Fragen über Fragen. Als Student wird man ständig mit neuen Wörtern, fast schon mit Buchstabenrätseln konfrontiert, unter anderem auch mit dem Wort: Credit Points. Doch was für eine Art von Punkten ist das eigentlich? Sind sie wirklich so wichtig, um das Studium zu bestehen? Spätestens, wenn man sich nach einem Bachelorabschluss für einen Master entscheidet oder ins Ausland geht, sollte man sich mit diesem Thema auseinandersetzen.
Das Arbeitspensum in Punkten festgehalten
Credit Points sind Punkte, die nicht in Verbindung mit Noten stehen. Sie basieren laut ZEIT Campus auf dem European Credit Transfer System (ECTS). Credits müssen unabhängig gesammelt werden und beschreiben den Arbeitsaufwand, welchen eine Studieneinheit, zum Beispiel ein Seminar oder eine Vorlesung, mit Vor- und Nachbereitung erfordert, um das Lernziel zu erreichen. Nach studi-info sind Seminare und Vorlesungen in der Regel mit einer Credit Point Angabe versehen (CP oder auch LP für Leistungspunkte). Laut der Publikation „Die Stufen zum Erfolg“ der Hochschule Mittweida erfüllen die Credits des ECTS zwei unterschiedliche Funktionen. Einerseits erleichtern sie die Anerkennung von Studienleistungen beim Hochschulwechsel europa- und deutschlandweit, fördern aber ebenso die Mobilität von Studierenden.
Ein Credit Point soll laut Hochschulrektorenkonferenz ungefähr 25 bis 30 Stunden Arbeitsaufwand entsprechen. Im ECTS wurde festgelegt, dass das Arbeitspensum eines Vollzeitstudenten während eines akademischen Jahres 60 Credits entspricht, also 1500 – 1800 Stunden im Jahr. Je nach Zahl der Veranstaltungen und des Lernstoffs ist die Menge an Credit Points pro Modul unterschiedlich. Für ein Seminar mit fünf Credit Points (CP) investiert man also im Schnitt 125 bis 150 Zeitstunden. Dementsprechend benötigt man für einen Bachelorabschluss 180 Credit Points. In Masterprogrammen kann man bis zu 120 Credit Points erwerben. „Es gibt jedoch Ausnahmen durch die Variationen von Inhalt und Dauer der Lehreinheiten“, erklärt Erika Thieme vom Studierendenservice der Hochschule Mittweida.
Aufwand | Credits |
---|---|
25 - 30 Arbeitsstunden | 1 |
Bachelorstudium (6 – 8 Semester) | 180 - 240 |
Masterstudium (2 - 4 Semester) | 60 - 120 |
Bachelorarbeit | 6 - 12 |
Masterarbeit | 15 – 30 |
Tab. 1 Übersicht Credit Points – Vergabe (Quelle: Publikation „Die Stufen zum Erfolg“ der Hochschule Mittweida)
Die Europäische Studienreform
Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung leistet der Bologna Prozess mit dem Austausch von Studierenden und Hochschulpersonal einen Beitrag zur Weiterentwicklung der nationalen Hochschulsysteme in Europa, eine Europäische Studienreform. Diese Reform hatte das Ziel, bis zum Jahr 2010 einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, bedient der Prozess mehrere Ziele, wie zum Beispiel die Einführung der Bachelor-/ Master- Studienstruktur und die Einführung eines Leistungspunktesystems, kurz ECTS (European Credit Transfer System). Gekennzeichnet ist der Prozess durch die wichtigen Akteure, die an den Beratungen und Beschlüssen beteiligt sind. Dazu zählen unter anderem die Europäische Kommission, der Europarat, der europäische Arbeitgeberverband BusinessEurope, die European Students‘ Union (ESU).
