Touch Tablets auf dem Vormarsch

von | 10. Februar 2010

Noch nie wurde soviel geschoben, gezogen und gedreht. Tablets liegen voll im Trend und begeistern Bücherfans wie Webargonauten und "Spielefreaks".

Apple hat es kürzlich, Google will es bald haben und Amazon verdient sich damit schon lange eine goldene Nase. Tablet-Computer liegen voll im Trend. Am Dienstag stellte Google-Designer Glen Murphy ein Konzept für ein Tablet auf Basis des Betriebssystems Chrome OS vor. Tablets, zu Deutsch „Notizblock“, bezeichneten lange eine Kombination aus Laptop und berührungsempfindlichen Bildschirm. Großes Manko war für viele Jahre die weiterhin notwendige Tastatur, die wenigsten Geräte verstanden logische Gesten wie Ziehen und Schieben auf dem Bildschirm. Seit dem das iPhone aber den Touch-Markt revolutionierte, trauen sich immer mehr Anbieter ganz auf die Tastatur zu verzichten.

Magische Tinte

Den Startschuss gab 2007 Amazon. Der Shoppingriese aus Seattle erweiterte seinBücherangebot auf digitale Inhalte und veröffentlichte das passende Lesegerät gleich mit. Das Kindle erwies sich als Erfolgshit in den USA. Während der Weihnachtszeit verkaufte Amazon sogar mehr elektronische Bücher als Papierwerke. Das Konzept ist einfach. Wo früher unhandliche Pfundsgewichte einem entspannten Lesen im Sessel entgegenstanden, liest es sich auf dem dünnen Tablet komfortabler. Das Kindle entzückt auch noch mit langer Akkulaufzeit und gestochen scharfen Display. Zum Bücherladen muss auch nicht mehr gegangen werden, im Online-Store ist jedes Buch verfügbar.

Der Tod eines Tablets

Mit großer Erwartung kündigte im Februar 2009 der Technikblog TechCrunch die Entwicklung eines eigenen Tablets an – mit einem Preisknüller von nur 200 US-Dollar. Immer wieder veröffentlichte der Blogurheber Michael Arrington Fotos vom Crunchpad, bis das Projekt wegen„Diebstahl von geistigem Eigentum“ Ende November letzen Jahres aufgegeben wurde. Denn über Nacht veröffentlichte der Kooperationspartner im Alleingang das Produkt unter neuem Namen. Seitdem streiten sich beide Partner gerichtlich um eine Einigung über das Pad. Schlecht nur, dass dieses nun für den exakten Preis wie Apples iPad verkauft wird, womit der Tod eines Anfangs sehr erfolgsversprechenden Produktes vorprogrammiert ist.

Das iPad ist ein großes iPhone

Als letzte Woche Apple auf der Mac-World das lang erwartete Tablet präsentierte, seinen Online-Store um eine Bücherliste erweiterte und Steve Jobs während der Präsentation durch digitale Seiten der „The New York Times“ blätterte, sahen die Journalisten das Potenzial des Tablets sofort – vielleicht entwickeln sich die E-Reader sogar als Retter der krisengeschüttelten Printpresse. Das iPad bietet technisch gesehen leider keine Revolution, im Großen und Ganzen könnte es als großes iPhone beschrieben werden. Selbst das Betriebssystem ist mit dem Smartphone identisch. Damit teilt das iPad eine große Gemeinsamkeit mit vielen „Lesebrettern“ – es handelt sich um geschlossene Systeme.

Keine offenen Standards

Weder können Entwickler die Reader mit eigenen Programmen erweitern, ohne durch langwierige Zulassungsverfahren gezwungen zu werden, noch sind die Bücher von Amazon oder Apple auf anderen Geräten lesbar. Und es gibt leider noch immer keine allgemeingültigen Standardformate, auf fast allen Systemen ist die Software nicht als OpenSource verfügbar. Begeistern dürfte daher die kürzlich veröffentlichen Entwürfe Googles für ein Touchpad. Trotz eher zögerlicher Bestätigung durch Produktmanager ist von der Nutzung des gerade in Entwicklung befindlichen Chromium OS auszugehen. Dieses Betriebssystem ist OpenSource und dürfte somit allgemeingültiger Standards nachkommen und einer schnellen Erweiterung dürfte somit nichts im Wege stehen.

<h3>Bernhard Schmidt</h3>

Bernhard Schmidt