Augmented Reality im Mobilfunk

von | 2. Dezember 2009

Wo das menschliche Auge nur Straßen und Häuser sieht, weiß das Handy mehr. Mobile Positions- und Erkennungsdienste verändern den täglichen Spaziergang für wissbegierige Touristen, orientierungslose Fußgänger und beschäftigte Schnäppchenjäger.

Smartphones zeigen die Wirklichkeit neu und begeistern Handybesitzer schon heute mit einer anders wahrgenommenen Umwelt. Im Grunde existiert die benötigte Technik schon seit Jahren. Nahezu jedes Mobiltelefon besitzt heute eine Kamera, fast alle Geräte haben einen Internetanschluss, auch GPS mit Kompassnavigation sind seit zwei Jahren fester Bestandteil. Lediglich die Verknüpfung dieser Technologien begeistert Experten sowie Laien seit Anfang dieses Jahres.

Hilfe beim Weihnachtseinkauf

Das Versandhaus Amazon aus Seattle bietet für das iPhone ein Programm zur Produkterkennung an. Einfach mit der Kamera ein Foto des Objekts der Begierde schießen und sofort durchsucht die Software den Onlineshop nach ähnlichen Produkten. Im Test dauerte es etwa zwei Minuten bis Vorschläge eingingen, die aber erstaunlich nah am Originalbild waren. So schlug Amazon für eine Computermaus den passenden Produktnamen vor. Auch eine DVD war schnell gefunden, lediglich das Identifizieren des Designerkoffers und einer Markenjeans erwies sich als problematisch für den Verkaufsriesen.

Navigationsgerät zum Nulltarif

Ob der Einbau eines teuren Navigationsgerätes für das Auto überhaupt noch lohnt, wird zunehmend fraglich. So bietet der renommierte Navigationshersteller TomTom für Apples Telefon ein Kartensystem an, das im Jahr etwa 100 Euro kostet. Völlig kostenlos dagegen ist das GPS-System xGPS, das aber wegen zahlreicher Konflikte mit iTunes-Verträgen nur auf Telefonen mit Jailbreak installiert werden kann. Das bedeutet, der Nutzer muss zuvor eine Software installieren die es ihm ermöglicht auf das Dateisystem des Handys zuzugreifen. Die Anwendung bietet Karten- und Wegbeschreibungen auch ohne dauerhafte mobile Internetverbindung an. Auch Google entwickelt im Augenblick an einer Navigationssoftware für Telefone mit dem Android-Betriebssystem – und will dabei die Karteninformationen an den Benutzer verschenken. Bisherigen Navigationsanbietern dürfe dieses Konzept überhaupt nicht gefallen, in der Zukunft stehen harte Existenzkämpfe bevor.

Wikipedia für unterwegs

Am faszinierendsten erwies sich aber der Test von Wikitude, einer Handysoftware aus Österreich. Dabei entnimmt das Programm Daten aus der Kamera sowie die Blickrichtung, kombiniert diese mit der GPS-Position und sendet Anfragen an Wikipedia. So zeigte der Blick auf den Dresdner Fürstenzug historische Hinweise, ein Schwenk auf die Frauenkirche Informationen zur Zerstörung und dem Wiederaufbau. Werbetechnisch dürfte das Programm für lokale Anbieter äußerst interessant sein.

Lebensechtes Monopoly für die Großstadt

Foursqaure war während des Sommers definitiv eine der beliebtesten Spielanwendungen für das Handy in Amerika. Grundidee des Spiels ist der Besuch von Geschäften und öffentlichen Plätzen im wirklichen Leben. Bei aktiviertem Foursquare werden die GPS-Positionen gespeichert und Ortsempfehlungen von Freunden angezeigt. Der Clou: Je öfter man ein Geschäft oder Lokal besucht, umso mehr Bonuspunkte gibt es. Wer beispielsweise am meisten Bonuspunkte für ein Café sammelt, darf mit Gutscheinen und Freigetränken rechnen. Im Sommer dieses Jahres entbrannten regelrechte Wettkämpfe um Bars und Restaurants in US-amerikanischen Großstädten. Foursquare ist bisher nur in 31 US-Städten verfügbar, sowie in Amsterdam und London. Wann der Service hierzulande startet, steht noch nicht fest.

<h3>Bernhard Schmidt</h3>

Bernhard Schmidt