Die Musikindustrie wehrt sich immer heftiger gegen Raubkopierer. Sascha Heinen, Head of Musicload & DT Music, ist trotzdem sicher, dass Restriktionen allein nicht helfen. „Wir sind der Überzeugung, dass die Piraterie weder mit restriktiven Maßnahmen noch mit Verboten oder Verfolgung im Internet kontrolliert werden kann.“
Folgen der Abmahnwelle
Vergangenes Jahr wurden bereits Abmahnungen im Gesamtwert von 412 Millionen Euro von deutschen Anwälten im Auftrag der Musik-Rechteinhaber verschickt. So gut wie alle Klagen bezogen sich auf die Nutzer von Tauschbörsen. Doch auch die zumeist im Ausland angesiedelten Betreiber dieser Netzwerke müssen zahlen. So werden die Betreiber von Limewire nach der Zwangsschließung im Oktober 2010 über eine Milliarde US-Dollar Strafe zahlen müssen. Nach der Schließung der Tauschbörse sank in den USA die Anzahl der Menschen die illegal Musik laden von 16 Prozent auf neun Prozent. Die verbliebenen neun Prozent schränkten ihre Aktivität aber spürbar ein, wodurch im Zeitraum November bis Januar jeder dieser User sich im Schnitt nur noch 18 statt vorher 35 Tracks im Monat illegal im Internet besorgte. Sascha Heinen kann das bestätigen: „Wir sehen einen langsamen, aber stetigen Trend weg von illegalen Angeboten hin zu den legalen Musikplattformen“.
Laut Brennerstudie 2010 ging auch in Deutschland die Zahl der illegalen Musikdownloads deutlich zurück. So sank die Anzahl illegaler Musikdownloads bereits zwischen 2008 und 2009 von 3,9 auf 2,9 Millionen. Das bedeutet aber umgerechnet noch immer, dass jeder fünfte Deutsche illegal Musik aus dem Netz geladen hat. Um auch die restlichen vom legalen Angebot zu überzeugen sieht Heinen nur eine Möglichkeit: „Für uns ist der konsequente Ausbau attraktiver, qualitativ hochwertiger und legaler Geschäftsmodelle der Schlüssel zur Bekämpfung illegaler Angebote.“
Eine Milliarde Euro Verlust in einem Jahr
Wie Sascha Heinen von Musicload für medienMITTWEIDA feststellte, hat der Verband der Musikindustrie im Jahr 2009 einen Verlust von über einer Milliarden Euro erlitten. Dieses Geld fehle beim Aufbau neuer Künstler und ließe Jobs wegfallen. „Im Extremfall kann dies für den Konsumenten dazu führen, dass die kreative Vielfalt der Musiklandschaft deutlich abnimmt.“
In Deutschland machen die Filesharer in der Altersgruppe der 20 – 29 Jährigen über 25% der Bevölkerung aus. Die sogenannten Haupttäter machen nur einen Anteil von 9% aus. Ebenfalls aus der Brennerstudi geht hervor, dass das Rechtsempfinden im Bezug auf illegale Musikdownloads noch nicht genug ausgeprägt ist. So verwundert es auch nicht, das Heinen darauf hinweist dass „auf jeden legalen Download fünf bis sechs illegale“ kommen.
Illegale Musikdownloads verstärkt über neue Wege
Nachdem in den letzten Jahren die Filesharer mehrfach die Plattformen mit gleicher oder ähnlicher Technologie wechselten, läuft der aktuelle Trend eindeutig in Richtung Sharehoster und Smartphones. Der Grund ist die fehlende gesetzliche Grundlage. Im Gegensatz zu Limewire ist es zum Beispiel beim Sharehoster Rapidshare ohne die Hilfe von Drittanbietern nicht möglich an illegalen Content zu gelangen. Aktuelle Gesetzte zum Filesharing sind nicht mehr anwendbar.
Zusätzlich zu dieser Entwicklung ist ein eindeutiger Trend in Richtung legale Inhalte erkennbar. Doch wählen auch die Nutzer legaler Inhalte neue Wege: „Wir gehen davon aus, dass der Musikvertrieb in Zukunft maßgeblich über das Internet erfolgen und Musik überwiegend digital genutzt wird“. Vermarktung über soziale Netzwerke seien besonders wichtig
Doch lieber legal
Heinen ist davon überzeugt, dass legale digitale Musikhändler mit Qualität überzeugen müssen: „Guter Service, faire Preise, beste Soundqualität, offene Standards wie MP3, gute Verfügbarkeit der Services und hochwertige redaktionelle Leistungen.“