Sucht Ihr noch nach einem passenden Reiseziel für den Sommer? Persönliche Beratung und Insidertipps sind euch wichtig? Travel Homie verspricht, diese Wünsche zu erfüllen. Wie? – per WhatsApp.
Das Start Up ist der erste Reiseberater via WhatsApp. Gegründet wurde Travel Homie im Januar diesen Jahres. Die individuelle und persönliche Reiseberatung wird vom Anbieter in den Vordergrund gerückt: “ich bin immer da, wenn du mich brauchst”. Der Dienst ist völlig kostenfrei, ohne Verpflichtungen zu buchen und werbefrei.
So rufst du den Travel Homie
Die Handynummer findest du auf der Website – Nummer in den Kontakten abspeichern und anschreiben. “Du schreibst, dein Travel Homie antwortet”, so das Versprechen der urlaubsfreudigen Jungs. Hinter Travel Homie steht ein zweiköpfiges Team, Maximilian und Alex. Mitgründer, Reisefan und Protagonist Alex hat bereits über 120 Städte in 30 Ländern bereist. Gründer Maximilian Soltner sagte im medienMITTWEIDA-Interview: “Wir sind der richtige Ansprechpartner rund ums Thema Reisen.” Wenn du noch Tipps für deine nächste Reise, Empfehlungen für Restaurants, Bars, Partylocations benötigst, sucht das Team für Dich schnell das passende Angebot. Aber ist nicht das nur eine Werbefloskel? medienMITTWEIDA hat es getestet.
Überrumpelte Reiseplaner
Im Interview erzählt Maximilian auch von einer “hektischen Anfangsphase”: “Wir haben den Andrang gerade zu Beginn deutlich unterschätzt und wurden ziemlich überrumpelt. Inzwischen haben wir daher das ganze etwas runtergefahren.” Derzeit erhält das Team 15 bis 20 Anfragen täglich. Vor allem am Nachmittag und in den Abendstunden glühen die Leitungen der Travel Homies. Allerdings musste auf der Website eine Warteliste eingerichtet werden, um den „Ansturm“ zu bewältigen. „Fast immer für dich erreichbar“ wäre hier wohl das ehrlichere Werbeversprechen.
Technische Hürden mussten überwunden werden
Die Desktop-Version von WhatsApp hat die Handhabung für das Team vereinfacht. So kann u.a. mit den “Homies” besser gechattet, Inhalte können kopiert und Links einfacher verschickt werden. Eine Schwäche hat WhatsApp jedoch: Es gibt keine Programmierschnittstellen (API). WhatsApp-Gründer Brian Acton äußerte sich dazu auf der Facebook Entwicklerkonferenz F8 im März skeptisch: “Nein, wir haben derzeit keine Pläne dafür”.
Das wollten wir von Maximilian noch wissen:
medienMITTWEIDA: Wie finanziert sich Travel Homie, wenn der Reiseberater kostenlos ist?
Maximilian:
“Wir finanzieren uns erstmal rein über die Buchungen, die durch uns statt finden. Unsere Homies haben dabei den exakt selben Preis wie auf anderen Seiten auch. Der Anbieter bezahlt uns aus dem regulären Preis dann einen Teil dafür, dass wir ihm die Nutzer geschickt haben. Somit haben unsere Homies immer den besten Preis und die Anbieter müssen sich nicht um neue Kunden kümmern.”
medienMITTWEIDA: Wie hoch ist die Erfolgsquote für Buchungen über Travel Homie bisher?
Maximilian:
“Wir hatten tatsächlich, gerade auch am Anfang, eine sehr hohe Quote an Buchungen, die über uns statt gefunden haben. Über WhatsApp haben wir überdurchschnittlich hohe Conversions erreicht. Die Conversion zum zahlenden Kunden lag bei über 10%. Für den Reisemarkt im Internet eine extrem gute Rate. Es haben tatsächlich sehr viele Homies gebucht oder uns ein Trinkgeld überweisen
medienMITTWEIDA: Wie setzt ihr diese ständige Erreichbarkeit um?
Maximilian:
Alex und auch ich sind Vollzeit-Gründer. Wir haben verschiedene Ideen, die wir umsetzen – eine davon ist der Travel Homie. Wir sind digitale Natives, sind tatsächlich den ganzen Tag am Werkeln. Natürlich müssen wir auch mal schlafen, aber bisher gab es da noch keine Probleme. Wir sind schließlich auch nur reale Menschen – das verstehen unsere Homies.
medienMITTWEIDA: Gibt es auch verrückte, witzige Anfragen, die euch erreichen?
