Geld regiert die Welt. Jeder kennt diese Redensart. Doch Geld hat bei den meisten Deutschen keine Priorität. Gute Gesundheit spielte nämlich bei den Vorsätzen für das neue Jahr die wichtigste Rolle. In der Welt der Ökonomie jedoch, wird aus der Redensart Gesetz. Wer Geld hat, kann globale Werbekampagnen starten, Produkte weltweit vertreiben und vor allem Konkurrenten verdrängen. Und mit ausreichend Geld machen Apple, Google und Co. selbst der Politik Konkurrenz. Das wird auch für uns als Konsumenten ein Problem.
Ein Kommentar von Tan Trung Le.
Wer kennt sie nicht? Oder wichtiger, wer nutzt sie nicht? Die Unternehmen Apple, Google und Facebook sind als internationale Unternehmen mit einer weltweiten Vormachtstellung als „Global Player“ bekannt. In Sachen Nutzerzahlen, Umsatz und Markenwert sind sie der Konkurrenz weit voraus. In Zahlen heißt das: Rund 66 Prozent Marktanteil für Google im Bereich der Suchmaschinen weltweit. Auf Platz zwei folgt Bing abgeschlagen mit 14,6 Prozent. Im Bereich der sozialen Netzwerke ist der Abstand zum Ersten Facebook, welches knapp 46 Prozent Anteil hat, mit 24 Prozent (YouTube: 22 Prozent) nicht so groß wie bei den Suchmaschinen, aber dennoch beachtlich. Apple selbst ist zwar nicht führender Verkäufer von Smartphones oder Computern, konnte aber den Titel als wertvollste Marke 2015 verteidigen.
Wertvoller als manche Staaten
Wer so viele Nutzer und Ressourcen hat, muss doch alles richtig machen. Ökonomisch gesehen schon. Mit einem Börsenwert von 615 Milliarden US-Dollar ist Apple wertvoller als die erwirtschafteten Ressourcen von Staaten wie Luxemburg (BIP: 57,9 Mrd. Dollar) oder Kroatien (BIP: 48,9 Mrd. Dollar). Auch Google und Facebook müssen sich mit 515 bzw. 300 Mrd. US-Dollar nicht verstecken. Dass wirtschaftliche Interessen am besten durch Politik gefördert werden, stört Regierungen und Parlamente. Während Politiker China Menschenrechtsverletzungen und Wirtschaftsspionage vorwerfen, liegen die größten Produktionsstätten von Apple, Google und Co. in der Volksrepublik. Der Auftragnehmer Foxconn selbst wurde aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen stark kritisiert. Doch im Gegensatz zu Regierungen, müssen sich Unternehmen nicht vor Wählern verantworten, was sie wiederum unberechenbarer macht. Braucht man doch einmal Unterstützung aus der Politik, helfen die Gelder der Tech-Riesen enorm. Im zweiten Quartal des letzten Jahres gaben Google, Facebook und Apple zusammen 8,52 Mio. US-Dollar für die Lobby-Arbeit in den USA aus. So erhoffen sie sich Steuervorteile, Forschungsprämien und mildere Datenschutzbestimmungen.
