Verhütung

Ist die „Pille danach“ eine Option?

von | 22. Februar 2019

Was steckt hinter der „Pille danach", was sollte bei der Einnahme beachtet werden und welche Risiken bestehen?

Nachdem Clara*, 21, Geschlechtsverkehr hatte, ist ihr und ihrem Partner aufgefallen, dass das Kondom gerissen war. Nach kurzer Aufregung konnte sie wieder klaren Gedanken fassen und beschloss am nächsten Tag sofort zur Apotheke zu gehen. In der Apotheke hatte sie gesagt, dass sie die „Pille danach” benötigt. Darauf antwortete man ihr, dass es nicht möglich sei ihr die „Pille danach” ohne weiteres zu geben. Sie musste ein Dokument ausfüllen, mit ihrem Alter, wann sie das letzte Mal ihre Periode hatte, in welchem Teil des Zyklus sie sich befindet und ihrer Unterschrift. Dann hat sie eine von zwei Möglichkeiten bekommen: die ellaOne oder die PiDaNa. Sie hatte die ellaOne gewählt.

Auf Nummer sicher gehen

Clara und vielen weiteren Frauen ist allerdings unbewusst, was im Körper passiert, wenn die „Pille danach” genommen wird. Das Medikament beeinflusst die Hormone und hemmt die Eizellenreifung, beziehungsweise verschiebt diese um etwa fünf Tage. Diese Anzahl an Tagen entspricht der maximalen Überlebenszeit der befruchtungsfähigen Spermien im weiblichen Genitaltrakt. Dadurch wird die Befruchtung der Eizelle verhindert.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Pille gibt es zwei unterschiedliche Arten der „Pille danach”: die ellaOne und die PiDaNa.

Laut dem „Pille danach” Ratgeber ist die ellaOne die neueste Entwicklung und stellt derzeit das Präparat mit der sichersten Wirksamkeit dar. Denn im Gegensatz zu PiDaNa, wirkt ellaOne auch während dem LH-Anstieg, kurz vor dem Eisprung. LH ist ein Hormon und löst den Eisprung aus. Somit kann mit hoher Sicherheit die Befruchtung der Eizelle und eine Schwangerschaft verhindert werden. Voraussetzung dafür ist, dass ellaOne vor dem Eisprung eingenommen wird. Sie kann bis zu 120 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Doch je später die Einnahme erfolgt, desto mehr steigt die Gefahr einer Schwangerschaft.

Die PiDaNa, mit Levonorgestrel ist die zweite Variante der „Pille danach”. Sie sollte so schnell wie möglich, bis spätestens 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Am besten wirkt sie, wenn sie zwölf  bis 24 Stunden nach dem Verhütungsunfall genommen wird. Die Wirkung ist ähnlich wie bei der ellaOne, nur dass sie nicht noch kurz vor dem Eisprung wirkt.

Bei beiden Präparaten ist es wichtig, dass die Einnahme der normalen Pille wie gewohnt fortgeführt wird. Die „Pille danach” kann die Sicherheit der normalen Pille beeinträchtigen, so dass bis zur nächsten Periode mit einem Kondom verhütet werden sollte.

Die „Pille danach” ersetzt keine regulären Verhütungsmittel und ist nur für den Notfall gedacht.

Wer sich unsicher ist, ob der Eisprung bereits stattgefunden hat, kann sich die Kupferkette oder Kupferspirale zur Verhütung danach einlegen lassen. Innerhalb von fünf Tagen, kann dies eine Schwangerschaft von über 99 Prozent verhindern. Dabei wird zunächst die Interaktion von Spermien und der Eizelle gestört, wodurch eine Befruchtung  und die Einnistung einer befruchtete Eizelle verhindert wird. Dafür können beide wiederum nach dem Einsetzen liegen bleiben und fünf Jahre als Verhütung genutzt werden. Die Kosten liegen bei dieser Verhütungsmethode im Bereich von 300 Euro.

Die normale Pille als „Pille danach“

Vielen Frauen ist nicht bekannt, dass einige Pillen Präparate im Notfall als „Pille danach” eingenommen werden können. Dafür sollten, nach dem „Pille danach Ratgeber” mehrere Pillen eingenommen werden, um in kurzer Zeit eine gewisse Hormondosis zu erreichen”. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezieht sich oft darauf, dass die normale Mini-Pille zur Notfallverhütung eingesetzt werden kann. Wichtig ist, dass nicht alle Pillen, als Alternative zur Verhütung danach verwendet werden können. Wer wissen möchte welche Präparate sich als Ersatz für die „Pille danach” eignen und welche Dosis dafür angebracht  ist, findet hier eine Übersicht.