Maximilian:
Eine junge Dame hatte es dann etwas übertrieben mit dem Konsum alkoholhaltiger Kaltgetränke (sprich: Wein) und doch sehr lustige Kommentare geschrieben:
„Der Wein wr supr. Die Bar waa eine tolhlle Empfehlung. Dank — ich liebe Dich, Travel Homiiii :-*”
Insgesamt haben wir natürlich immer sehr lustige Anfragen zu den unmöglichsten Reisezielen. (…)
WhatsApp gewinnt
Kommunikationswege verändern sich. Vor allem der Smartphone-Markt wächst stetig. Das Smartphone ist immer und überall dabei. Per WhatsApp können schnell Fotos, Videos und Kurznachrichten versendet werden. Für viele ist es das Kommunikationsmittel Nummer eins. Zukünftig könnte der Dienst ein wichtiger Kanal in der Kundenkommunikation werden. WhatsApp ist mit etwa 35 Millionen Nutzern in Deutschland der beliebteste Messengerdienst. Dies entspricht einem Anteil von 70% der Smartphone-User. Laut der Studie “Mobile Monitor 2014” von Goldmedia wird das Smartphone 81 Minuten pro Tag genutzt, bei Apple-Usern liegt der Anteil sogar bei 87 Minuten am Tag. In der Kategorie “LieblingsApp” erreichte WhatsApp mit 20,3% unter den Befragten Platz eins. Erst auf Platz 2 mit nur 3,8% folgt das Mutterunternehmen Facebook. WhatsApp punktet dabei hinsichtlich vielerlei Kriterien: simpel, schnell, effektiv, persönlich, direkt, vertraut. Auch die Jungs von Travel Homie sehen WhatsApp als “idealen Kanal” für Ihr Reiseangebot mit großem Potential. “Kommunikation wie mit guten Freunden”, direkt und persönlich, Vertrauen und Mehrwert steht für die Travel Homies an erster Stelle.
Auch die Öffnungsrate bei WhatsApp spricht für sich – nahezu 100% werden erreicht. Kein anderes Kommunikationsmittel kann mit dieser hohen Rate mithalten. Allerdings gibt es auch Schwachstellen. Der Dienst verunsichert seine Nutzer vor allem durch Sicherheitslücken und Datenschutzrisiken. iRIGHTS klärt beispielsweise im Artikel „WhatsApp: Wie riskant ist der Messagingdienst?“ dazu auf.
Ist das Team tatsächlich 24/7 erreichbar?
medienMITTWEIDA hat den WhatsApp-Reiseberater für Euch getestet. Im ersten Anlauf wurde ich leider enttäuscht und erhielt keine Antwort. Ich sendete erneut eine Anfrage, dieses Mal mit Erfolg. Alex, der Reiseberater antwortete mir, inklusive Entschuldigung für die verspätete Antwort.
„Ich möchte im August nach Malta reisen“, so meine Vorgabe. Es entwickelte sich ein freundlicher, persönlicher Chat. Die Kommunikation verlief tatsächlich wie mit einem guten Freund. Alex stellte mir ein paar Fragen und recht schnell erhielt ich eine umfangreiche Antwort mit Tipps, Links zu Sehenswürdigkeiten und schönen Ecken Maltas. Allerdings öffnen sich die Links über den normalen Browser. Es existiert keine „zurück“-Funktion. So muss der Browser erst wieder geschlossen werden und WhatsApp muss wieder neu geöffnet werden. Dies sollte noch benutzerfreundlicher gestaltet werden.
Fazit von mir: schnell, persönlich, individuell und eine Alternative zu Online-Reisebuchungsportalen.
Der WhatsApp Sharing Button
Welche Unternehmen setzen WhatsApp bereits aktiv zur Kundenkommunikation ein? Als erster deutscher Fernsehsender informiert n-tv seine Kunden auf Wunsch über Eilmeldungen per WhatsApp. Auch der Flughafen Hamburg nutzt den Messenger zur schnellen Kundeninformation. Zahlreiche deutsche Radiosender bieten ihren Hörern ebenfalls diesen Service. „Der WhatsApp-Service ist eine Erweiterung unseres Hörer-Services. Hierüber kann man zukünftig auch mal einen Musikwunsch loswerden oder auch nützliche Infos weitergeben“, so Antenne Frankfurt-Programmchef Andreas Schmidt gegenüber RADIOSZENE. Ein entscheidender Vorteil von WhatsApp: die Nähe zum Kunden. Auf Kundenwünsche oder Fragen kann schneller und persönlich reagiert werden. Noch bleibt aber abzuwarten, ob sich der Messenger zukünftig als weiteres Instrument der Kundenkommunikation etabliert.
Text: Christine Wolf. Beitragsbild: Ⓒ Martin Berk/pixelio.de.