Chemnitz im August 2018: Ein gewaltsamer Tod und eine Falschmeldung lassen die Stimmung eskalieren. Tausende Menschen demonstrieren, darunter vor allem rechtsextreme Gruppen – mobilisiert und vernetzt über Social Media. Wie konnte es dazu kommen? Ein Jahr danach dokumentierten Journalismus-Studierende der Hochschule Mittweida die Ereignisse, Ursachen und Folgen anhand exklusiver Dokumente und Interviews. Mittlerweile wurde die entstandene Multimedia-Story für zwei Journalismus-Preise nominiert, jetzt dürfen sich die Studierenden über den Coburger Medienpreis 2020 freuen.
Ziel des Projektes war es, die Chemnitzer Ereignisse im August 2018 detailliert aufzuarbeiten und offen gebliebene Fragen zum Messerangriff, den Demonstrationen und dem Gerichtsprozess zu beantworten. Dafür haben 17 Medienmanagement-Studierende der Vertiefungsrichtung Digital Media and Journalism der Hochschule Mittweida ein Semester lang recherchiert, Medienberichte und exklusive Dokumente ausgewertet sowie mit Zeugen, Demonstrierenden, Journalisten, Politikern und Experten gesprochen. Die Ergebnisse deuten auf ein Versagen auf vielen Ebenen hin und zeigen, dass Social Media eine zentrale Rolle dabei spielte, warum die Stimmung auf und neben den Straßen eskalierte.
Viele der Erkenntnisse sind auch heute noch relevant, da sie einen Einblick in rechtsextreme Strukturen, die Polizeiarbeit und aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen geben. So entstand als journalistische Abschlussarbeit der Studierenden ein zeitgeschichtliches Dokument mit multimedialer Aufbereitung. Das Projekt erlangte indes auch überregionale Aufmerksamkeit: Nachdem sie 2020 für den Alternativen Medienpreis nominiert und beim Gutenberg-Recherchepreis extra gewürdigt wurde, gewann die News-Story der Studierenden nun den Coburger Medienpreis 2020.
Die umfangreiche Analyse der Aufmärsche und ihren Folgen ist abrufbar unter www.chemnitz.yournalism.de.
Text: Julia Walter, Annika Braun; Titelbild: Lucy Grünert