Aktuell lockt das Freibad mit Pommes und Vanilleeis, aber am Abend eines heißen Tages ist eine Folge der neuen Lieblingsserie genau das Richtige. Auch bei unseren aktuellen Empfehlungen kommt man ins Schwitzen. Während unter der mexikanischen Sonne Geheimnisse gelüftet werden, bekommen die Simpsons weibliche Konkurrenz und die spanische Mode wird revolutioniert.
Die Geschichte um das spanische Modehaus „Velvet“ geht in die letzte Runde. Seit dem 10. August zeigt Netflix die 4. Staffel der erfolgreichen spanischen Serie. Der dramatische Cliffhanger am Ende der dritten Staffel hat die Fans in Atem gehalten. Seitdem ist viel Zeit vergangen und Velvet hat große Veränderungen zu verkraften. Während Ana Ribera (Paula Echevarría) die Modewelt der 1950er mit einer neuen Kollektion erstaunt, erfahren ihre Freunde eine Belastungsprobe nach der anderen. Die Optik der 50er Jahre trägt genauso zum Charme der Serie bei, wie der prasselnde spanische Humor und die guten schauspielerischen Leistungen. Besonders Rita Montesinos (Cecilia Freire) verkörpert Witz, Ernst und Freundschaft in Perfektion. Allein aufgrund ihrer Leistung ist die Serie sehenswert. Mit Humor, spannenden Wendungen und mehr als einer geplatzten Hochzeit hält die Staffel was sie verspricht. Da der spanische TV-Sender Antenna 3 die Serie abgesetzt hat, können sich Fans seit Anfang Juli über ein Spin-Off in Form der Serie Velvet Collection freuen.
Insatiable erzählt die Geschichte der 17-jährigen Patty (Debby Ryan), die aufgrund ihres Übergewichts an ihrer Highschool gemobbt wird. Nach einem Krankenhausaufenthalt, in Folge eines Kieferbruchs, verliert sie die Pfunde und wird sie zur schlanken Schönheitskönigin. Auf einem Rachefeldzug gegen ihre Feinde wird sie von dem Anwalt und Ex-Coach für Schönheitswettbewerbe, Bob Armstrong (Dallas Roberts), unterstützt. Er selbst sieht in ihr eine Chance, seinen Namen nach einem angeblichen Missbrauchsskandal rein zu waschen. Nach dieser Beschreibung verwundert es nicht, dass die Netflix– Produktion schon vor dem Start für Diskussionen gesorgt hat. Denn die „Comming-of-Age“ Geschichte bedient sich vieler Klischees und Vorurteile. Besonders die Themen Übergewicht und Homosexualität werden in zweifelhaftem Licht dargestellt und stehen im Kontrast zu den aktuellen Bewegungen in den sozialen Netzwerken, wie #metoo oder #bodypositivity. Die Hauptrolle Patty hätte die Serie tragen können, doch ihre Handlungen sind nicht nachvollziehbar und schwanken zwischen aufrichtig und gemeingefährlich. Dadurch ist es schwer, mit ihr zu fühlen und sie sympathisch zu finden. Der Humor der Dialoge ist meist unter der Gürtellinie und weit von der angestrebten Ironie entfernt. Somit fehlt der Serie die emotionale Bindung zum Zuschauer. Insatiable ist also leider nicht die smarte Satire zum Thema Schönheitswahn, auf die man gehofft hat.
Wer ein Fan der Simpsons ist, ist bei Disenchantment gut aufgehoben. Denn der Simpsons-Erfinder Matt Groening hat mit seinem unverwechselbaren Humor eine weitere Überbiss-Welt erschaffen. Die Serie läuft seit 17. August auf Netflix und handelt von der emanzipierten Prinzessin Bean von Dreamland. Mit Hilfe eines Elfen und eines Dämons, welche Gut und Böse verkörpern, erlebt sie einige Abenteuer. Schon in den ersten zwei Folgen, entgeht sie zwei Hochzeiten, springt von einer Klippe und entdeckt ihre dunkle Seite. Im Gegensatz zu den Simpsons steht der Zuschauer auch nicht jede Folge wieder am Anfang, sondern taucht Schritt für Schritt in die Welt ein. Die Optik orientiert sich jedoch stark am Stil der Kultserie und gibt ihr eine nostalgische Note. Disenchantment zeigt, dass ein Mädchen als Hauptcharakter kann durchaus bestehen kann.
„La casa de las flores“ oder „Blumige Aussichten“ läuft seit 10. August auf Netflix und erzählt die Geschichte der, auf den ersten Blick, perfekten Familie von Virginia de la Mora (Verónica Castro). Man sollte sich jedoch nicht von dem märchenhaften Intro der Serie täuschen lassen, denn spätestens beim Anblick des bizarr wirkenden Portraits der Familie wird einem bewusst, dass die malerische Kulisse nicht der Realität entspricht. Im Leben der de la Moras dreht sich alles um den Blumenladen „La casa de las flores“, doch als sich die Geliebte von Virginias Ehemann im Laden erhängt, öffnen sich die Türen zu den Geheimnissen der Familie. Von Affären über unbekannte Geschwister und heimliche Beziehungen ist alles dabei. Mit schrägem und manchmal überzeichnetem Humor werden Themen wie Homosexualität, Transsexualität und Rassismus behandelt. Auch das hohe Tempo der Handlungen, zieht den Zuschauer in den Bann der de la Moras. Die Optik erinnert an die 60er Jahre und so entsteht durch das farbenfrohe Ambiente ein interessanter Kontrast zu den dramatischen Ereignissen in der Familie. Die Serie ist nur auf Spanisch und Englisch verfügbar. Aber auch wenn die englische Synchronisation den Charakteren nicht immer gerecht wird, kristallisieren sich schnell Lieblinge heraus.
Text und Titelbild: Julia Scholl