Forschung im Journalismus

Mit Wissenschaft Geschichten erzählen

von | 28. Februar 2020

Die Doktorandin Jana Rick spricht mit medienMITTTWEIDA über ihre Arbeit als Journalismusforscherin

Mit 23 Jahren hat Jana Rick ihren Masterabschluss, arbeitet nebenbei als freie Journalistin bei der Süddeutschen Zeitung und schreibt aktuell ihre Dissertation. Mit medienMITTWEIDA spricht sie über ihre Arbeit als Journalismusforscherin.

Jana, welche Unterschiede gibt es im journalistischen Arbeiten im Vergleich zum wissenschaftlichen Arbeiten?

Jana Rick: Eigentlich sind die Unterschiede gar nicht so groß, wie ich vor einigen Jahren dachte. In beiden Fällen möchte man den Leser von dem, was man erarbeitet hat, überzeugen. Man sollte deswegen anschaulich schreiben, sich an einem roten Faden orientieren und den Leser fesseln. Aber natürlich unterscheidet sich zum Beispiel die Art, Argumente zu belegen. In eine Reportage gehören keine Quellenangaben, da verlässt man sich auf die Eindrücke des Journalisten.

Hilft dir deine journalistische Ausbildung bei der Forschung?

Rick: Ich denke schon. Ich habe im Journalismus gelernt, mich klar auszudrücken. Das muss ich in einem wissenschaftlichen Paper auch, denn sowohl im Journalismus als auch in der Forschung geht es darum, Geschichten zu erzählen. Außerdem fühle ich mich bei Interviews sicher.

Siehst du dich eher als Journalistin oder Wissenschaftlerin?

Rick: Aktuell sehe ich mich eher als Wissenschaftlerin, das hängt aber auch damit zusammen, dass ich bei der LMU eine feste Stelle habe. Journalismus ist zur Zeit eher ein Hobby – was für mich Luxus ist. Deswegen würde ich mich Wissenschaftlerin nennen, die auch noch freiberuflich im Journalismus arbeitet.

Das wissenschaftliche Arbeiten steht momentan bei dir im Fokus, denn du schreibst deine Doktorarbeit. Welches Thema behandelst du?

Rick: Ich schreibe meine Dissertation im Rahmen eines Projektes an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) zur Prekarisierung im Journalismus, also den prekären Arbeitsbedingungen im Journalismus. Ich fokussiere mich in meiner Doktorarbeit auf Journalisten, die aus dem Journalismus  ausgestiegen sind. Mich interessiert dabei, welche Motive zum Berufswechsel geführt haben, in welche Berufsfelder die Journalisten gewechselt sind und was sich in ihrem Leben nach dem Ausstieg geändert hat.

Hast du ein bestimmtes Vorgehen während deiner Literaturrecherche? 

Rick: Ich sammle Literatur, wobei ich auch auf internationale Publikationen achte. In Literaturverzeichnissen findet man dann immer wieder neue Literatur, die für die eigene Arbeit relevant sein könnte. Meistens führe ich eine Liste, damit ich keine Quelle vergesse. So geht das immer weiter und irgendwann muss man sich selbst zwingen, „Stopp“ zu sagen, denn es gibt endlos viel Literatur. Filtern ist ein wichtiger Teil der Literaturrecherche.

Welche Methoden werden in der Journalismusforschung verwendet? 

Rick: Sowohl quantitative als auch qualitative Methoden. Quantitativ werden zum Beispiel Onlineumfragen unter Journalisten gemacht. Qualitativ gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, zu forschen. Ich werde zum Beispiel Leitfadeninterviews mit aktiven Journalisten und ehemaligen Journalisten führen. Es gibt in der Journalismusforschung aber auch Gruppendiskussionen, die von den Forschern geleitet werden. Und ein Klassiker sind Inhaltsanalysen, bei denen zum Beispiel Zeitungsartikel bis ins Detail untersucht werden.

