Das Internet bietet uns immer wieder die neusten Ideen und Innovationen. Immer beliebter ist derzeit das Ranking „Klout Score“. Mit ihm kannst du feststellen, wie populär du im Internet unterwegs bist.
Laut Klout Score hat Barack Obama derzeit den größten Online-Einfluss auf Social Media-Plattformen. Mit einem Wert von 99 liegt er vor Justin Biber (95). Doch was bedeutet das, wer ist für die Messung zuständig und welche Faktoren werden dabei berücksichtigt?
Wie funktioniert der Klout Score?
Der Klout Score ist ein Wert, der zwischen 1 und 100 liegen kann und für den Einfluss in der digitalen Welt stehen soll. Je mehr Personen einen Post liken und teilen, desto höher ist auch die Reichweite und analog dazu steigt auch der Klout Score. Doch wie genau der Wert errechnet wird, ist wie beim PageRank von Google Geschäftsgeheimnis. Die Klout Score-Website verrät nur so viel: Es werden, je nach Verifizierung, acht soziale Netzwerke mit insgesamt 400 Faktoren gemessen.
Mit höchster Wahrscheinlichkeit werden jedoch folgende Faktoren stark berücksichtigt:
Wie viele Freunde/ Fans hat ein User?
Wie viele Personen erreicht er mit seinen Bildern/ Videos/ Texten?
Wie groß ist die Resonanz (Likes/ Shares/ Retweets etc.)?
Wie groß ist die Interaktion (Austausch mit Freunden/ Fans durch z. B. Kommentare)?
Bei der Berechnung des Wertes werden verschiedene Attribute und Faktoren in ein Verhältnis gesetzt, so auch die Reaktionen der Profilbesucher mit der Menge an Inhalten, die ein Nutzer verbreitet. Auf der Klout-Seite wird folgendes, konkretes Beispiel genannt:
„For example, generating 100 retweets from 10 tweets will contribute more to your Score than generating 100 retweets from 1,000 tweets.“
Hier wird gezeigt, dass das Verhältnis der beiden Faktoren zueinander entscheidend ist, um seinen Wert zu erhöhen.
Wie erfahre ich meinen Klout Score?
Den persönlichen Klout Score kann jeder leicht erfahren. Dafür genügt die Anmeldung auf https://klout.com zum Beispiel mit dem Facebook- oder Twitteraccount. Nach erfolgreicher Anmeldung ist das persönliche Profil jedoch für alle anderen sichtbar, das heißt jeder kann den persönlichen aktuellen Klout Score einsehen. Das sollte also, genau wie die folgende Punkte, vorher bedacht sein.
Kritik an der Klout Score
Doch so hilfreich eine derartige Auswertungsseite auch sein mag, kritisieren Datenschützer das System. Sie geben zu bedenken, dass mit diesem Dienst ein weiteres großes Unternehmen Zugriff auf sehr viele, teils private Informationen aus sozialen Netzwerken erlangt.
Die amerikanische Zeitschrift „Wired“ hat ein paar weitere kuriose Auswirkungen des Klout Score beschrieben:
1. Ein junger Mann bewarb sich bei einer PR-Agentur in Toronto als Marketing-Manager. Die PR-Agentur schaute sich seinen Klout Score an, der nur einen Wert von 32 hatte. Ein Mitbewerber konnte jedoch einen Klout Score von 67 aufweisen und bekam stattdessen die Stelle.
2. In Las Vegas erhielten Besucher eines Hotels Gratis-Upgrades für bessere Zimmer, wenn diese einen hohen Klout-Wert vorweisen konnten. Das wiederum verbesserte dann auch den Klout-Index des Hotels. Prinzip: Einflussreiche werden einflussreicher.
Ein weiteres Problem ist, dass der Klout Score nicht nur einen selbst, sondern auch unbekannte oder befreundete Profilbesucher einschätzt:
„We also consider factors such as how selective the people who interact with your content are. The more a person likes and retweets in a given day, the less each of those individual interactions contributes to another person’s Score.“
Sprich: Je wählerischer der „Freund“ ist, desto höher wird seine Reaktion auf einen Beitrag (zum Beispiel liken oder retweeten) eingestuft. Somit werden andere User ebenfalls auf Grundlage privater Aktionen innerhalb eines sozialen Netzwerkes eingeschätzt, ohne davon Kenntnis zu haben.
Selbsttest
Wer mich kennt, weiß, dass auch ich ab und zu gerne mal auf Facebook kundgebe, wo ich mich gerade herumtreibe. Denn als Zauberkünstler ist man schon viel unterwegs. Im Schnitt poste ich ein- bis zweimal die Woche etwas, und das fast ausschließlich mit Bildern bereichert – ganz nach dem Motto: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.
Ich habe die letzten zwei Wochen beobachtet, wie sich mein persönlicher Klout Score verhält. Herausgefunden habe ich, dass man nur mit eigenen Posts, egal ob Texte oder Bilder, schnell Punkte für seinen Klout Score sammeln kann, während man beispielsweise bei Verlinkungen in einem Beitrag, der ebenfalls tolle Resonanz bekommt, nicht wirklich aufsteigt.
Im Internet habe ich oft gelesen, dass sich ein „immer wieder erneutes Einloggen“ auf der Klout-Seite positiv auswirken soll. Das habe ich selbst ausprobiert und festgestellt, dass das überhaupt nichts gebracht hat.
Wenn man jedoch dem Klout-Service weitere Zugänge auf möglichst viele soziale Netzwerke gewährt, wirkt sich das sehr positiv auf den eigenen Wert aus. Mein Klout Score beträgt aktuell 57. Der Durchschnitt liegt laut Klout-Webseite bei 40.
Fazit
Der Klout Score dient eigentlich nur dazu, den Vernetzungsgrad und die Interaktion einer Einzelperson mit den eigenen „Freunden“ abzubilden. Noch ist der Wert nur auf Quantität und nicht auf Qualität ausgerichtet. Darum sollte er wohl kein Kriterium einer Personalentscheidung sein. Denn der Wert sagt nichts darüber aus, ob jemand ein guter Mensch ist oder ob derjenige im realen Leben überhaupt nichts taugt.
Nach meiner persönlichen Auseinandersetzung mit dem Klout Score stelle ich fest: Wer einen zu hohen Wert vorweist, sollte sich mehr Gedanken machen, ob er nicht einmal wieder seine echten und realen Freunde mit irgendetwas begeistern möchte.
Text: Alexander Betz. Beitragsbild: Christopher Dilts, Lizenz: CC BY-NC-SA 2-0, Bearbeitung: Thomas Kraftschenko.