Zuletzt entscheidet der Zuschauer

von | 23. Mai 2011

Deutsche Film- und Serienproduktionen haben es oft schwer sich gegen US-Lizenzprogramme durchzusetzen. Vor allem im Spielfilmbereich greifen Sender meist auf das breite ausländische Angebot zurück, statt selbst zu produzieren. Doch einige wenige in Deutschland entstandene Serienformate können die Zuschaueraufmerksamkeit dennoch auf sich lenken.

Den Quotentagessieg am Fernsehmontagabend holte in den letzten Wochen „Sat.1“. „Der letzte Bulle“ und Rechtsanwältin „Danni Lowinski“ bilden das abendliche Dreamteam und stellen sogar „Wer wird Millionär“ um den Allzeitliebling Günther Jauch in den Schatten. Seit Beginn der zweiten Staffeln der beiden Sendungen im März erreicht „Sat.1“ kontinuierlich Bestwerte und erzielte zuletzt am 9. Mai einen Rekordanteil von 17,9 Prozent in der weberelevanten Zielgruppe der 14 bis 49-Jährigen. Der Sender hat nach langer Durststrecke somit wieder im Serienbereich Fuß fassen können. Besonders erfreulich ist vor allem, dass es sich hierbei um zwei in Deutschland produzierte Serien handelt. Das deutsche Fernsehprogramm besticht ansonsten meist durch Serien- und Filmproduktionen aus dem Ausland. Die Vorstellung, dass beispielsweise „RTL“ oder „ProSieben“ ohne seine amerikanischen Crime- und Ärzte-Serienhits auskommt, ist schwer vorstellbar.

Wenige deutsche Spielfilme

Besonders auffällig ist vor allem der geringe Anteil deutscher Produktionen an den Gesamt-Spielfilmminuten der fünf quotenstärksten Sender. Dieser liegt laut einer „Media Control“-Sonderauswertung im Erhebungszeitraum von Januar bis Mitte April bei gerade einmal neun Prozent. Den meisten Platz räumte wie zu erwarten „Das Erste“ mit 2.451 Minuten den deutschen Produktionen ein. Im „ZDF“ war es gerade mal ein Drittel davon. Eindeutig dominieren hingegen US-amerikanische Filme. „ProSieben“ sendete ganze 21.557 Minuten. Die Ursache für den geringen Anteil sieht Tina Ziegler, Leiterin Presse und Kommunikation von „Phoenix Film“, vor allem im höheren Aufwand: „Die Entwicklungs- und Produktionsphase einer deutschen Eigenproduktion ist im Vergleich zu einem US-Lizenzprogramm, zeitaufwendiger und kostspieliger.“ Dies bringt zudem auch die Schwierigkeit mit sich, den Qualitätsansprüchen gerecht zu werden.

Konfrontiert mit den übermächtigen US-amerikanischen Filmen und Serien, freuen sich deutsche Filme- und Serienmacher über jedes eigene erfolgreiche Serienformat. „Wir als Produktionsfirma freuen uns, wenn wir erfolgreiche deutsche Formate produzieren können, die das Publikum überzeugen und an die Sender binden.“, sagt Tina Ziegler. Die Produktionsfirmen entwickeln viele Programm-Ideen, die dem Sender angeboten werden und im besten Fall weiterentwickelt und schließlich produziert werden. Paradebeispiel hierfür ist „Danni Lowinski“. Sogar der amerikanische Sender „CW“ zeigte Interesse an einer Adaption der Serie. Die Entscheidung für eine dritte Staffel fiel angesichts der Quoten nicht schwer. „Ein erfolgreiches deutsches Format wie ‚Danni Lowinski‘ bindet Zuschauer an den Sender, liefert eine Verknüpfung von Sender und Programm. Ein erfolgreiches Programm ist eine Marke, die den Sender stärkt.“, so Tina Ziegler.

Letztendlich liegt es am Zuschauer sich aus dem breiten TV-Angebot seine Wunschsendungen heraus zu suchen. „Der Zuschauer ist nach wie vor die Entscheidungsinstanz über Erfolg oder Misserfolg eines Programmes, über gute oder schlechte Quoten.“, sagt Tina Ziegler. Für die deutschen Produktionsfirmen ist es natürlich erfreulich, wenn es dann ihre eigenen Serien und Filme sind, die den Erfolg einfahren und sich ab und an gegen Hollywoodaction- und Dramen durchsetzen können.

<h3>Nadja Rußig</h3>

Nadja Rußig