Das Reuters Institute for the Study of Journalism bringt jährlich einen Bericht zu den Medientrends auf den Markt, so auch Anfang diesen Jahres. Dieser umfasst alles, was in die Medienwelt gehört – Technologie, Social Media und Journalismus. Was sich so im Laufe des Jahres 2018 verändern soll, ist für viele Mediennutzer sehr interessant.
Wie verändert sich die Mediennutzung?
Facebook wird weltweit immer noch am meisten genutzt, hatte jedoch seinen Höhepunkt der Nutzerzahlen laut dem Digital News Report im Jahr 2015. Seitdem besteht kaum eine Entwicklung der Zahlen. Zudem wird immer weniger Content auf Facebook geteilt, da die Leute nicht mehr bereit sind, alles mit vielen verschiedenen Zielgruppen zu teilen. Um Bilder oder Videos zu veröffentlichen, weichen die Nutzer lieber auf andere Plattformen wie Snapchat oder Instagram aus. Um mit anderen zu kommunizieren, werden weiterhin WhatsApp oder der Facebook-Messenger verwendet. Da all diese genannten Dienste (außer Snapchat) zu Facebook gehören, dominiert das Unternehmen derzeit den Social Media-Markt.
Twitter hingegen kämpft weiterhin um Wachstum. Mit einer verbesserten Benutzerfreundlichkeit, angepassten Algorithmen und einer längeren Zeichenlänge versucht das Unternehmen nun, sich zu retten. Ob das auch funktioniert, wird sich im Laufe der nächsten Jahre zeigen.
Um allgemein eine höhere Reichweite zu erlangen, soll der Fokus ab 2018 mehr auf die Unter-13-Jährigen gelegt werden. Mittlerweile nutzen laut Umfragen von US-Shows drei von fünf Unter-13-Jährigen Messenger-Dienste, Social Media oder gar beides. Dabei haben bereits 90 Prozent Zugang zu einem Endgerät und 66 Prozent besitzen sogar ein Eigenes.
Deshalb entwickelte Facebook eine neue App: FB Messenger Kids. Das ist eine Messenger und Videochat App, die speziell für Kinder gemacht wurde. Durch verschiedene Einstellungen haben die Eltern die Kontrolle über die App. Sie bestimmen, mit wem die Kinder in Kontakt treten können, wie lange sie die App nutzen können und sehen, was die Kinder schreiben.
Der Wandel von Geschäftsmodellen
Reuters befragte 154 Digitalchefs zu deren Einstellung zu Displaywerbung. 63 Prozent der Befragten gehen demnach davon aus, dass in Zukunft die Werbung an Bedeutung verlieren wird. Einer von Zehn glaubt sogar daran, dass es gar keine Display-Werbung mehr geben wird. Der Grund dafür ist, dass es in der digitalen Welt leichter ist, Werbung zu ignorieren oder durch Ad-Blocker sogar vermieden werden kann. Mark Thompson, CEO der New York Times, erwähnte bereits, dass der anhaltende, rapide Rückgang der Einnahmen aus Print- und Digitalwerbung in diesem Jahr zu einer wachsenden „wirtschaftlichen Notlage“ führen kann.
Doch woher nehmen die Unternehmen dann ihre Einnahmen? Von 162 Befragten sind 44 Prozent der Meinung, dass eine sehr wichtige Einnahmequelle die Online-Abonnenten sind. 39 Prozent erheben ihre Einnahmen durch marktgesponserte Inhalte und danach kommt mit 38 Prozent erst die Display-Werbung.
Durch die Einführung der Bezahlsysteme und der Verschärfung von Paywalls besteht außerdem die Gefahr, dass die „Schere“ zwischen der Elite und dem Rest der Bevölkerung größer wird. Diejenigen, die sich die Abonnements nicht leisten können, bekommen nur noch den Journalismus mit geringerer Qualität. Somit können sie mehr Fehlinformationen erhalten. Ab diesem Jahr wird für dieses Problem eine Lösung gesucht: Medienunternehmen wollen zum Beispiel für Studenten eine Bibliothek einrichten und Programme erweitern, die es anderen ermöglichen, Abonnements für diejenigen zu sponsern, die sich diese nicht leisten können.
Was ist der Digital News Report?
Das Reuters Institute for the Study of Journalism ist ein britisches Forschungszentrum der Universität in Oxford, welches sich mit den Medien weltweit beschäftigt. Das Institut wurde 2006 gegründet und veröffentlicht seit 2012 jährlich den Reuters Digital News Report. Dieser ist eine der größten Zusammenfassungen mit den wichtigsten Veränderungen in der Medienwelt.
Augmented Reality und Virtual Reality
Augmented Reality (AR), auf Deutsch “erweiterte Realität”, ist die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Der realen Welt werden zusätzliche digitale Informationen hinzugefügt, die mit Hilfe von einem Smartphone, Tablet, Headupdisplay, Holographiesystem oder einer Augmented Reality Brille wahrgenommen werden kann. Ein Bespiel dafür ist das Smartphone-Spiel Pokémon Go oder die Variationen an Snapchat-Filtern. Auch das schwedische Möbelhaus IKEA nutzt diese technische Weiterentwicklung. Kunden können mit Hilfe einer App sehen, wie die Möbel in ihrer eigenen Wohnung aussehen würden. Im Jahr 2018 sollen weitere Apps, die AR nutzen, auf den Markt kommen.