Googles Anzeigen
Apropos Datenschutz. Kaum hat das Jahr 2016 angefangen, hat Google wieder einmal Probleme mit dem Verbraucherschutz, welcher notfalls mit einer Klage droht. Der Bundesverband der Verbraucherzentrale wirft Google vor, die Mails seiner Kunden auszuwerten: „Es kann nicht sein, dass Google die E-Mails seiner Nutzer ohne spezifische Einwilligung mitliest, um diesen dann maßgeschneiderte Produktinformationen anzuzeigen.“ Denn Google bietet seinen Dienst natürlich nicht aus selbstlosen Stücken an, sondern finanziert sich mit Werbung. Vor einigen Monaten sah ich beim Aufrufen von Google zum ersten Mal das neue „Hinweise zum Datenschutz bei Google“-Fenster . Die circa elf Seiten habe ich natürlich instinktiv in knapp drei Sekunden sorgfältig „durchgelesen“ und akzeptiert. Einige Tage später ähnelte die Werbung auf meinen aufgerufenen Seiten stark den Ergebnissen meines Suchverlaufs. Diesmal ein etwas längerer Blick auf die Hinweise und siehe da: Google nutzt meine personenbezogenen Daten. An sich nichts Neues, aber wer die Partner sind, an die die Daten weitergegeben werden, scheint Google nicht preisgeben zu wollen. Auch der Verbraucherschutz kritisiert an dieser Stelle, denn es ist unklar, nach welchen Vorschriften die Daten verarbeitet und gespeichert werden. „Google verarbeitet personenbezogene Daten auf unseren Servern, die sich in zahlreichen Ländern auf der ganzen Welt befinden. Daher verarbeiten wir Ihre personenbezogenen Daten gegebenenfalls auf einem Server, der sich außerhalb des Landes befindet, in dem Sie leben.“, heißt es in den Richtlinien. Daher suche ich schnell die Einstellungen in meinem Browser und deaktiviere personalisierte Google-Werbung: „If you are not paying for it, you’re not the customer; you’re the product being sold.“
„Was machst du gerade?“
Gleiches Spiel beim Social-Media-Giganten Facebook. Seit Jahren steht Facebook bei Verbraucherschützern wegen der Datenschutzrichtlinien in der Kritik. Anfang letzten Jahres stellte Facebook seine neue Datenrichtlinie vor. Formal annehmen oder ablehnen konnte ich nicht. Wer den Dienst weiter nutzt, stimmt den Änderungen der Nutzungsbedingungen automatisch zu. Daher: Wenn ich den Dienst weiterhin verwenden möchte, habe ich zuzustimmen, ansonsten stehe es mir natürlich frei abzulehnen, indem ich meinen Account lösche. Da der große Teil der Kommunikation im Studium und auf der Arbeit über Facebook geschieht, habe ich keine wirkliche Wahl. Ähnlich wie bei Google sind die Datenschutzrichtlinien eher vage ausgerückt. An welche Partner und Dritte meine Informationen übermittelt werden, wird mir nicht gesagt: „Für die in dieser Richtlinie beschriebenen Zwecke kann Facebook Informationen intern innerhalb seiner Unternehmensgruppe oder an Dritte weitergeben.“ Was auch heißt, dass Facebook auch Informationen von meinem Whatsapp-Account sammelt. Fehlende Transparenz kritisiert auch der Parlamentarische Staatssekretär Ulrich Kelber (SPD): „Was heißt dies konkret zum Beispiel für die Nutzer von Instagram und WhatsApp? Welche Daten erhält Facebook von diesen Unternehmen konkret?“ Zwar hat Facebook neben den Benachrichtigungen eine Verknüpfung für Privatsphäre, welche mir schnell und einfach erklärt, wer welche Inhalte auf meiner Chronik sehen kann, doch inwiefern Facebook meine Daten verwertet, wird nicht genannt. Dafür muss ich unter Einstellungen ganz unten auf der Seite einen kleinen „Datenschutz“-Reiter suchen, welcher mir dann mehrere Seiten anzeigt. Benutzerfreundlich ist das nicht.