In einem Interview von dem Onlinemagazin Praxisvita mit Prof. Dr. Dr. Elisabeth Merkle, niedergelassene Fachärztin für Gynäkologie, sollte die „Pille danach” „nie gemeinsam mit Alkohol oder anderen Suchtmitteln eingenommen werden.“ Außerdem merkt sie an, dass „Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, wie beispielsweise Johanniskraut bekannt sind und bei der gleichzeitigen Einnahme der „Pille danach“ mit einem dieser Mittel eine Abschwächung der Wirkung zu erwarten ist.“ Außerdem sollte die „Pille danach” bei gewissen Erkrankungen, wie zum Beispiel Leberfunktionsstörungen nicht eingenommen werden. Wenn gewisse Vorerkrankungen bekannt sind oder Medikamente eingenommen werden, ist eine vorherige Beratung in der Apotheke wichtig.

Nebenwirkungsfrei?

In der Apotheke bekam Clara gleich ein Glas Wasser und nahm die „Pille danach” direkt ein. Bei der Einnahme ist es besonders wichtig sie so schnell wie möglich einzunehmen, um dem Eisprung zuvorzukommen. Die „Pille danach” kann zu jedem Zeitpunkt eingenommen werden: unabhängig von den Mahlzeiten, zu jeder Tageszeit und auch während der Stillzeit. Nach der Einnahme wurde Clara von der Apothekerin über die möglichen Nebenwirkungen aufgeklärt. In der Regel sind die beiden Wirkstoffe Ulipristalacetat (UPA) und Levonorgestrel (LNG)  gut verträglich.

Nebenwirkungen können laut Packungsbeilage allerdings bei beiden Präparaten auftreten, müssen aber nicht: Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Übelkeit sind die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen. Diese können also bei mehr als  einer von zehn Konsumentinnen beobachtet werden. Außerdem kann es nach der Einnahme zu Durchfall kommen. Tritt dieser innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme sehr stark auf, sollte es in Betracht bezogen werden, eine weitere einzunehmen. Bei solch einem Fall sollte dringend der behandelnde Arzt kontaktiert werden.

Als weitere Nebenwirkungen werden auch Menstruationsbeschwerden und Regelschmerzen angegeben. Der medizinische Begriff hierfür ist: Dysmenorrhoe. Dem können auch weitere Beschwerden, wie Rücken- und Bauchschmerzen zugeordnet werden. Die Periode kann sich nach der Einnahme der „Pille danach” verschieben und früher oder später auftreten. Sollte die Periode mehr als eine Woche überfällig oder deutlich schwächer sein, sollte ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden. Denn es kann trotz der Einnahme der „Pille danach” die Möglichkeit einer Schwangerschaft bestehen.

Nach der Einnahme hatte Clara keine schweren Nebenwirkungen. „Allerdings hatte ich Nebenwirkungen, wie unbeschreiblich komische Laune. Vergleichbar wie die schlechte Laune die man hat, wenn man seine Periode bekommt. Ich hatte mich unwohl in meinem Körper gefühlt, irgendwie fremd. Leichte Übelkeit hatte ich auch und ich habe extrem starke Pickel bekommen. Das waren mehr so unterirdische Pickel, die lange geblieben sind und diese Phase hatte ich dann so zwei Wochen lang. Da ich ein  paar Tage später noch meine Periode bekommen habe, hat es dann noch mehr eingehauen.“

Zur Sicherheit würde Clara  die „Pille danach” wieder nehmen. Aber sie möchte auf jeden Fall darauf achten, dass so etwas nicht wieder vorkommt: „Denn es ist schon irgendwie stressig, die ‚Pille danach‘ zu nehmen und das hat mich auch mental etwas fertig gemacht.” Auch vorher hatte sie die „Pille danach” zweimal nehmen müssen. Beim ersten Mal hatte sie keinen geschützten Geschlechtsverkehr und beim zweiten Mal hatte sie vergessen, ihre normale Pille zu nehmen. Damals hatte sie nur wenige Nebenwirkungen, wie leichte Übelkeit und bei der zweiten Einnahme hatte sie keine.

„Ich hoffe, dass es nicht mehr so schnell wieder passiert. Die‚Pille danach‘ ist zwar ein Retter in der  Not, aber man muss dann auch mit den Konsequenzen leben können.“

 

*Name von der Redaktion geändert

 

Text: Tina Weber; Titelbild: Ulrike Schell
<h3>Tina Weber</h3>

Tina Weber

ist 22 Jahre alt und studiert Medienmanagement an der Hochschule Mittweida.