In dieser Woche mit der neusten Ausgabe von Charlie Hebdo nach den Terroranschlägen +++ den Vorwürfen gegenüber der Tagesschau +++ der neuen Chefredaktionsspitze bei der SPIEGEL-Gruppe +++ einem Social Media-Disaster und emotionaler Werbung jetzt auch bei IKEA.
„Tout est pardonné“
Titelblatt des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo auf meedia.de
„Alles ist vergeben“ lautet nach dem Terroranschlag auf die Pariser Satirezeitung „Charlie Hebdo“ der Titel der aktuellen Ausgabe vom 13. Januar 2015. Der derzeitige Chefredakteur Cherard Biard gab bekannt, dass er keine Trauerausgabe plant, jedoch den Anschlag thematisieren würde, so heißt es auf „meedia.de„. Das Titelblatt: Eine Karikatur, die den weinenden Propheten Mohammed zeigt. Er trägt ein Schild mit der Aufschrift „JE SUIS CHARLIE“. Seit vergangener Woche bekunden unter dem gleichnamigen Hashtag #JeSuisCharlie viele Menschen ihr Mitgefühl und ihre Solidarität mit der Satirezeitung.
#toutestpardonne is a powerful response. If we are to live together, we must be forgiving. And this is a challenge of our time… For all.
— Ian Mac Moore (@imacmoore) 14. Januar 2015
Ein wunderbares, feinfühliges Cover der nächsten Ausgabe von @Charlie_Hebdo_! Respekt! #CharlieHebdo#toutestpardonnepic.twitter.com/EhaP37Ll63
— Luca Strebel (@StrebelLuca) 13. Januar 2015
Die erste Ausgabe nach dem Attentat sei ein großer Erfolg, berichtete meedia.de. Laut dem „heute-journal“ des ZDF gab es eine „fünfzigfach gesteigerte Auflage“. Laut SPIEGEL ONLINE sei die erste Auflage, die 700.000 Exemplare umfasste, nach wenigen Stunden ausverkauft gewesen. Weiter berichtet das Online-Magazin, dass insgesamt fünf Millionen Exemplare gedruckt werden und die Satirezeitung in „in 16 Sprachen in 25 Ländern erscheinen“ soll.
Alles gelogen?
Das Unwort des Jahres 2014 „Lügenpresse“ ist laut taz-Chefredakteurin Ines Pohl kein Hirngespinst. Zumindest wenn es um die Tagesschau geht. In dieser sollen am 11. Januar 2015 „manipulative Bilder“ der JeSuisCharlie-Kundgebung gezeigt worden sein. Auf dieser sah es für Fernsehzuschauer so aus, als würden die Staatschefs, darunter auch Merkel und Hollande, gemeinsam mit den restlichen Teilnehmern der Kundgebung, jedoch in erster Reihe, laufen. Dem war natürlich nicht so – die Regierungschefs aus aller Welt befanden sich in einem abgesicherten Stadtviertel, wie meedia.de berichtete. Das Ganze sah dann so aus:
World Leaders: Not exactly „at“ the Paris rallies. #WhereIsCharlie pic.twitter.com/RXCc0C2WSy
— ian bremmer (@ianbremmer) 12. Januar 2015
Gegenüber dpa äußerte sich Pohl folgendermaßen:
„Leider belegt der Umgang mit den Bildern des Pariser Marsches der Mächtigen, dass das Wort ‘Lügenpresse’ nicht nur ein Hirngespinst der Pegida-Anhänger ist, sondern dass die Wirkung der Bilder – übrigens auch für deutsche Medienmacher – manchmal wichtiger ist als die Dokumentation der Realität.“
Ausgerechnet das Bild der „geschlossenen Reihe“ an Regierungschefs diente auf den Sozialen Netzwerken so mancher Umgestaltung.
