Von Trollen und Revolutionen

von | 18. April 2011

Auf der Re:publica wurde an drei Tagen in zahlreichen Lesungen und Workshops die digitale Gesellschaft diskutiert. Seit 2007 findet die Konferenz in Berlin statt und hat sich mittlerweile zu einer der wichtigsten Veranstaltungen der Branche entwickelt. Zwei Mittweidaer Medienstudentinnen waren auch dabei.

In den drei verschiedenen Veranstaltungsorten mitten in Berlin boten die Veranstalter der Re:publica den Besuchern etwa 100 verschiedene Vorträge, Workshops und Diskussionsforen. Außerdem gab es Subkonferenzen zu verschiedenen Themenkomplexen. So initiierte der ehemalige Mittweidaer Medienstudent Tino Kressner, Gründer von startnext, die Subkonferenz Co:funding. Diese Konferenz war das erste Kommunikationsforum zum Thema Crowdsourcing und -funding. Insgesamt besuchten etwa 3.000 Menschen die Re:publica 2011, die vom 13. bis zum 15. April in Berlin stattfand. Im Vorjahr waren es noch 300 weniger.

Begonnen hat die Re:publica 2007 als kleines Treffen von einigen hundert Bloggern, die ihre Wirkung auf traditionelle Medien erörterten. Mittlerweile ist die Konferenz zu einer internationalen Fachmesse für neue Medien geworden. Ebenfalls ausgeweitet hat sich das Themenspektrum, das sich von Kunst und Kultur bis hin zu Politik erstreckt. Die Verbundenheit mit dem Internet war auf der Re:publica dabei allgegenwärtig. So wurde zum Beispiel vor jeder Veranstaltung eine Weltkarte eingeblendet, die sich aus Tweets mit dem Hashtag #rp11 zusammensetzte.

Netzkultur zum Anfassen

„Das Publikum bestand hauptsächlich aus Nerds“, sagt sich Sandra Rügamer, Medienstudentin aus Mittweida. Sie hat mit ihrer Kommilitonin Samantha Günther die Organisatoren als Volunteers unterstützt. Das Volunteersystem war eine Besonderheit der Re:publica. Gegen die Mithilfe beim Event wurde der Eintrittspreis – für Blogger 80 Euro – erlassen. Rügamer hätte als Nicht-Bloggerin jedoch mehr bezahlen müssen. „110 Euro sind ziemlich viel und als ich von dem Volunteersystem erfahren habe, war ich gleich dabei“, sagt sie. Wie über 100 weitere Volonteers musste sie zehn Stunden für die Re:publica arbeiten und war unter anderem verantwortlich für die Koordination der einzelnen Vorträge.

Bei etwa 50 Veranstaltungen pro Tag fiel es den beiden Studentinnen allerdings schwer, die ganze Bandbreite der Konferenzthemen zu erfassen. „Besonders beeindruckt hat mich der Vortrag einer ägyptischen Bloggerin, die über die Rolle des Internets für die Revolution berichtete. Vom Musikvideo bis hin zu einer Seite von Folteropfern war alles dabei“, berichtet Sandra Rügamer. Auch Sascha Lobo, einer der bekanntesten deutschen Blogger, war auf der Re:publica und stellte die neuesten Ergebnisse aus seiner Trollforschung vor. Dabei beschäftigt er sich „pöbelnd“ mit Menschen die die Kommunikation im Netz mutwillig stören. Dazu verglich er das Internet mit einem Ökosystem, in dem die Trolle als Destruktoren arbeiten. Auf seinem Blog ist der Vortrag als Video zu finden.

Räumlicher Verbesserungsbedarf

Die zwei Mittweidaer Medienmanagement-Studentinnen waren überaus begeistert von der Re:publica. „Für mich gab es jede Menge neuen Input und ich würde es jedem weiterempfehlen“, fasste Samantha Günther zusammen. Nur die Enge der Veranstaltungsräume war verbesserungswürdig, wie sie medienMITTWEIDA berichtete. Der Veranstalter der Konferenz hat aber bereits jetzt angekündigt, das die nächste Re:publica in neuen Räumlichkeiten stattfinden wird. 2011 war vermutlich das letzte Jahr, in dem die Veranstaltung inmitten Berlins abgehalten wurde.

<h3>Julius Guzy</h3>

Julius Guzy