„The American Way“
Benutzerfreundlich ist hingegen Apple. Sagen zumindest seine Fans. Und zugegebenermaßen sind die Geräte – abgesehen von den schrecklichen Mäusen – und das Betriebssystem leicht zu bedienen. Auch das Design im blitzblanken Silberweiß ist schön anzusehen. Selbst die Apple Stores orientieren sich an dem Design: Klares durchsichtiges Glas, weiße Wände und helles Licht. Das beliebte Unternehmen selbst hat dennoch keine weiße Weste. Apple schmückt sich gerne als „amerikanisches Unternehmen“. „Designed by Apple in California“ steht auf jeder Rückseite eines Appleproduktes. Trotzdem ist das Unternehmen bekannt dafür, seine Produktion in China unter FoxConn auszulagern. Nicht gerade der „American Way“. Verschlimmert wird es durch die vielen Berichte über Suizide von FoxConn-Arbeitern, die unter schlechten Bedingungen arbeiten und an der Existenzgrenze leben. Dabei sind nicht alle Produkte unbedingt qualitativ. Bekanntestes Beispiel: Das iPhone-Ladegerät. Ich musste mir schon viele Beschwerden über kaputte Kabel oder unzählige Umtauschaktionen anhören. Im Internet findet man viele Tutorials, wie man einen Kabelbruch am Ladegerät verhindert: Mit einer Feder. Auch macht sich Apple mit seinen eigenen Standards keine Freunde. Ladegeräte mit Mini-USB-Anschluss kann man sich nicht von Freunden leihen und für Präsentationen braucht man extra einen HDMI-Adapter. Gehen dann, wie beschrieben, die Kabel kaputt, muss man schon mal tief in die Tasche greifen.
Und wer sich das nächste neue iPhone kaufen möchte, darf dann auch seine Kopfhörer wegschmeißen. Laut der US-Wirtschaftsseite „Fast Company“, sollen zukünftig die Kopfhörer am Lightning-Connector angeschlossen werden, um das iPhone zu schmälern. Wer also normale Kopfhörer mit 3,5-mm-Klinkenstecker besitzt und während der Busfahrt nicht per Lautsprecher Musik hören möchte, darf sich darauf einstellen, einen Adapter oder neue Kopfhörer kaufen zu dürfen. Man gibt viel Geld aus und spart dafür ein paar Millimeter Platz in der Hosentasche.
Es bleibt unsere Wahl
Zugegeben, trotz der Fehler der großen Global Player, würden sie mir am Ende doch fehlen. Was hätte ich während der Schulzeit ohne Google gemacht? Und wie würde ich ohne die lustigen Doodles wissen, wann der Vatertag in Thailand gefeiert wird? Natürlich hilft mir auch Facebook beim Gehirnjogging, wenn wieder einmal das Design geändert wird und ich mich gerne an ein neues Konzept gewöhnen darf. Wie würde ich ohne Facebook wissen, welche meiner Freunde Candy Crush spielen und wer wichtige Extraleben braucht? Und dank Apple sind Adapter als Geburtstagsgeschenke an Freunde immer eine gute Notlösung.
Wer sich trotzdem an den Global Playern stört, sollte sich Alternativen suchen. Im Bereich der Suchmaschinen empfiehlt die Verbraucherzentrale NRW Suchmaschinen wie „Duck Duck Go“ oder „MetaGer“, welche keine persönlichen Informationen des Nutzers sammeltn. Will man dennoch nicht auf Google verzichten, kann man auf Meta-Suchmaschinen zugreifen: „Ebenfalls zu empfehlen sind sog. Metasuchmaschinen wie z. B. „ixquick“ und „startpage“, die keinerlei Nutzerdaten generieren und verarbeiten. Sie greifen zwar auf die Ergebnisse der Suchmaschine Google zurück, platzieren sich zugleich aber technisch vor der Google-Webseite und generieren Suchergebnisse ohne die Übermittlung von Nutzerdaten.“
Facebook-Nutzer, die nicht möchten, dass auf Informationen über das Nutzverhalten zugegriffen wird, können zwei unterschiedliche Browser nutzen – einen für Facebook und einen für alles andere. Die Browser können nicht auf die Cookies eines anderen Browser zugreifen. So kann man ungestört auf Facebook im Internet surfen.
Denn trotz aller Macht der Tech-Riesen: Am Ende liegt es doch an uns, welches Angebot wir nutzen wollen. Alternativen gibt es trotzdem.
Text: Tan Trung Le. Beitragsbild: Facebook Connections © Michael Coghlan unter CC BY-SA 2.0. Bearbeitung: Tan Trung Le.