Die Fakultät Elektro- und Informationstechnik (EIT) der Hochschule Mittweida entwickelte kürzlich in Zusammenarbeit mit der Firma Eule Orgelbau Bautzen und der Mittweidaer Firma IMM ein elektromechanisches System der besonderen Art. Die Ton- und Registertraktur der Ladegast-Jemlich-Orgel in der Stadtkirche wurde durch einen sogenannten elektronischen ByPass erneuert. „Dabei handelt es sich um eine neuartige Technik eines verteilten und vernetzten Systems, das auf die Orgel übertragen wird“, erklärt Prof. Christian Schulz, Dekan der Fakultät EIT. Dieses System findet unter anderem auch in der Automobilindustrie Anwendung. Die schon vorhandene Traktur bleibt dabei erhalten, wird aber durch eine zusätzliche Technik mit identischer Funktion ergänzt.
Die Anfänge des Projektes
Die ersten Ideen zu diesem Projekt entstanden bereits 2005, als die Hörer erste Verschleißerscheinungen an der 1866 erbauten und 1931 renovierten Orgel feststellten. Der damalige Rektor der Hochschule Mittweida, Professor Reinhard Schmidt, war selbst gelernter Orgelbauer und suchte renommierte Leute, die diese Idee mit ihm gemeinsam umsetzen konnten. So wandte er sich an Schulz. „Ziel der Entwicklung war es, die Elektronik so einfach wie nur möglich zu machen“, so der Dekan. Was anfangs als ein Hobby des bekennenden Orgelfans begann, entwickelte sich zu einem Geschäftszweig. Seitdem wurden unter anderem die Konzertsaalorgel der Mercatorhalle in Duisburg sowie die Propter-Homines-Orgel im Mozarteum Salzburg mit dieser neuartigen Technik ausgestattet. Weitere Orgeln, unter anderem auch in Russland, sollen folgen.
Um auch die Jüngsten künftig für Orgelmusik begeistern zu können, sollen demnächst Führungen für Kindergärten und Schulen in der hiesigen Stadtkirche angeboten werden. Damit weitere Sanierungsarbeiten an der Orgel vorgenommen werden können, ist der Orgelverein unter dem Vorsitz von Professor Schulz weiterhin auf Spenden angewiesen. Neben der imposanten Ladegast-Jehmlich-Orgel verfügt die Stadt zudem über ein weiteres Kleinod. „Was viele nicht wissen ist, dass wir in Ringethal eine Silbermannorgel haben. Sie ist ein kleiner Schatz“, findet Schulz.
Weltbekannter Organist zum Altstadtfest in Mittweida
Die Orgel der Mittweidaer Stadtkirche zählt zu einer der bedeutsamsten und klanggewaltigsten in ganz Sachsen. Der weltbekannte Organist Matthias Eisenberg, berühmt für seine Improvisationen, wird am 21. August 2011 zum Abschlusskonzert des Altstadtfestes in Mittweida spielen. Der gebürtige Dresdner wurde in verschiedenen internationalen Wettbewerben ausgezeichnet und ist bei zahlreichen Orgelneubauten und -renovierungen als Spezialist gefragt.