So, we put Angela Merkel back in the picture. http://t.co/CwQGBhLeI6 #MillionMerkelMarch pic.twitter.com/DI4Req2hWy
— Tablet Magazine (@tabletmag) 15. Januar 2015
Neues Jahr, neue Chefs
Gleich zwei neue Chefredakteure wird es beim „SPIEGEL“ geben. Klaus Brinkbäumer ersetzt seinen Vorgänger Wolfgang Büchner als Chef der Printausgabe und wird gleichzeitig Herausgeber von „SPIEGEL ONLINE“. Beim Online-Magazin tritt Florian Harms, SpOn-Vize, seine Stelle als Chefredakteur an, wie meedia.de am Mittwoch berichtete. Mit dieser Entscheidung wurde wohl dem „Print-Boss“ auch die Oberhand über den Online-Bereich übergeben. So auch der Tenor im meedia-Artikel.
Hintergründe der neuen Besetzung sind die Ereignisse beim SPIEGEL seit 2013. Die Süddeutsche Zeitung hat dazu eine ausführliche Chronologie veröffentlicht: Aufgrund sinkender Umsatzzahlen sollte es Wolfgang Büchners Strategie sein, dass Print- und Onlineredakteure stärker zusammenarbeiten, um den SPIEGEL in die Zukunft zu führen. Büchners Konzept und zahlreiche Versuche den Plan umzusetzen, scheiterten. Es kam zur Eskalation und Büchner wurde nun von seinen Stellvertretern Brinkbäumer und Harms abgelöst.
Und auch der bisherige SPIEGEL-Geschäftsführer kündigte seinen Abgang an – dennoch gratuliert Ove Schaffe professionell den beiden neuen Chefredakteuren (Meldung auf kress.de):
„Wir freuen uns sehr, dass zwei ausgezeichnete Journalisten dieses Hauses die Verantwortung für die beiden großen Redaktionen des ‚Spiegel‘ übernehmen. Gemeinsam werden sie die digitale Zukunft der Medienmarke Spiegel erfolgreich gestalten.“
„Verpatzte“ Marketingaktion
Die Marketingabteilung der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) hat eine Social Media-Werbeaktion unter dem Hashtag #WeilWirDichLieben gestartet. Ein passender Twitteraccount wurde ebenfalls eingerichtet. Über diesen Hashtag sollen Fahrgäste der BVG ihre schönsten Momente und Erlebnisse mit anderen Usern teilen. Hintergrund der Aktion war die Statistik laut BERLINER ZEITUNG, dass die BVG weltweit als gut erachtet wird. Doch wie bei öffentlichen Verkehrsmitteln kaum anders zu erwarten, ging die Aktion wohl eher „nach hinten los“, wie diese Beiträge zeigen. Nur vereinzelt kam positives Feedback zustande.
#weilwirdichlieben gucken wir dir tief in die Augen während du auf den Bus zuläufst und wir dann die Tür schließen.
— luschwi (@luschwi) 13. Januar 2015
25 Minuten auf den #M29 warten, und dann kommen 5 hintereinander und machen Elefantenrennen. #weilwirdichlieben
— Christian Mutter (@christianmutter) 13. Januar 2015
Danke, liebe #BVG, dass die Fahrpreise wieder erhöht wurden. #weilwirdichlieben
— Mira (@SpaceKontinuum) 13. Januar 2015
Die BVG liebt ihre Busfahrer so sehr, dass ihnen Doppelschichten aufgedrückt werden. #weilwirdichlieben
— tejwo (@tejwo) 13. Januar 2015
Um mal noch was nettes zu posten: Es gibt tatsächlich U-Bahnfahrer_innen die warten, wenn man angewetzt kommt. #weilwirdichlieben
— Anna Berg (@bergdame) 13. Januar 2015
Hey BVG, sei nicht traurig. Wir machen das nur, #weilwirdichlieben
— Jakob Wais (@ich_Wais) 13. Januar 2015
IKEA vermiest den Spaß
Auch IKEA kommt am Storytelling nicht vorbei, vermeldete Chip. So versucht die Möbelkette mit seinem neuen Werbespot zu zeigen, wie verführerisch Ordnung sein kann. Denn die ist schließlich das halbe Leben, so STERN.
Dahinter steht die Hamburger Agentur „thjnk“, die den Spot gemeinsam mit den Produktionsfirmen „CFS“ und „Markenfilm“ produzierte, so absatzwirtschaft.de.
Text: Josephine Senger. Beitragsbild: Je_suis_Charlie-2 ⒸValentina Calà unter CC BY-SA 2.0. Bearbeitung: Louisa Bandura.