Alles andere als Kinderkram

von | 25. Februar 2010

"Regie-Neuling" Shane Acker erzählt mit seinem Computeranimationsfilm "9" eine Geschichte, abseits jeder familienfreundlichen Disney-Romantik. Ein Trickfilm für Erwachsene, der vieles richtig, aber leider auch einiges falsch macht.

Die Welt ist nur noch eine karge Wüste aus Schutt und Trümmern. Das Erbe eines apokalyptischen Krieges, der alles Leben vernichtet hat. Nummer 9, eine kleine mechanische Stoffpuppe, erwacht in der Ruine eines Wohnhauses. Neben ihm der leblose vertrocknete Leib seines Schöpfers, zu seinen Füßen ein mysteriöses blitzendes Objekt. Bei der Untersuchung seiner Umgebung trifft er auf Nummer 2, einen Artgenossen.

Doch währt die Freude des Aufeinandertreffens nur kurz: Ein katzenartiges, mechanisches Unwesen reißt und verschleppt Nummer 2, während Nummer 9 verwundet zurückbleibt. Er wird geborgen von einer kleinen Gruppe , welche sich in den Ruinen der Zivilisation versteckt hält und geleitet wird von dem strengen Anführer Nummer 1. 1 ist von dem neuen Mitglied alles andere als begeistert und verbietet strengstens dessen Vorhaben, Nummer 2 zu suchen. Dem Befehl von 1 zum Trotz, begibt sich 9, zusammen mit dem einäugigen 5, auf die Suche ihren Kameraden zu retten. Nach einem Weg voller Gefahren scheint ihr Ziel so gut wie erreicht, doch ein kleiner Fehler bringt sie in größere Gefahr als jemals zuvor.

Als Vorlage dient Oscar-nominierter Kurzfilm

Mit 9 feierte Shane Acker, nach diversen Kurzfilmen, sein großes Regiedebüt. Es basiert auf den von ihm 2005 produzierten gleichnamigen Kurzfilm, welcher mit diversen Auszeichnungen und sogar einer Oscar-Nominierung in der Kategorie „Animierter Kurzfilm“ gekürt wurde. Auch Tim Burton („Nightmare before Christmas“) war von dem einzigartigen und dunklen Stil des Kurzfilms so beeindruckt, dass er sich, zusammen mit Timur Bekmambetov („Wächter der Nacht“, „Wanted“), bereit erklärte, den Film zu produzieren.

Das besondere an „9“ ist, dass endlich ein Animationsfilm produziert wurde, der eindeutig an die erwachsenere Zielgruppe gerichtet ist und mit Themen wie Krieg, Tod, Kontrolle, aber auch Freundschaft arbeitet. Vom visuellen Standpunkt aus, kann „9“ durchaus überzeugen, und das obwohl es mit nur 30.000.000 Dollar Budget nur knapp ein Sechstel der großen Produktionen wie Pixars „Oben“ oder „Monsters vs. Aliens“ von Dreamworks zur Verfügung hatte. Es wird eine beeindruckende Welt geboten, die in ihrer Nachkriegsstimmung eine gewisse Ästhetik des Zerstörten bietet. Auch das Figurendesign ist sehr stimmig. Die kleinen „Sackgesichter“ schaffen es, wie Spielzeug und doch sehr lebendig zu wirken. Insgesamt wirkt es vielleicht nicht ganz so „organisch“ wie die Pixar-Filme, dennoch können vor allem die sehr gut choreografierten Actionszenen begeistern, wovon in „9“ auch genügend vorhanden sind.

Besonders die erste Hälfte ist nicht perfekt

„9“ ist eine Kinoversion des Kurzfilms von 2005, und genau darin liegt leider auch dessen größtes Problem: In den 90 Minuten wird nur ein wenig mehr Inhalt geboten, als es sein nur zehn Minuten kurzer Urfilm hat. Besonders die erste Hälfte des Films schwächelt, was die Charakterentwicklung betrifft, und wirkt leider viel zu hektisch. Zum größten Teil besteht diese nur aus Kampf und Verfolgungsabschnitten zwischen der Bestie und den Puppen, wobei die kurzen ruhigen Abschnitte einfach nicht ausreichen, um eine Basis für die Story oder die Figuren aufzubauen. Vielmehr dienten diese nur als Einleitung für die nächste Hetzjagd. Glücklicherweise legt sich diese Hektik etwas in der zweiten Hälfte, wenn den Figuren mehr Hintergrund gegeben wird und der Film einen passenderen Rhythmus gefunden hat.

Im Großen und Ganzen ist „9“ ein wirklich sehenswerter Film mit einigen Innovationen, leider aber auch nicht wenig verschenktem Potential. Endlich wird ein computeranimierter Film geboten, der nicht mit Disney-Romantik und süßen Tieren, sondern mit schnellen, dunklen und fast albtraumhaften Bildern und Themen wie Angst, Tod und Krieg überzeugt. Auch vom technischen Standpunkt aus kann „9“ seine Stärken zeigen. Zwar steht diese nicht ganz auf einer Ebene mit Big Playern wie Disney-Pixar oder Dreamworks, aber für einen Film mit nur wenig Budget kann „9“ nichts vorgeworfen werden. Der Film läuft ab heute in den Kinos.

<h3>Temudschin Geu</h3>

Temudschin Geu