Zum Medienforum Mittweida 2016 erzählte Emmy-Gewinnerin Henriette Lippold, welche Aufgaben Producer beim Film zu erledigen oder besser: zu bewältigen haben. Lippold produzierte Erfolgssendungen wie Deutschland 83 oder SOKO Leipzig.
Die Producerin hält während den Film-Produktionen die Fäden zusammen. Organisieren, improvisieren und Ansprechpartnerin sein, wenn am Set mal etwas schiefgeht.
Ein Beitrag von
Kenny Langer
Lucas Riemann
Foto: Johannes Zrenner
Frau Lippold, was kann denn so schiefgehen?
„Es kann sein – während des Drehs, dass ein Schauspieler krank wird, dann müssen Szenen umgeschrieben werden. Oder wir brauchen Sonnenschein und es schneit.“
„Während der Drehbuchentwicklung, das Buch ist noch nicht da: Wie bekomme ich das Projekt dramaturgisch auf die Reihe? Es kommt auch hin und wieder vor, dass Sender und Regisseur unterschiedlicher Auffassung über die Umsetzung der Filmprojekte sind. Dann muss ich vermitteln.“
Wie sind Sie zum Film gekommen?
„Über ein Praktikum. Ich habe Geschichte und Theaterwissenschaft studiert und wollte eigentlich auch beim Theater bleiben. Ich dachte mir – das war vor fast 13 Jahren: ‚Mal schau’n, wie Fernsehen funktioniert‘. Es gibt hier und auch da einen Regisseur und es gibt Schauspieler. Ist fast dasselbe. Bin beim Film geblieben.
Für Deutschland 83 gab’s viel Anerkennung…
„Wir haben dieses Projekt in ungewöhnlich kurzer Zeit in die Produktion gehoben. RTL hat im Januar 2014 sein GO gegeben, im August 2014 haben wir angefangen zu drehen. Im Januar war das Buch noch gar nicht fertig. Ein Problem, das einen an die Grenzen bringt – zusammen mit einer Vielzahl unterschiedlichster Belange.“
„Irgendwann fragt man sich: Bin ich effizient genug? Wie kann ich mich besser strukturieren? Wie kann ich meine Arbeit besser strukturieren? Brauche ich ein Team? Brauche ich noch jemanden? Wie geht das alles?“
„Es gab schon Punkte, wo ich dachte, hier muss ich jetzt gucken, wie ich das ‚booke‘ zeitlich oder auch menschlich. Man wächst daran oder man geht in den Burn-Out. Das passiert vielen Kollegen. Man muss in diesem Job extrem auf sich aufpassen.“
Was haben erfolgreiche Produktionen…?
„Eine gute Idee und ein gutes Drehbuch. Ohne kann der Produktionsleiter noch so toll sein oder der Regisseur: passt nicht! Es braucht gute Schauspieler und dann braucht’s einfach ein sehr, sehr gut funktionierendes Team.“
Was bereitet Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Freude?
„Ich liebe diese Vielfalt und dass man wirklich von der ersten Idee bis hinten zur letzten Mischungsabnahme jeden Prozess mitmacht und komplett kennt – das finde ich das toll.“
Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollte man für Ihren Beruf mitbringen?
„Empathie ist total wichtig, Stressresistenz ist wichtig. Toleranz ist wichtig. Humor ist extrem wichtig. Kein zu großes Ego haben, das finde ich auch wichtig. Und irgendwie leidenschaftlich bleiben. Man muss unterm Strich das machen wollen, was man da tut.“
„Wenn die Leidenschaft anfängt, zu leiden oder wenn man das Gefühl hat, man ist nicht mehr an dem Produkt interessiert, dann wird’s haarig.“