat SPIEGEL ONLINE eine Übersicht erstellt, wie am effektivsten mit der Suchmaske Ergebnisse erzielt werden.

Suchmaske des Spiegel Archivs.

Suchmaske des Spiegel Archivs.

New York Times-Archiv
Seit 2007 ist das Archiv der New York Times kostenlos. Dort sind alle Artikel der New York Times von 1986 bis heute zu finden. Wie auch bei den zuvor aufgeführten Quellen besteht die Möglichkeit, mit verschiedenes Kriterien die Suche zu präzisieren. Im Gegensatz zu den bereits vorgestellten Archiven können verschiedenen Kategorien wie Business, Kunst oder Sport durch den Nutzer ausgewählt werden. Zudem ist es möglich, die Suchergebnisse nach Aktualität und Relevanz zu sortieren. Nützlich ist außerdem, dass die Art des Beitrags wählbar ist, so kann beispielsweise auf einen Blogeintrag oder einen vollständigen Artikel zugegriffen werden. Auch eine Bildsuche ist möglich: Bei der Eingabe des Schlagwortes „Obama“, erscheinen alle Bilder vom US-Präsidenten Barack Obama, die die New York Times jemals verwendet hat.

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass jeder selbst entscheiden muss, auf welche Quellen er sich verlässt und welche Recherche genutzt wird. Sichere Suchmaschinen wie Primo sind weniger intuitiv zu bedienen, ganz im Gegensatz zu Google Scholar und Co. Doch die leichte Bedienbarkeit ersetzt nicht das Redigieren der Quellen.

Text: Linda Häusler. Foto: Vanessa Schwaar.

<h3>Linda Häusler</h3>

Linda Häusler