Bei der Einrichtung eines neuen Studiengangs müsse nun zunächst festgelegt werden, welche fachlichen und interdisziplinären Fähigkeiten ein Student mit Abschluss eines Moduls bzw. des Studienganges haben solle, beschreibt die Publikation „Die Stufen zum Erfolg“ der Hochschule Mittweida. Es ist eine Zusammenfassung von verwandten Stoffgebieten, die durch Kombination von Lehr- und Lernmethoden Wissen nachhaltiger vermitteln kann. Um eine größtmögliche Vernetzung der unterschiedlichen Inhalte zu erreichen, ist ein veränderter Umgang mit Lehr- und Lernformen, wie vertiefendes Lernen durch Selbststudium bei Übungen und so weiter, notwendig. Jan Bohlken, Inhaber vom Profiling Institut, ein Dienstleister, welcher sich auf die Karriereentwicklung von jungen Menschen konzentriert, erklärt: „Durch diese Art von Definition der Module werden die Studiengänge innerhalb Europas vergleichbar, ohne dass die Inhalte uniformiert werden.“
Die Anerkennung der Module
Es sollte nun einfacher sein, ohne Verlust seiner bisherigen Leistungen, sein Studium im Ausland fortzusetzen oder innerhalb Deutschlands die Hochschule wechseln zu können. Andererseits würde die Transparenz der Studienprogramme erhöht werden, wodurch der Studierende Überblick über schon erbrachte und noch zu erbringende Leistungen erhalte, beschreibt Jan Bohlken. Jedoch ist die Anerkennung, trotz gleicher Credits, nicht immer möglich, da die Modulbeschreibungen variieren können. Aus diesem Grund kann es passieren, dass ein Modul an einer anderen Studieneinrichtung nicht anerkannt wird. Ein Problem, welches auch Erika Thieme als Mitarbeiterin des Studierendenservice erkennt: „Die Anrechnung von Modulen von anderen Studiengängen ist abhängig von der Anzahl der Credits. Nur gleiche Anzahlen sind möglich. Jedoch sind die Module in der Inhaltsbeschreibung trotz gleichen Namens manchmal unterschiedlich gestrickt, weshalb es zu keiner Anerkennung kommen kann. In Europa, von Land zu Land, ist es ebenso. Jede Hochschule hat da ihre Feinheiten.“
Die Masterzulassung
Nicht jede Studieneinrichtung vergibt entsprechend gleiche Credit Points für einen Bachelor. Es entsteht das Problem, dass man nicht überall einen Master beginnen kann. Häufig muss man für die Masterzulassung Module belegen, um die benötigten Credit Points zu erlangen. Diese Module belegt man entweder an der Einrichtung, an der man immatrikuliert ist oder an der Wunscheinrichtung, in der man seinen Master absolvieren möchte.
Berechnung Notendurchschnitt
Seinen Notendurchschnitt für einen ausgewählten Zeitpunkt im Zusammenhang mit Credit Points kann man in vier Schritten berechnen.
(Die Farben kennzeichnen die Schritte)
- Anzahl an Credit Points (ECTS) mit Fachnote multiplizieren
- Diese bis dahin ECTS gewichteten Notenpunkte aufsummieren
- Notenpunkte dividieren durch bis dahin erbrachte ECTS Summe
- Ergebnis ist der aktuelle Notendurchschnitt
Beispiel
Erstes Semester und zwei Fächer vom zweiten Semester
Fach | ECTS | Note | Note x ECTS |
---|---|---|---|
Fach 1 | 5 | 2,0 | 10 |
Fach 2 | 15 | 1,7 | 25,5 |
Fach 3 | 10 | 3,3 | 33 |
Summe: | Σ30 | Σ68,5 |
→ 68,5 / 30 = 2,28
Zwei Fächer vom zweiten Semester
Fach | ECTS | Note | Note x ECTS |
---|---|---|---|
Fach 4 | 15 | 2,7 | 40,5 |
Fach 5 | 5 | 3,0 | 15 |
Fach 6 | (10) | / | / |
Summe: | Σ20 | Σ55,5 |
→ 55,5 / 20 = 2,78
Bis zum Fach 5 erbrachte Leistung inklusive Fächer des ersten Semesters:
68,5 + 55,5 / 30 + 20 = 2,48
Der Notendurchschnitt würde im Beispiel nach §20 der Studien- und Prüfungsordnung für den Bachelorstudiengang Medienmanagement an der Hochschule Mittweida 2,4 betragen, da die zweite Nachkommastelle hierbei ersatzlos gestrichen wird.
Text, Titelbild und Excel-Datei: Luisa Kolenda