Zudem werden AR-Brillen inklusive eines Headests der Marke Magic Leap in der Öffentlichkeit zu sehen sein. Das Modell Magic Leap One Creator Edition umfasst eine Smart-Brille mit sechs Kameras und vielen Sensoren an der Vorderseite, die mit einer Fernbedienung und einem Computer verbunden sind. Damit können lebensechte digitale Objekte erzeugt werden, die in der realen Welt platziert werden.
Virtual Reality (VR) ist die Wahrnehmung der Wirklichkeit in einer virtuellen Umgebung, dabei wird – anders al bei AR – die reale Welt nicht mehr wahrgenommen. Um diese digitale 3D-Welt zu erleben, wird eine VR-Brille benötigt. Mit dieser Technik kann die virtuelle Welt gesehen, gehört und gespürt werden. VR wird sich laut Reuters 2018 technisch weiterentwickeln. Mittlerweile wird sie nicht mehr nur in der Spiele-Welt verwendet, sondern auch im Berufsleben. So werden VR-Headsets bei der Ausbildung von Auslieferungsfahrern bei UPS und Walmart eingesetzt. Die Simulationen helfen zum Beispiel den Mitarbeitern sich auf den Black-Friday-Ansturm vorzubereiten.
Facebook hat ebenfalls eine neue App, die die neue Technik nutzt: Facebook Spaces. Mit dieser Technologie möchte das Unternehmen mehr als eine Milliarde Menschen direkt verbinden, indem die Nutzer ihren eigenen VR-Inhalt erstellen. Mit Hilfe eines Fotos werden virtuelle Personen geschaffen, die sich untereinander treffen, reden und austauschen, als würden diese sich in der realen Welt treffen.
Sprachassistenten für das Zuhause
Die sprachgestützten intelligenten Lautsprecher wie Amazon Echo und Google Home boomen. Laut einem Bericht von Juniper Research werden in den nächsten fünf Jahren wahrscheinlich 55 Prozent der Haushalte in den USA ein solches Gerät haben. Der weltweite Hardwaremarkt wird wohl bis 2022 einen Wert von 10,6 Milliarden Dollar haben. Wobei Amazon mit Ausnahme Chinas global dominieren wird.
Aktuell beansprucht Amazon mit Alexa 70 Prozent des Marktes und teilt sich diesen mit Google. Jedoch werden die beiden Unternehmen in Zukunft vermutlich Konkurrenz von Sonos, Samsung, Apple, Microsoft und möglicherweise Facebook bekommen. Apple bietet seit Anfang 2018 ebenfalls ein solches Gerät: das HomePod.
Hinzu kommt, dass diese Geräte unser Nutzerverhalten verändern. Der Smart Audio Bericht von Edison Research zeigte, dass 65 Prozent der Gerätebesitzer mehr Musik hören und dadurch der Umsatz um zehn Prozent gestiegen ist. Auch die Nutzung des Streaming-Dienstes Spotify ist um 40 Prozent gestiegen.
Zudem werden Sprachassistenten mittlerweile auch viel im Auto oder auf Smartphones genutzt. Das führt dazu, dass weniger Radio gehört wird. Gleichzeitig steigen aber die Zahlen der On-Demand-Nutzung. Daher investieren Medienunternehmen im Jahr 2018 mehr in Audio-basierte Medien wie Podcasts und in Audios für die intelligenten Sprachassistenten und weniger in Videos. Laut Google erfolgen 20 Prozent der Suchanfragen auf Android-Smartphones via Sprachmodus, wodurch deren Kerngeschäft gefährdet ist. Im Gegensatz zu Amazon hat Google kein Augenmerk auf ein Geschäftsmodell für Sprachfunktionen geworfen. Amazon hat auf Alexa viele Funktionen installiert, wodurch die Mehrheit der Einkäufe von zu Hause aus getätigt werden. Alexa verbindet sich nahtlos mit dem größten Einzelhandelsgeschäft und so können Bestellungen einfach und bequem bestellt, bezahlt und verfolgt werden.
Nachdem der Erfolg der Sprachsteuerung so groß ist, werden voraussichtlich im Jahr 2018 mehr intelligente Lautsprecher mit einer Art visueller Anzeige ausgestattet. Diese beinhalten dann mehrere Funktionen wie Videoanrufe oder Überwachung durch Smart-Home-Kameras. Außerdem wird Amazon 2018 ihre erste hauseigene Sicherheitskamera mit videofähigen Lautsprechern auf den Markt bringen.
Es wird wohl einiges an Veränderung im Jahr 2018 geben – bestehende Trends werden ausgebaut und weiterentwickelt. Die genannten vier Beispiele sind nur ein Teil davon. Was in den kommenden Jahren noch passieren wird, werden wir sehen und verfolgen.