Nicht alle Software ist friedlich. Zum Tag des Computervirus klingen vor allem die mahnenden Worte der IT-Spezialisten in unseren Ohren. Doch trotz aller Belehrungen öffnet der Büroangestellte immer wieder E-Mails mit Anhängen von Unbekannten, folgt fragwürdigen Links ins Internet und startet die sicherlich virenüberprüfte Datei vom Arbeitskollegen. Selbst Studierende einer Medienfakultät tauschen unkompliziert USB-Speichermedien aus, um schnell die Vorlesungen der letzten Woche weiterzureichen. Ob dies durch Sorglosigkeit oder Unwissen geschieht, interessiert den Schädling wenig, einmal auf der Festplatte bieten sich dem Eindringling ungeahnte Möglichkeiten.
Es begann recht harmlos
1983 bewies der erste MS-DOS Virus „Brain“ noch recht wenig Hirn, er benannte lediglich das Inhaltsverzeichnis von Disketten um. Schon mehr Einfallsreichtum zeigte der „Christmas Tree“-Virus, er legte fünf Jahre später, eingeschleust in eine deutschen Universität, das erste große Netzwerk lahm. Bösartig und kostenintensiv zeigten sich Anfang der neunziger Jahre neuere Varianten der Eindringlinge. „AIDS“ verschlüsselte den Inhalt der Festplatte und verlangten eine Lösegeldzahlung an ein Konto in Panama, „Morris“ legte tausende Netzwerke in den USA lahm mit Schäden in mehrfacher Millionenhöhe. Doch nicht nur Dateien können von Viren geschädigt werden. 1998 überschrieb „cih“ oder auch Tschernobyl-Virus genannt, den BIOS-Chip des Wirts und schädigte somit die Hardware des Computers. Völlig neue Viren erschienen ab etwa 1995. Von nun an konnten Microsoft Word-Datei ebenso schädlich sein, wie der Klick auf einen Link mit dem falschen Webbrowser.
Trendwende Millenium
Mit „I love you“ brach um die Jahrtausendwende medienwirksam das Zeitalter der Computerwürmer an. Diese Übeltäter verbreiten sich automatisch über das Internet, scannen den Wirtscomputer nach Sicherheitslücken und öffnen Hintertüren für weitere Eindringlinge. Mit „Sobig.f“ und dem aus Deutschland stammenden Wurm „Sober“ enthielt zeitweilig jede 30. E-Mail den Schadcode. In den letzten Monaten beschäftigte die Medien das Thema Bundes-Trojaner. Die Virenvariante Trojaner überwacht alle Aktivitäten auf dem befallenen System und kann dieses gegebenenfalls sogar steuern. Kreditkarten und Kontonummern können so leicht ausgespäht werden.
Neue Herausforderungen für Virenspezialisten sind in naher Zukunft zu erwarten. Mit zunehmender Verbreitung von technisch fortschrittlicheren Handys mit Internetzugang, auch Smartphones genannt, kann das Senden und Empfangen von Daten via Bluetooth und SMS zum Risikofaktor werden. Auch das sonst für seine Sicherheit gelobte Betriebssystem MacOS wird mit steigendem Verbreitungsgrad ein interessantes Ziel von Angriffen. Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis Mobilfunktelefone und Apple Computer ebenfalls einen Antivirenscanner benötigen.
Rechtzeitige Vorsorge erspart hohe Kosten.
Wer einen Virenscanner und eine Firewall auf seinem Computer installiert, geht den ersten Schritt in die digitale Sicherheit. Von kostenlosen Programmen wie AntiVir, speichereffizienten Scannern wie NOD32, McAfee VirusScan und Kaspersky Anti-Virus bis hin zu Klassikern wieNorton Antivirus ist für jeden Anspruch und jedes Budget etwas dabei.
Dennoch sollten Nutzer sich bewusst sein, dass Antivirenscanner nicht zur völligen Sicherheit führen. Die Hersteller von Antivirensoftware benötigen ungefähr 24 Stunden, um die neusten Virendefintionen herauszugeben. In dieser Zeit können Computersysteme noch angegriffen werden. Darum sind Aufmerksamkeit und Vorsicht am Arbeitsplatz während der Datenübertragung gefragt. Liebeserklärungen wie „I love you“ sollten generell nur im wirklichen Leben entgegengenommen werden.