Smartphone und Messenger: Die zwei besten Freunde der „Digital Natives“. Der erste Blick am Morgen – er geht bei den meisten jungen Menschen auf das Smartphone. Nach dem Aufwachen erst einmal die Nachrichten beantworten, Social-Media-Kanäle durchstöbern und beim neuesten Spiel ein Level weiter kommen, um am Ende festzustellen, dass die Zeit schon drängt. Keine Zeit also, um schnell noch Zeitung zu lesen oder Radionachrichten zu hören. Praktisch, dass der Chatbot der Tagesschau die aktuellen News bereits per Facebook-Messenger gesendet hat.
Neuer Trend in Medienunternehmen
Auch ein täglicher Podcast der Rheinischen Post sendet seit 2016 via WhatsApp-Sprachnachricht News, angepasst an die Themenvorlieben der Abonnenten. Telefonnummer einspeichern, via WhatsApp die Nachricht „Start“ senden – schon kommen die Neuigkeiten aufs Display. Die ARD-Sportschau bietet seit Anfang des Jahres ebenfalls einen WhatsApp-Dienst an. Täglich werden Nutzer mit den neuesten Sportnachrichten versorgt. Ein ähnliches Prinzip verwendet die Bild seit 2016: Via Facebook-Messenger können sich Nutzer über die neuesten Ergebnisse in der Bundesliga oder im Dschungelcamp informieren. Der CNN-Bot liefert seit 2016 über den Facebook-Messenger erste Zeilen von News aus den USA und der Welt. Durch häufige Interaktion passen sich die Meldungen an die Interessen der Nutzer an.
Chatbots antworten automatisiert auf die häufigsten Fragen von Nutzern. Dabei bieten Buttons vorgefertigte Fragen, die Antworten entnimmt der Bot einer Datenbank. Manche leiten bei individuellen Fragen an einen Ansprechpartner weiter. Schon in den 1960er- Jahren entwickelt, verbreiten sich Chatbots durch den wachsenden Zuspruch von Messengern zur automatisierten Vermittlung von News. Sie täuschen nicht vor, eine reale Person zu sein, ganz im Gegenteil zu Social Bots, welche zur Meinungsbildung oder -manipulation eingesetzt werden.
Nutzer müssen ihre Daten zur Verfügung stellen und die Einwilligung zur Verarbeitung geben. Die Wiedergabe an Dritte ist untersagt. Außerdem kann der Nutzer ein Messenger-Abonnement jederzeit stoppen. Bei der Verwendung des Facebook-Messenger muss die Datenschutzrichtlinie von Facebook erwähnt werden, da die Nachrichten hier über einen Server in den USA laufen. Unternehmen müssen zudem ein zugängliches Verarbeitungsverzeichnis anfertigen und darin den Umgang der Daten dokumentieren.
Messenger stellen einen neuen Verbreitungsweg für Medien dar – die häufig private Nutzung bietet Unternehmen den Vorteil, direkter mit dem Publikum in Kontakt zu treten, besonders in der jungen Zielgruppe. Von den 14- bis 60-Jährigen Internetnutzern in Deutschland verwenden knapp 80 Prozent täglich Messenger-Dienste, weit vor jeder anderen Kommunikationsform. Besonders beliebt sind der Facebook-Messenger und WhatsApp mit jeweils 1,3 Milliarden monatlichen Nutzern. Gegenüber Suchmaschinen oder dem Newsfeed von Social-Media-Kanälen haben die Messenger einen weiteren Vorteil für die Unternehmen: Ihre Mitteilungen werden direkt zugestellt, ohne Algorithmen, die die Nachrichten zeitversetzt anzeigen oder herausfiltern.
Auch andere Branchen haben die Vorteile erkannt: Messenger-Marketing nennt sich die noch relativ unbekannte Strategie. Was nach Werbeanzeigen in WhatsApp und Co klingt, sind in Wirklichkeit „Newsletter“ per Messenger, die auch auf eine aktive Kommunikation mit den Nutzern abzielen. Was bisher als klassische E-Mail ins Postfach kam, könnte künftig immer häufiger als neue Mitteilung im Messenger blinken. So versenden beispielsweise die Reiseanbieter „Urlaubsguru“ und „Urlaubspiraten“ regelmäßig Angebote an ihre WhatsApp-Abonnenten, die Köche von „Springlane“ inspirieren mit täglich neuen Rezeptideen.
Unternehmen nutzen diese Gelegenheit, um ihre Reichweite auszubauen und Kundenbeziehungen zu stärken. Vor allem die junge Zielgruppe erreichen sie über die Messenger-Dienste, der Kontakt wird erleichtert.
Die Messenger-Anbieter entwickeln bereits neue Funktionen: WhatsApp arbeitet an der Funktion „WhatsApp for Small Business“. Diese verhilft kleineren Unternehmen zu besserem Marketing über den Messenger. Sie erstellen ein Profil mit den wichtigsten Daten des Unternehmens, die Markierung „Business Account“ zeigt an, dass es sich um einen kommerziellen Nutzer handelt. Die „Quick Replies“- Funktion ermöglicht es, auf sich wiederholende Fragen schnell zu reagieren, „Gruß-Messages“ wirken für den Nutzer ansprechend, „Away-Messages“ zeigen die kurze Abwesenheit an und Statistiken beschreiben die aktuelle Nutzerlage. Unternehmen können nur Personen kontaktieren, die ihr Einverständnis dafür gegeben haben.
Messenger haben also eine wachsende Nutzerzahl. Warum sollten Unternehmen diese Gelegenheit nicht zukünftig nutzen? Schließlich können diese die „Digital Natives“ mit der modernen Strategie immer dort kontaktieren, wo sie gerade sind – egal, ob an der Bushaltestelle, auf Arbeit oder zu Hause im Bett.