Reisen und dabei mit dem Notebook Geld verdienen? Je kälter und grauer es draußen wird, desto mehr lockt die warme Ferne. medienMITTWEIDA hat mit einer Reisebloggerin über ihr Leben als „digitale Nomadin“ gesprochen.
Ein warmer Sonnenstrahl fällt dir aufs Gesicht. Du blinzelst zwischen den Palmenblättern hindurch, im Hintergrund rauscht das Meer und du greifst nach deinem Laptop – Zeit, die letzten Zeilen deines aktuellen Berichts zu schreiben.
Viele kennen inzwischen ihre Blogs, ihre Geschichten, ihre Bilder, doch scheint es immer noch nahezu ein Mysterium, wie sich ein Leben und Arbeiten ohne festen Wohnsitz dauerhaft realisieren lässt. Die Konzepte sind dabei unterschiedlich. Ganze Kollektive an Bloggern haben sich zusammengefunden, um ein Leben als „digitale Nomaden“ zu führen.
medienMITTWEIDA hat mit Ute Kranz gesprochen, die Kommunikationswirtin reist schon viele Jahre durch die Welt. Mitte Juli diesen Jahres kündigte sie nun endgültig ihren Job und widmet ihr Leben seitdem gänzlich dem Reisen und ihrem Blog bravebird.
Das Konzept meines Blogs in Bezug auf Leben, Reisen und Geldverdienen hatte von Anfang ein klares Ziel: Während meines damaligen Jobs habe ich neben dem Ansparen eines finanziellen Polsters einen Reiseblog aufgebaut vor dem Hintergrund, später – wenn ich mal kein regelmäßiges Einkommen mehr haben würde – eine aussagekräftige Visitenkarte im Internet vorweisen zu können, mit der ich bei entsprechendem Erfolg im Falle eines Falles auch Geld verdienen kann.
In diesem Zusammenhang wird klar, dass Blogging also nicht von Beginn des neuen Lebensstils Teil der Reisefinanzierung sein kann – sondern bereits viel früher sein muss. Ute Kranz erklärt:
Ein Blog kann zeitlich einem Halbtagsjob gleichkommen, weshalb Überlegungen zu den Möglichkeiten eines Einkommens über die eigene Seite Sinn machen – insbesondere, wenn man keine anderweitigen Einkünfte mehr erzielt. Allerdings müssen es nicht unbedingt die für einen Blog klassischen Werbeeinnahmen sein – da gibt es ein relativ weit gefächertes Spektrum an Möglichkeiten.
Eine weitere Möglichkeit ist es zum Beispiel, die Reisen von Airlines, Tourismusverbänden oder Hotels sponsern zu lassen und als Gegenleistung auf dem eigenen Blog über Erfahrungen zu berichten. Sie verrät uns, wie sie mit den entsprechenden Firmen in Kontakt tritt und welche Partnerprogramme sich anbieten.
In den meisten Fällen kommen Firmen und Agenturen über verschiedene Ranking-Seiten oder andere Medien auf mich zu. In Bezug auf kommerziell orientierte Empfehlungen habe ich mir zum Ziel gesetzt, diese nur dann auszusprechen, wenn sie meiner 100%-igen persönlichen Überzeugung entsprechen. Bei Partnerprogrammen finde ich z. B. Amazon angenehm und unkompliziert.
Die Bloggerin ist jedoch der Meinung, dass provisionsvergütete Produktwerbung die Authentizität ihrer Seite negativ beeinflusst, sie verzichtet daher noch gänzlich. Dennoch ist sich Ute Kranz sicher, auch über diesen Weg ansprechende Einnahmen erzielen zu können.
Grundlage eines jeden rentablen Blogs ist es dabei selbstverständlich die Ansprüche der Leser zu erfüllen.
Inhaltliche Vielfalt, eine ansprechende visuelle Darstellung, nützliche Informationen und gute Geschichten finde ich bei einem Reiseblog extrem wichtig. Auch sollte ein Blog eine gewisse Besonderheit besitzen, die ihn von anderen abhebt. Für mich selbst sind Inspirationen in Form von Fotografien immer sehr interessant, weshalb ich zum Beispiel den Blog von Fernwehosophy mit einer Zusammenstellung internationaler Fotografen und deren persönlicher Geschichten sehr schön finde.
Auffällig ist, dass nicht wenige deutsche Reiseblogger, bevor sie ihre Jobs in der Heimat aufgaben, in den Bereichen Journalismus, Kommunikation oder (Grafik)-Design standen – schlicht: Die Blogger haben oftmals bereits Jahre zuvor Erfahrungen in der Medienbranche gesammelt und verfügten so bereits schon vor ihrem Leben als Reisende über hilfreiches Know-How. Unter Beachtung dessen sollte man nicht vergessen, dass ein solches Leben keinesfalls Erholungsurlaub ist, aber sicherlich ein freieres Leben sein kann, mit dem Arbeitsplatz immer dort, wo das Notebook ist.
Text: Magda Lehnert. Beitragsbild: Ute Kranz.