Welche Formate werden die Fernsehlandschaft in Zukunft dominieren? Wie viel Potenzial steckt noch in unseren deutschen Sendern? Vier namhafte Referenten wagten im Rahmen des Panels „Switch on“ einen Ausblick, was uns im Jahr 2015 erwartet.
Frank Oliver Schultz
“Es gibt Unmengen Formate im deutschen Fernsehen, die im Ausland produziert werden. Jedoch nur eine Handvoll, die im Ausland gesendet werden.”
Das soll sich ändern, zum Beispiel mit der hauseigenen Produktion von RTL “Berlin Models”, erzählt Frank Oliver Schultz, Interims Manager bei Schultz & Company. Es soll also mehr Wert auf die eigene Produktion gelegt werden. Auf die Frage, welche Formate künftig den Erfolg garantieren, konnte Schultz aus dem Stegreif nicht wirklich eine Antwort geben: “Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht, ich weiß es nicht. Ich muss mein Publikum verstehen und begreifen.” Formate, die sehr gut laufen und auch bei der Zielgruppe gut ankommen, gibt es jedoch schon. Perfektes Beispiel für Schultz ist die VOX-Serie “Die Höhle des Löwen”.
Auch im Fernsehjahr 2015 soll es mit dieser Art von Formaten weitergehen. Unter anderem erwartet uns eine neue Show für Kerner, Newtopia auf Sat.1, Babylon Berlin auf RTL oder Game of Chefs bei VOX.
Neue Wege gehen
Marcel Amruschkewitz ist Creative Producer und für die Strategische Programmentwicklung bei der VOX Televison GmbH verantwortlich. Tiere, Kochen, Reisen und Auswandern sind erfolgreiche Genres des Fernsehsenders VOX und fester Programmbestandteil für 2015. Doch soll im nächsten Jahr mit neuen Eigenformaten und Genres experimentiert werden. Besonders die Produktion einer eigenen Fiction-Serie ist wichtig für VOX. “Wir wollen als mutig wahrgenommen werden bei unseren Programmentscheidungen. Unterhaltung mit Niveau, weg von Scripted Entertainment.”, beschreibt Amruschkewitz die zukünftigen Ziele.
Fernsehen als Leitmedium mit Verantwortung
“Der Quotendruck lastet auf allen Sendern. Was in Deutschland fehlt, ist das Vertrauen in eigene Entwicklungen. Viel zu oft wird geschaut, was die großen Networks in Großbritannien produzieren.”
… meint SPIEGEL.TV Infotainment Geschäftsführer Ekkehard Wetzel. Oftmals ist es auch die Ungeduld der Fernsehmanager. Sendungen benötigen Zeit und können nicht auf Anhieb erfolgreich sein. “Vieles, was als neu verkauft wird, ist nur neu verpackt”. Was ist also nun wirklich neuartig? Immer mehr Sendungen setzen auf Tabubrüche, wie “schwer verliebt”, “Bauer sucht Frau” oder “Big Brother”. Wetzel ist jedoch der Meinung, dass “nicht alles produziert werden muss, was Quote macht.”
„Macht mal nen Piloten.“ – „Wie wäre es, wenn wir Produzenten mal in den Pilotenstreik treten?“ #mfmw
— MedienforumMW (@MedienforumMW) 17. November 2014
Eine wichtige Neuerung erwartet uns 2015, die Onlineklickzahlen werden in die Fernsehquote integriert. Für die Zuschauer besteht nun also eine größere Möglichkeit, auf die Formate Einfluss zu nehmen.
Das Genre spielt keine Rolle
“Das Fernsehen braucht neue Formate, die Zuschauer brauchen neue Formate. Was der Zuschauer will, das ist es, was zählt.”, so die erfahrene Fernsehproduzentin und Geschäftsführerin der Saxonia Entertainment GmbH, Edda Kraft. Kochshows, Quizshows und Dokumentationen werden mittlerweile auf öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern ausgestrahlt, von den Inhalten gibt es also kaum einen Unterschied. ”Entscheidend ist: Das Programm muss passen, dann passt es auch in alle Sender.” Sendungen mit erprobten Strukturen, wie “Pleiten, Pech und Pannen”, werden wieder neu aufgelegt. Wohlfühlfernsehen soll die junge Zielgruppe an den Fernsehr ziehen. Doch wie viel Experimentierfreudigkeit bleibt da noch? Neue Formate für 2015 benötigen “Gute Ideen, überzeugende, spannende Protagonisten, dann ist das Genre egal”.
Edda Kraft bringt es auf den Punkt: „Wenn ein Format nicht funktioniert, rollt auch mal ein Kopf.“ #aberwahr #mfmw
— Marcus Jänecke (@MYeahnecke) 17. November 2014
Text: Christine Wolf. Bild: Medienforum Mittweida.