Was sind die größten Herausforderungen deiner Arbeit?

Rick: Da ich noch sehr am Anfang stehe, kann ich das nicht so gut abschätzen. Eine Herausforderung wird bestimmt sein, die Journalisten zu erreichen. Ich weiß, dass man im redaktionellen Alltag meistens noch nicht mal Luft zum Essen hat, also umso weniger Zeit für eine Umfrage oder ein Interview. Ich hoffe, dass das Thema einfach viele Journalisten betrifft, dass Redebedarf herrscht und sie mich deswegen bei meiner Forschung unterstützen. Bei der qualitativen Methode sind Interviews manchmal nicht ganz leicht. Journalisten sind es nicht gewohnt, interviewt zu werden, normalerweise stellen sie die Fragen. Oft müssen sie sich an diesen Rollenwechsel erst gewöhnen.

Gibt es bereits erste Ergebnisse deiner Forschung?

Rick: Noch keine empirischen Ergebnisse. Dieses Frühjahr werden wir mit dem Projekt ins Feld gehen und die Umfrage starten. Dann hoffe ich, dass sich die ersten Journalisten bei mir melden, um sich von mir interviewen zu lassen. 

Was ist das Ziel deiner Doktorarbeit?

Rick: Natürlich will ich an erster Stelle meine Forschungsfragen beantworten und interessante Ergebnisse sowohl für die Wissenschaft als auch für die Praxis, also den Journalismus, bereitstellen. Ich möchte den Journalisten aber auch die Möglichkeit geben, über ihre Arbeitsbedingungen zu sprechen und die Probleme zu thematisieren, die in ihrem Beruf existieren. Gleichzeitig ist es mein Ziel, der Gesellschaft zu zeigen, dass sich im Journalismus etwas ändern muss, wenn wir nach wie vor Qualitätsjournalismus in Deutschland haben wollen.

Jana Rick

Jana Rick, 23 Jahre alt und Münchnerin.
Seit ihrem Bachelor Abschluss an der Universität Bozen ist Italien ihre zweite Wahlheimat. 
In ihrer Freizeit verschlingt sie neben Büchern auch Pizza und Pasta.


Italien, Österreich, Deutschland – was hält ihre Zukunft als nächstes für sie bereit? Foto: Jana Rick

Wie wird deine Forschung finanziert?

Rick: Das Projekt, in dem ich arbeite, wird von der DFG finanziert, der Deutschen Forschungsgesellschaft. Universitäten können dort Themen einreichen, indem sie das geplante Vorgehen beschreiben und dabei vor allem die Relevanz des Projektes erläutern.

Mit welchen Bereichen des Journalismus befasst sich deine Forschungsgruppe?

Rick: Der Lehrbereich, in dem ich arbeite, gehört zum Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung und beschäftigt sich mit der Journalismusforschung, den aktuellen Veränderungen und zum Teil krisenhaften Entwicklungen im Journalismus. Dazu gehört zum Beispiel auch die Auseinandersetzung mit Kriegsberichterstattung, Journalismuskulturen oder dem Boulevardjournalismus.

Bist du der Meinung, dass zum Journalismus mehr geforscht werden sollte?

Rick: Ich finde auf jeden Fall, dass es Bereiche des Journalismus gibt, denen in der Forschung keine große Beachtung geschenkt wird. Zum Beispiel dem Lokaljournalismus oder eben den Arbeitsbedingungen im Journalismus. Hier gibt es meiner Meinung nach großen Forschungsbedarf.

Text: Magdalena Wimmer, Titelbild: Mediamodifier, Pixabay-Lizens (bearbeitet), Foto: Jana Rick

<h3>Magdalena Wimmer</h3>

Magdalena Wimmer

ist 23 Jahre alt, gebürtige Münchnerin und seit dem Wintersemester 2019 im Team Bildredaktion. Hier unterstützen sie die Redakteure bei der Bebilderung der Beiträge.