„Hur mår du?“ ertönt es aus den Lautsprechern. Ein Schwedischkurs für Anfänger. Einer von tausenden Podcasts, die es mittlerweile gibt. Die Sendungen aus dem Netz feiern ihr 10-jähriges Jubilläum, doch was ist seitdem passiert? Und wie produziert man seinen eigenen Podcast?
Hendrik Lebelt gehört zu den ersten Deutschen, die eine Radiosendung auf iTunes für andere Nutzer hochgeladen haben. Im Jahr 2005 war der ehemalige Schlagzeuger der Indie-Band „Magnatic Boots“ Moderator einer Musiksendung auf den Dresdener Lokalsender Radio Neon425. „Wir waren von der Idee sehr angetan, die Sendungen auch nach der Ausstrahlung für unsere Hörer noch zugänglich zu machen.“
Viel Verwirrung gab es anfänglich in der Musikredaktion, niemand wusste so richtig, was Podcasts sind: „Wir dachten, es wäre so etwas wie digitale Kassetten. Früher hat man ja auch Musiksendungen aufgenommen, um die Musik später anhören zu können.“ Und so lud der Redakteur die gesamte Radiosendung inklusive Musik auf die Apple-Musikplattform iTunes hoch. Dass das aber nicht ganz so einfach ist, mussten die irritierten Moderatoren feststellen, als die Abmahnung ins Haus flatterte. „Dass wir die Musik aus unserer Musiksendung nicht in den Podcasts verwenden durften, war uns unbegreiflich“, sagt Hendrik Lebelt. Wie sie heute wissen, müssen sie dafür Gebühren an die GEMA entrichten.
Woher kommt der Podcast?
Die einen sagen, dass sich das Wort aus „play on demand“ und der englischen Bezeichnung für Rundfunk, also „Broadcast“ zusammensetzt. Andere behaupten, es ist auf den iPod von Apple zurückzuführen. Denn tatsächlich verhalfen die Kalifornier den Audiobeiträgen ein Jahr später zum Durchbruch. Mithilfe des schon damals populären iTunes konnten die Podcastfolgen mühelos abonniert und auf den iPod übertragen werden. Klar ist hingegen, dass das Wort erstmals von dem britischen Technologie-Journalisten der Times, Ben Hammerslay, benutzt wurde.
Bambusfahrrad selber bauen
Die öffentlich-rechtlichen Hörfunkanstalten dominieren die Top 100 der Downloadcharts. So ist die RBB-Radiosendung von Jan Böhmermann und Olli Schulz „Sanft und Sorgfältig“ auf Platz eins. Dicht gefolgt von Jürgen Domians Call-In Show vom WDR. Aber auch Nachrichten wie die Tagesthemen und Hörspiele zum Beispiel der ARD „Radio Tatort“ erfreuen sich großer Beliebtheit. Daneben sind eine Vielzahl Nischenthemen, wie ausführliche Comic-Besprechungen und Podcasts zum Thema „Bambusfahrrad selber bauen“ zu finden. Gerade solche Spezial-Themen finden viele Podcast-Fans. Die Hörsendungen sind mal etwas anderes, um Informationen, Wissen oder Unterhaltung aufzunehmen. Der wöchentliche Video-Podcast der Kanzlerin schafft es hingegen nicht in die Platzierung. Seit 2006 wendet Angela Merkel sich damit an ihre Bürger.
Podcast selber machen
„Um einen Podcast zu produzieren, gehört wenig Know-how dazu“, erklärt Frederike Grünewald, die den Schwedisch-Podcast „Sprich mal schwedisch“ betreibt. „Zum einen benötigt man gute Aufnahmetechnik, wie ein vernünftiges Mikrofon oder ein digitales Diktiergerät“, sagt die gebürtige Schweizerin. Sparen sollte man am guten Aufnahme-Equipment nicht, „sonst verliert der Hörer schnell die Lust, wenn beispielsweise ein permanentes Rauschen zu hören ist“, rät die Podcasterin.
Ein einfaches Schnittprogramm, das jeder kostenlos im Internet herunterladen kann, wie zum Beispiel „Audacity„, reicht für den Anfang völlig aus. Das Hochladen auf iTunes ist mit ein paar Mausklicks getan.
„Viel schwieriger ist es sich Gehör zu verschaffen“, meint Grünewald. Sie rät, ein spannendes Thema auszusuchen und dies mit angenehmer Stimme gut zu erzählen. So sind zum Beispiel auch die ersten Sätze auf Schwedisch schnell gelernt. „Hur mår du?« heißt »wie geht es dir?“.
Text: Robert Prahl. Grafik: Sarah Krause.